Examensarbeit: Organisationen und Ereignisse in Naila zwischen 1933 und 1939

  • Hallo liebe Heimatforscher und Forumsmitglieder!


    Ich schreibe gegenwärtig eine schriftliche Hausarbeit (Umfang etwa 80 Seiten) über die Zeit des Nationalsozialismus in meiner Heimatstadt Naila. Nach insgesamt fast fünfwöchiger Recherchetätigkeit im Nailaer Stadtarchiv hat sich auf meinem Computer einiges an Material angesammelt (über 2000 Scans an Akten- und Zeitungsmaterial), woraufhin ich einige übergeordnete Aspekte formulieren musste. Bisher ist nahezu die gesamte Arbeit auf derartigen Primärquellen aufgebaut, da weder eine umfassende Monographie (zur Stadtgeschichte Nailas überhaupt!) noch eine Chronik (die den Zeitraum des NS näher beleuchtet) zu existieren scheint und ich bisher auch keine Publikation in Aufsatzform etc. gefunden habe.
    Bisher ist geplant, folgende Aspekte näher zu beleuchten (zufällige Aufzählung!): kurze Geschichte der NSDAP-Ortsgruppe Naila, Arbeitsdienst, Jugendorganisationen und das sog. "Hans Schemm-Jungvolkheim" (Ortsteil Froschgrün), der "Tag der deutschen Jugend" und "Sommersonnenwende", NS-Feiertage (1. Mai, NS-Prominenz-Besuche, Geburtstag Hitlers am 20. April, Gedenktag am 09. November, etc.), Wiesenfest und Bau des Schwimmbades. (+ evtl. noch: Stellung des Dekanatsbezirks Naila zur Politik der Nationalsozialisten, Luftschutz, Schutzhaft.)
    Da ich im lokalgeschichtlichen/ heimatkundlichen Tätigkeitsfeld jedoch getrost als "Neuling" bezeichnet werden kann, hoffe ich, den ein oder anderen wertvollen Tip oder auch Kritikpunkt bzgl. meiner Arbeit hier im Forum zu erhalten. Möglicherweise habe ich wichtige Ereignisse/ Aspekte vergessen (angesichts der geradezu erschlagenden Menge an Akten und Zeitungsmaterial würde mich das nicht wundern), evtl. kann mir jemand mit einschlägiger Sekundärliteratur (nicht unbedingt nur Monographien oder Aufsätze) weiterhelfen. Ich bin dankbar für jede Anregung oder auch konstruktive Kritik, herzlichen Dank dafür bereits im Vorfeld!


    Als neues Mitglied möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich seit meinem Beitritt die Webseite teilweise mehrmals täglich besucht habe, um sämtliche Beiträge zu lesen. Vom Fachwissen der Autoren und den wissenschaftlichen Diskussion hier bin ich wirklich (!) beeindruckt und freue mich auf neue Artikel...


    Herzliche Grüße!

  • Hallo und herzlich willkommen,


    schön, dass wir wieder ein neues Mitglied in unserem Forum begrüßen können und vielen Dank für Dein Lob alle Forumsmitglieder.


    Ich hoffe wir können Dir helfen und wünsche Dir auf diesem Wege für Deine Examensarbeit viel Erfolg. Es wäre schön, wenn Du uns, ab und zu, über Deine Nachforschungen berichten würdest.


    Viel Spaß im Forum
    Dieter

  • Hallo,


    Kann es sein, dass wir zwei uns schon einmal via Mail über deine Arbeit unterhalten haben? :)


    Wie dem auch sei: Vorsichtshalber schreibe ich dir trotzdem noch einmal eine kurze Antwort - immerhin hält doppelt ja bekanntlich besser. Ich selbst habe mich im letzten Jahr im Zuge meines Vortrages "Münchberg im Schatten des Reichsadlers" mit der braunen Zeit in unserer Region befasst, wodurch mittlerweile neben dem Vortrags-Maunskript auch eine Themenführung zur Zeit des NS-Regimes entstanden ist. Wie du weißt, wurden die beiden vormals eigenständigen Landkreise Münchberg und Naila zum "Gau Bayerische Ostmark" zusammengefasst, den man wiederum später in den "Gau Bayreuth" umbenannte und nochmals vergrößerte. Von der sogenannten "Gau-Leitung" in Münchberg existieren auch noch einige historische Ansichten. Solltest du zudem andere Photographien, Kartenmaterial, Prospekte oder Zeitungen als zeitgeschichtliche Quellen benötigen, kann ich dir gerne jederzeit die bereits von mir für meinen Vortrag zusammengetragenen Unterlagen zur Verfügung stellen.


    Was Münchberg angeht, wurden damals folgende Apsekte in meinem Vortrag beleuchtet: Allgemeine Vorgeschichte zur Gründung der (NS)DAP, Geschichte der Ortsgruppe Münchberg und Übernahme des Stadtrates durch Parteimitglieder, Organisation innerhalb der Ortsgruppe, Vorgehen gegen andere politische Vereinigungen, Parteiveranstaltungen, Ergebnisse von Wahlen und Volksabstimmungen im reichsweiten Vergleich, Parteinahe Organisationen (HJ, BDM, Reiter-SA, SS, Jungvolk etc.), Schulleben und Bildung im Zeichen der Rasse-Ideologie, Aktivitäten und Feiern der Ortsgruppe, Bauprojekte (Autobahnbau, Adolf-Hitler-Skibahn am Waldstein, Sommerbad, Ehrenmal auf dem Rohrbühl, Kriegerdenkmäler, Adolf-Hitler-Eichen), Industrie in der NS-Zeit, die Kirche, Antisemitismus, das KZ-Außenlager Helmbrechts und der Krieg (Fliegerangriff am 16.-17. August 1940)


    Wie gesagt, konnte ich vor allem im Münchberger Stadtarchiv viele bislang unbekannte Dokumente sichten (v.a. zum Thema Antisemitismus) und durch den Vortrag wurden zudem einige Zeitzeugen dazu ermutigt, wiederum ihre private Sammlung zu öffnen, weshalb mittlerweile auch einige Photos von Besuchen Hitlers aufgetaucht sind. Als einen besonderen Glücksfall betrachte ich es weiterhin, dass auf dem Dachboden des Stadtarchivs tatsächlich eine der 1940 über Münchberg abgeworfenen Leuchtbomben gefunden worden ist - vielleicht schreibe ich in der nächsten Zeit einmal einen gesonderte Artikel zu diesem Angriff, der immerhin als der bayernweit erste gilt.


    Melde dich einfach, sobald du etwas brauchst!


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • @ Dieter:


    vielen Dank für den freundlichen Empfang, selbstverständlich halte ich euch auf dem Laufenden.



    @ Adrian:


    vielen Dank für den umfangreichen Beitrag. Über Dein Projekt "Münchberg im Schatten d. Reichsadlers" (Stadtführung) habe ich in der Zeitung gelesen und wäre sehr interessiert am Manuskript, dem das Archivmaterial zugrunde liegt, vielleicht kannst Du es mir per Mail schicken? Da sich meine Arbeit jedoch direkt auf die Stadt Naila beziehen wird (eine Arbeit über die Geschichte des Gaus Bayerische Ostmark wäre ein Monumentalwerk, das sogar den Umfang einer Dissertation sprengen dürfte) kann ich natürlich nicht auf Details wie bspw. die Entstehung der NSDAP-Ortsgruppe Münchberg eingehen und auch Veranstaltungen außerhalb Nailas höchstens nebenbei erwähnen, wenn ich ihnen hinsichtlich meiner Themenstellung einen ausreichenden Bedeutungsgehalt zumessen kann.


    Was allerdings sehr wertvoll für mich sein könnte:
    - "wichtige" Parteiveranstaltungen NACH der Vereinigung der Kreise Naila und Münchberg m.W.v. 01. Juli 1938 bis Kriegsbeginn
    - Material über die HJ, da in Münchberg der Bann B29 seine Kommandostelle hatte (dem das DJ-Fähnlein "Schlageter" 1 Naila, Stamm 11, Jungbann B 1/29 unterstellt war)
    - UND BESONDERS: "Schulleben und Bildung im Zeichen der Rasse-Ideologie". Die Integration solcher Wissensinhalte in den Schulunterricht ist ja allgemein aus der Sekundärliteratur bekannt. Falls Du jedoch Material dazu hast, wie das konkret in unserer Region ausgesehen hat (vielleicht Stundenpläne, amtl. Schreiben, Zeitzeugenaussagen etc.) könnte ich das sehr gut in meine Arbeit integrieren.


    Eventuell kann ich Deinem Manuskript derartige Informationen entnehmen, vielen Dank bereits im Voraus für die Hilfe.


    Wann sollen wir uns per Mail über diese Arbeit unterhalten haben? Ich habe mein Vorhaben bisher hauptsächlich im persönlichen Gespräch (größtenteils mit Kommilitonen, Professoren und Nailaern) diskutiert. Möglicherweise hast Du mit einem Schüler, der eine Facharbeit über dieses/ ein ähnliches Thema verfasst hat (was wohl recht häufig vorkommt) geschrieben? Ich selbst habe vor etwa acht Jahren am Victor Klemperer-Wettbewerb teilgenommen und mich schon einmal (natürlich in sehr viel geringerem Umfang) mit der Stadtgeschichte Nailas befasst, war aber zu dieser Zeit noch kein regelmäßiger Internetnutzer...


    Mit besten Grüßen!

  • Hallo,


    Na dann wird's wahrscheinlich ein Schüler gewesen sein, der seine Facharbeit über das Thema schreiben wollte.


    Die HJ lässt sich in Münchberg erstmals am 28. Februar 1932 nachweisen, wobei die Zusammenlegung der beiden Unterbanne I und II zum Bann B 29 im Zuge der von Baldur von Schirach angestrebten Neu-Organisation 1933 stattfand. Die Mitglieder wurden daraufhin am 20. August nach einem Parademarsch hin zum Kriegerdenkmal (heute Klosterplatz) vereidigt. Nur ein Jahr später zählte die Gruppe bereits 755 Mitglieder, wobei sich 1939 noch ein zusätzlicher HJ-Streifendienst etablierte, der als eine Art "Hilfspolizei" fungierte. Wichtig ist auch, dass sich 1934 in der Wegners-Fabrik (später als Arbeitslager für den Autobahnbau benutzt) eine Jungbann-Führerschule "einnistete". Nähere Informationen zu all den vormals genannten Daten finden sich in den Ausgaben der MHTZ im Münchberger Stadtarchiv.


    Quellen zur Gestaltung des Unterrichts liegen mir in Form der Jahresberichte vor, in denen unter anderem auch aufgeführt wird, wie der Wochenablauf je nach Zeitpunkt geregelt worden ist. Zusätzlich dazu finden sich darin auch Informationen zu besuchten Ausstellungen, wie etwa der Schau "Blut und Rasse", die zusammen mit dem Deutschen Hygiene-Museum 1938 in der Turnhalle besucht werden musste.


    Ein weiterer interessanter Aspekt wäre sicher der Einsatz von Zwangsarbeitern in Naila und Umgebung und die Verlegung von Rüstungsbetrieben in die Gegend. Albrecht Bald schreibt immerhin von 619 Personen, die zum Arbeitseinsatz in Naila gezwungen worden waren und nennt als eine der Fabriken ein Zündapp-Werk, das Generatoren fertigte. (Bald, Alfred; Neblich, Esther: "Zwangsarbeiter in Oberfranken 1939-1945", C. u. C. Rabenstein, 2008, S. 31, 50)


    Studierst du in Bayreuth? Dann könnten wir uns ja einmal auf dem Campus treffen und ich dir die Daten auf einer CD mitbringen. Ansonsten stehen dir meine Bild- und Textsammlungen natürlich jederzeit offen, falls du einmal in der Nähe sein solltest.


    Liebe Grüße,


    Adrian

  • Wie du weißt, wurden die beiden vormals eigenständigen Landkreise Münchberg und Naila zum "Gau Bayerische Ostmark" zusammengefasst,

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Nicht die LANDKREISE, sondern die Parteikreise der NSDAP Naila und Münchberg wurden 1939 zum Parteikreis Münchberg-Naila zusammengelegt.


    Die Landkreise Naila und Münchberg als Verwaltungsbehörden bestanden dagegen neben diesen Parteikreisen unverändert weiter.


    Beide Landkreise waren 1939 durch Umbenennung der bisherigen Bezirksämter Naila und Münchberg entstanden, dabei wurde aus dem „Bezirksamtmann“ als Behördenleiter der „Landrat“.


    (Volkert, Wilhelm (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, München 1983, S. 45, 526, 530).


    Siehe dazu auch die Karte der Parteikreise "NS administrative Gliederung 1944" in Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Struktur_der_NSDAP

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Da ich im lokalgeschichtlichen/ heimatkundlichen Tätigkeitsfeld jedoch getrost als "Neuling" bezeichnet werden kann, hoffe ich, den ein oder anderen wertvollen Tip oder auch Kritikpunkt bzgl. meiner Arbeit hier im Forum zu erhalten. Möglicherweise habe ich wichtige Ereignisse/ Aspekte vergessen (angesichts der geradezu erschlagenden Menge an Akten und Zeitungsmaterial würde mich das nicht wundern), evtl. kann mir jemand mit einschlägiger Sekundärliteratur (nicht unbedingt nur Monographien oder Aufsätze) weiterhelfen. Ich bin dankbar für jede Anregung oder auch konstruktive Kritik, herzlichen Dank dafür bereits im Vorfeld!

    Im Anhang einige Notizen zu dieser Thematik.



    Herzliche Grüsse
    JWurdack

    Dateien

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • @ Adrian:


    herzlichen Dank für das Angebot mit der CD, das ist wirklich sensationell... ich "studiere" zwar offiziell noch in Bayreuth, bin aber nicht mehr regelmäßig an der Uni. Bist Du zufällig im 1. Semester und somit Dienstags 1800 zwangläufig wg. des Propädeutikums im GWII? Ich wäre nächsten Dienstag gegen Abend sowieso dort in einer Sprechstunde, dann könnten wir uns evtl. gegen 1745 am Haupteingang treffen...? Ansonsten nenne mir einen alternativen Termin, ich werde mich nach Möglichkeit richten. Beste Grüße!


    @jwurdack:


    auch Dir danke ich vielmals für Deinen Beitrag und besonders für das pdf-Dokument. Die einschlägige Literatur zu Naila ist mir natürlich bekannt und wie Du völlig richtig bemerkt hast geben die knappen Monographien von Schmeisser und Friedrich bzgl. der Jahre 1933-39 sehr wenig her und sind daher für mich de facto unbrauchbar. Dass Du Meyer nennst erstaunt mich wirklich, ich habe diese Arbeit erst sehr spät gefunden, da es keine Monographie ist, sondern eine gebundene ZA-Schrift, die lange Zeit im Magazin der Universitätsbibliothek schlummerte. Als grundlegende Informationsquelle ist diese ZA recht gut, das Problem ist allerdings, dass Meyer ca. 80% ihrer über 250 Seiten (für eine Zulassungsarbeit ein gewaltiger Umfang) der politischen Geschichte des Dritten Reiches widmet und dann am Schluss einzelne lokale Geschehnisse anführt, die teilweise mangelhaft interpretiert und nicht in einen sinnvollen Kontext eingeordnet werden. Weiterhin geht sie der Frage nach, inwieweit die Nailaer Zeitung, auf deren Artikel sie ihre Arbeit aufbaut, politisch/propagandistisch/ideologisch geprägt war oder ob von einer objektiven Berichterstattung gesprochen werden kann. Die Argumentation, die sie bezüglich dieses zweiten Punktes anführt ist jedoch sehr überzeugend und gut strukturiert.
    Die Biographie Tübels ist mir (neben der Tatsache, dass in Naila eine Straße nach ihm benannt ist) aufgrund der Archivarbeit bekannt, er war einer von insgesamt neun Nailaern die nach dem 30.I. als Schutzhäftlinge inhaftiert wurden.
    Die Monographie Neuhäußer-Wespys kannte ich bislang überhaupt nicht, daher ein doppeltes Dankeschön für diesen Tip.
    Besonders toll finde ich die Angabe der NS-Stadtratsfraktions-Angehörigen 1933 und die Statistik mit Einwohnerzahl, Konfessionszugehörigkeit etc. .
    Inwieweit ich auf Garnisonsstrukturen in Naila eingehen kann weiß ich leider noch nicht (ich habe auch bereits im Archiv Material darüber gefunden und eigentlich generell sehr an militärhistorischen Themen interessiert), aber ich danke Dir natürlich auch für diese Anregung und die bibliographischen Angaben. Darf ich fragen zu welchem Anlass Du Dich mit der Nailaer Stadtgeschichte beschäftigt hast? Beste Grüße!

  • Darf ich fragen zu welchem Anlass Du Dich mit der Nailaer Stadtgeschichte beschäftigt hast? Beste Grüße!

    Ich habe jahrelang in Schwarzenbach am Wald gewohnt. Bei der Beschäftigung mit der auch nur recht dürftig beschriebenen Geschichte dieses Raumes bin ich fast zwangsläufig immer wieder auf die damalige Kreisstadt Naila gestossen.


    Zur Wehrmacht in Naila habe ich während der Erarbeitung der Militärgeschichte Hofs einige Hinweise im Stadtarchiv Hof gefunden. Ich habe auch noch einige Details zur Militärgeschichte Nailas vor und nach der Wehrmacht anzubieten (Landwehr zu bayerischen Zeiten bzw. dann Bundeswehr) - falls hier Bedarf besteht.
    Außerdem versuche ich mich seit einiger Zeit an der Erstellung eines "Garnisonsatlasses" (Arbeitstitel) von Bayern, der nach Möglichkeit einigermassen vollständig alle Stationierungsorte in Bayern zumindest seit 1806 enthalten soll. Dabei sind natürlich auch einige Orte hier in Oberfranken mit aufzunehmen, darunter auch Naila.



    Beim Stöbern in lange nicht mehr beachteten Unterlagen bin ich noch auf ein paar Aspekte zum Thema "NSDAP in Naila und Umgebung" gestossen.


    Der Frankenwald war ja während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre ein absolutes Notstandgebiet. Das nutzten auch die Nazis aus und stellten z.B. 1932 ganze Wahlkampagnen eigens auf diese Notstandsgebietedes Frankenwaldes ab. Hierzu findet man einiges bei:


    Hambrecht, Rainer: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925-1933), (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 17), Nürnberg 1976.


    Hambrecht erwähnt auch mehrfach die Entwicklung der NSDAP im Nailaer Raum erwähnt. Der frühe Schwerpunkt der Nationalsozialisten scheint allerdings im Raum Schwarzenbach am Wald gewesen zu sein - hier gab es die "Döbraberg-kundgebungen" und mehrfache schwere Schlägereien zwischen NS-Anhängern und Gegner.


    Ich füge einige Notizen aus dieser Monographie in der Anlage bei.


    Aus der Sicht der KPD ist diese Entwicklung u.a. geschildert bei:


    Macht, Rudolf: Niederlage. Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung. Band 3/2 (1924 - 1945), Hof 1996.
    Macht beschränkt sich bei seiner Darstellung nicht nur auf Hof, sondern geht auch teilweise auf die umliegenden Landkreise ein.
    Ist aber sehr mit Vorsicht zu genießen. Macht schreibt einseitig aus Sicht eines ehemaligen KPD-Funktionärs, als Quellen benutzt er vor allem die (Lokal-) Presse.


    Objektiver und vor allem mit genauen Quellenangaben versehen ist:
    Eiber, Ludwig: Arbeiter unter der NS-Herrschaft. Textil- und Porzellanarbeiter im nordöstlichen Oberfranken 1933 – 1939 (= Miscellanea Bavarica Monacensia - Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München, Heft 86). München 1979.


    Auch hier füge ich einige Auszüge den Nailaer Raum betreffend bei.

  • Hallo David,


    schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Bin schon auf deine Arbeit gespannt. Du kannst dir ja denken, dass wir, wenn du fertig bist auch einen Vortrag von dir bei der RK haben wollen. ;)

  • @ jwurdack:


    Herzlichen Dank für die Literaturangaben und besonders natürlich für die Notizen im Anhang, wirklich phantastisch! Dein Projekt, einen Atlas mit sämtlichen Militärstandorten Bayerns anzufertigen finde ich sehr interessant, bestimmt ist das ein gewaltiger Zeit- und Arbeitsaufwand... Ich habe zwei Scans aus der "Nailaer Zeitung", die die kurze Einquartierung des 3. Btls./ 21. Inf.Rgt. Bayreuth am 20./21. März 1933 in Naila betreffen. Natürlich weiß ich nicht, wie detailliert Dein Korpus werden soll, wenn Du willst kann ich Dir das schicken. Auch habe ich eine Zusammenstellung der "Standorte des deutschen Reichsheeres und der kaiserlichen Marine" (Orte+Einheiten) im sogenannten "Jahrbuch des Soldaten" von 1916 vorliegen, darunter natürlich auch die bayr. Garnisonen. Falls Interesse besteht, kann ich Dir auch das demnächst zusenden. Informationen über Naila als Heeresstandort nehme ich natürlich gerne entgegen, allein schon aus persönlichem Interesse. Herzliche Grüße!


    @ Harald:


    Vielen Dank für deinen Tip, ich bin begeistert von der Hilfsbereitschaft hier. Gerne werde ich bei der RK einen Vortrag halten, wenn die Arbeit abgeschlossen ist. Nachdem sich scheinbar einige sehr für die Stadtgeschichte interessieren, könnte man mein Referat mit einer schönen Diskussionsrunde abschließen. Bis demnächst und beste Grüße!

  • Zitat

    [...] dann könnten wir uns evtl. gegen 1745 am Haupteingang treffen [...]


    Hallo David,


    Wunderbar, so machen wir's. Ich bringe dir die Unterlagen auf einer Silberscheibe mit.


    Liebe Grüße,


    Adrian

  • Informationen über Naila als Heeresstandort nehme ich natürlich gerne entgegen, allein schon aus persönlichem Interesse. Herzliche Grüße!

    Im Anhang die Daten, die ich zur Militärgeschichte von Naila zusammengetragen habe. Ist leider teilweise noch etwas unsystematisch und fragmentarisch.


    An den von Dir erwähnten Unterlagen bin ich sehr interessiert. Ich schicke Dir eine PN mit einer E-Mail-Adresse,an welche Du die Dateien schicken kannst.


    Viele Grüsse
    JWurdack

    Dateien

    • Naila-Mil.pdf

      (50,79 kB, 529 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Sehr geehrter Herr Künzel,


    im Stadtarchiv Hof ist leider nichts zu Ihrem Thema, hier hat man in den 1950er Jahren gründlicb aufgeräumt, d.h. Akten vernichtet. Vorhanden sind die kompletten Zeitungen aus der Zeit, also Hofer Anzeiger und Bayerische Ostmarkt bzw. ab 1943 deren Vereinigung Hofer NS-Zeitung. Bitte vor der Benutzung Termion vereinbaren, da die Zeitungen mikroverfilmt sind.


    Waren Sie schon im Staatsarchiv Bamberg? Dort gibt es Unterlagen aus dem ehemaligen Bezirksamt bzw. Landratsamt Naila und von der Regierung von Oberfranken, die vielleicht in Frage kämen.


    Dr. Albrecht Bald hat zusammen mit Frau Dr. Esther Neblich ein Buch über Arisierungen geschrieben, von Dr. Hambrecht gibt es eines über Fremdarbeiter in Oberfranken. In diesen Büchern kommt vielleicht auch Naila vor.


    Viele Grüße,


    Ihr Arnd Kluge


    Stadtarchiv Hof

  • Lieber Herr Kluge,


    vielen Dank für die Informationen! Ich werde in der vorlesungsfreien Zeit (ab Mitte Februar) einmal ins Stadtarchiv Hof kommen, da ich vor allem an den Zeitungen der Bayerischen Ostmark interessiert bin. Nach grober Fertigstellung der Arbeit ist es mir dann vielleicht anhand dieser Zeitungen möglich, etwaige verbesserungswürdige Abschnitte mit diesem Material anzureichern.


    Ein Besuch im Staatsarchiv Bamberg wäre mit Sicherheit aufschlussreich, für eine LA-Zulassungsarbeit erscheint mir mein bisher gesammeltes Aktenmaterial jedoch ausreichend. Die Korrespondenz zwischen der Stadtverwaltung und den anderen Behörden geht recht gut aus den Akten des Stadtarchivs Naila hervor. Das StA Bamberg wird jedoch meine erste Anlaufstelle sein, wenn es möglicherweise irgendwann darum geht, die Arbeit auszuweiten, vielleicht im Rahmen eines Dissertationsprojekts.


    Mir ist von Bald/ Neblich die Monographie "Zwangsarbeiter in Oberfranken 1939-1945. Die Verhältnisse im nördlichen Oberfranken (2008 )" bekannt. Meinen Sie dieses Werk? Genau wie Hambrechts "Fremdarbeiter in Oberfranken (2000)" beschäftigt es sich jedoch hauptsächlich mit den Verhältnissen nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Meine Arbeit beschränkt sich jedoch auf die Zeit bis 1939.
    In Naila selbst wurden übrigens auch einige französische Kriegsgefangene als Arbeitskräfte eingesetzt (Arbeitskommando 3387 des Stalag XIII B. in Weiden/Opf., Major Schmittlein/ Major Herzer), vor allem in der Landwirtschaft. Sehr schön rekonstruierbar und interessant sind die Maßnahmen zur Unterbringung, Versorgung, Freizeitgestaltung, Fluktuation etc. Auch einige eher "amüsante" Ereignisse gehen aus den Akten hervor... (dieses Thema wäre es ebenfalls wert, einmal zumindest kurz dargestellt zu werden, vielleicht schreibe ich irgendwann einmal einen kleinen Aufsatz)


    Mit freundlichen Grüßen,
    Daniel Künzel

  • Hallo, es gibt Neuigkeiten: meine Examensarbeit wird gerade korrigiert, die Note werde ich jedoch vermutlich erst im Dezember erfahren, bisher habe ich nur eine kurze Rückmeldung via Email erhalten.


    Nun aber die für einige von euch sicherlich interessantere Nachricht:
    Eine leicht überarbeitete Fassung der Arbeit wird demnächst in der Zeitschrift des "Historischen Vereins von Oberfranken" veröffentlicht. Der Schriftleiter, den ich persönlich recht gut kenne, meinte, dass sich möglicherweise noch in der Ausgabe von 2012 ein Platz dafür findet. Allgemein scheint das Interesse groß zu sein, einmal eine Studie über einen weitgehend tabuisierten Zeitraum zu veröffentlichen, dazu kommt, dass bisher wohl selten einzelne Kapitel der Nailaer Stadtgeschichte derart detailliert beleuchtet wurden. Die Abgabefassung meiner Arbeit wies (wider Erwarten) knapp 120 Seiten auf, der Umfang stieg aufgrund der obligatorischen Formalia allerdings stark an.
    Obwohl ich dem LNV in seiner Gesamtheit bereits in der Einleitung der Arbeit meinen Dank ausgedrückt habe, möchte ich an dieser Stelle nochmals einigen ganz besonders für ihre wertvollen Hilfestellungen danken!


    Ich bin selbst gespannt, wann genau die Veröffentlichung erfolgt, scheinbar geschieht die Zusammenstellung der abzudruckenden Aufsätze immer sehr spontan...


    Herzliche Grüße,
    D. Künzel

  • Hallo David,


    es freut mich, dass dir hier so viele helfen konnten. Besonders gespannt bin ich auf das Ergebnis. Dein Angebot einen Vortrag zu halten, nehme ich gerne an. Über einen geeigneten Termin sollten wir uns gesondert unterhalten, bzw. du kannst mir ja Termine zumailen. Ich würde dann einen in die Jahresplanung bei mir aufnehmen. Für die Note wünsche ich dir nur das Beste.

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