Beiträge von Arnd Kluge

    Der Feudalismus ist nicht wie die heutige Zeit durch allgemein gültige Gesetze geregelt, sondern durch individuelle Abmachungen. Man muss in jedem Einzelfall nachschauen, welche Rechte und Pflichten ein Bauernhof hatte. Sind die Urkunden und Amtsbucheinträge für den einzelnen Hof verloren, so hat man Pech gehabt. Auch die Höfe im Umland waren sicherlich Fronhöfe, aber vielleicht für andere Herren, gewöhnlich aus dem niederen Adel (Freiherren usw.). Dann empfiehlt es sich, bei diesen Herren nachzuforschen. Adelsarchive gibt es in Privatbesitz oder in Staats- und Stadtarchiven.
    Die Ämter der Markgrafen verwalteten die Rechte der Markgrafen in einem bestimmten Gebiet. Dazu zählten Abgaben, Frondienste, Steuern, Gerichtsbarkeit usw. Was im Einzelfall dazu gehörte, muss konkret erforscht werden und änderte sich auch ständig, z.B. durch Kauf oder Verkauf von Rechten (oder auch durch Verpfändung). Die Ämter waren keine Behörden mit klarer Zuständigkeit wie heute. Die Amtmänner hießen z.B. Landeshauptmann, Klosteramtmann oder ähnlich. Die Bezeichnung "Schultheiß" ist mir aus dem markgräflichen Gebiet nicht bekannt. Ein Schultheiß, den es zum Beispiel im Osten Deutschlands gab, wäre auch lediglich ein Dorfältester, kein Amtmann, denn dieser war für eine ganze Region zuständig.
    Ein "Hof", woanders auch "Hufe" genannt, ist die Größe eines Bauernhofes, von der eine Familie leben konnte. Das ist keine Maßeinheit, sondern eine ungefähre Einschätzung, die je nach Fruchtbarkeit, Region, Anbaupflanzen usw. verschieden war. Ein halber Hof, Viertelhof usw. ernährte eine Familie zur Hälfte, zu einem Viertel usw. In diesem Fall, hatte die Familie also noch Nebenerwerbe, z.B. Weberei. Die Hofteilungen gingen meist von den Bauern aus (Erbfälle), rein theoretisch könnten sie aber auch von den Lehensherren ausgegangen sein (Heimfall, falls die Bauernfamilie ausstarb).

    Im Landesamt für Denkmalpflege in Memmelsdorf gibt es zu jedem archäologischen Fund ein mehr oder minder ausführliches Dossier. Es lohnt sich, dort anzufragen, was zu dem Ossecker Fund vorhanden ist. Mit Glück etwas mehr, als publiziert worden ist.

    Das Hofer Landbuch von 1502 harrt der Neuedition. Meines Wissens gibt es außer der Veröffentlichung Christian Meyers aus dem Ende des 19. Jahrhunderts nichts hierzu. Meyer ist bekannt als oberflächlicher Bearbeiter, der nicht ortskundig war und daher viele Fehler gemacht hat. Einen Editionsversuch unternahm Dr. Friedrich Ebert, der aber über ein unveröffentlichtes Manuskript nicht hinaus kam. Ein Faksimile des Landbuches plus Abschrift sind im Stadtarchiv Hof vorhanden. Es wäre schön, wenn sich mal jemand an die Arbeit machen würde.

    Die alte These, dass die Dampfmaschine eine wesentliche Voraussetzung der Industrialisierung war, ist nur teilweise richtig. In der Schwerindustrie stimmt sie uneingeschränkt. In der Textilindustrie in Sachsen stimmt sie nicht (Wasserkraft), in der Hofer Region stimmt sie. In der Porzellanindustrie ist sie durchweg falsch, hier war Dampfkraft zwar eine Unterstützung bei der Expansion der Fabriken, aber keine Voraussetzung zum Betrieb; bis 1914 gab es Porzellanfabriken, die mit Holz gebrannt haben. Dass man in der Hofer Region erst so spät Dampfkraft eingeführt hat, ist eindeutig auf die Eisenbahnen zurückzuführen, da eine Dampfmaschinen mit Holz nicht rentabel zu betreiben war, man also Kohle aus Zwickau bzw. Böhmen benötigte. Warum man vorher keine Wasserkraft genutzt hat (Ausnahme: Röthenbach-Elisenfels), erklärt sich zum einen durch die fehlende Wasserkraft (im Erzgebirge ist einfach mehr vorhanden), dann auch dadurch, dass alle relevanten Plätze an den Flüssen bereits durch Mühlen vergeben waren. Aber: Warum hat man diese nicht aufgekauft? Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass man die Löhne mangels Konkurrenz anderer Gewerbe so weit drücken konnte, dass man immer noch rentabel Textilien produzieren konnte. Beleg: Sobald es zur Industrialisierung kam, hatten die Textilkaufleute genug Geld, um große Fabriken zu gründen. Sie hatten es vorher mit den von ihnen verlegten Textilern verdient. Man wich auch auf Gewebe aus, die von Maschinen damals noch schwer herzustellen waren. Dadurch konnte die Handweberei sogar noch bis in die 1870er Jahre wachsen! Deutschland als Billiglohnland, nicht als HighTech-Standort, eine erfrischende Perspektive, die bis zur Gegenwart so manches erklärt am deutschen "Wirtschaftswunder".

    Für Literatur in bayerischen Bibliotheken ist der BVB zuständig (Internet: gateway bayern). Für Literatur anderer Bundesländer benutzt man den Internetkatalog KVK. Die Literatur im Stadtarchiv Hof ermittelt man über den OPAC der Fachhochschule Hof. Archivalien sollten sich im Stadtarchiv Hof (Internet-Findbücher auf der Homepage), im Stadtarchiv Münchberg (Frau Michel) und anderen Kommunalarchiven (Gemeinden anfragen) der Region befinden, außerdem im Staatsarchiv Bamberg und im Bergamt in Bayreuth. Zu empfehlen ist, diesen Einrichtungen jeweils eine E-Mail zu schicken. Natürlich macht das nur Sinn, wenn man nach Konkretem sucht, eine Anfrage wie "Habt Ihr was zum Bergbau in der Hofer Region?" ist sinnlos.

    Der AK trifft sich das nächste Mal am 30. März 2015 um 18.30 Uhr in der Absolvenstube der Meinels Bas, Vorstadt 13 in Hof. Themen sind ein Büchlein, mit dem die britischen Besatzungstruppen 1945 auf die deutsche Bevölkerung vorbereitet wurden, und Hans Merker und seine angedachte Ehrung in Hof. Außerdem wurden mehrere Personen eingeladen, die sich in jüngster Vergangenheit mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Hof beschäftigt haben.


    Achtung: DER AK SUCHT NACH BELEGEN FÜR WIDERSTAND GEGEN DEN NATIONALSOZIALISMUS IN HOF UND UMGEBUNG: WER KANN ETWAS BEISTEUERN?

    Eine Versicherung hat der LNV nur für seine Mitglieder abgeschlossen und auch nur für Veranstaltungen des Vereins, nicht aber für private Initiativen der Mitglieder. Ansonsten greift nur die Ehrenamtsversicherung des Freistaates Bayern. Eine Stollenbegehung kann der LNV meines Wissens nicht einfach so durchführen, weil man dazu die Erlaubnis der Denkmalpflege bzw. des Bergamtes und der Eigentümer braucht. Das kann kompliziert und langwierig werden.

    1. Selbst wenn man slawische und nichtslawische Keramiken nicht leicht oder gar nicht auseinander halten kann: Aus der Hofer Region (nördlich des Waldsteins) gibt es auch fast keine Keramik, die bislang als "nichtslawisch" klassifiziert wurde.
    2. Die Argumente über den geringen Siedlungsabfall treffen sicherlich zu, man hat nicht so viel weggeworfen wie wir heute. Allerdings müsste dieser Abfall dann auch in anderen Gegenden winzig sein. Aus der Bamberger Gegend und vielen anderen haben wir aber recht viele Siedlungsabfälle aus der Zeit vor 1000 überliefert. Das deutet doch darauf hin, dass dort (viel) mehr los gewesen ist.
    3. Bis ins 19. Jahrhundert entscheidet man sich bei der Niederlassung in der Regel nach der landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit einer Region oder ihrer Ertragsfähigkeit im Bergbau. Beides ist in der Region Hof weniger gegeben als im Umland. Also liegt es nahe, im Umland zu siedeln, das damals noch bei weitem nicht völlig mit Menschen angefüllt war. Die Besiedlungstätigkeit ab etwa dem Jahr 1.000 war dann eine vom Adel systematisch gesteuerte, weil der in Deutschland keine anderen Regionen mehr fand, wo er sich hätte neue Herrschaftsgebiete erschließen können. Sie verlief bis ins Spätmittelalter sehr langsam, d.h. die einfachen Leute waren zunächst nur in geringer Zahl in die Region zu bringen.

    So wie Schwarz und andere die Ortsnamen der Hofer Region slawisch gedeutet haben, so hat Heinrich Schuberth sie germanisch gedeutet. Schuberth gilt heute nichts mehr, weil er nur Heimatforscher und mit NS-Vergangenheit behaftet war. Die anderen sind Doktoren oder Professoren und werden deshalb mehr geschätzt. Wie gehen sie vor? Man nehme ein Wort in der gewünschten Sprache, das für einen Namen in Frage kommen könnte (Personenname oder Geländeformation oder Flora und Fauna) und das eine ähnliche Form hat wie der Ortsname, dessen Herkunft man "beweisen" möchte, und schon ist der Beweis fertig, dass es sich um einen slawischen oder germanischen Ortsnamen handelt. Das ist beliebig, genauso könnte man beweisen, dass die Ortsnamen der Hofer Region alle indischen Ursprungs sind. Man beweist das, was man schon voraussetzt, indem man die Sprache auswählt, die für die Herkunft des Ortsnamens in Frage kommt. Einige Forscher "beweisen" sogar, dass manche Namen (von Flüssen und Bergen) "alteuropäischen" Ursprungs seien (früher sagte man "Indogermanisch"). Dann könnte man (so suggerieren diese Forscher) schließen, dass die Hofer Region seit Urzeiten besiedelt ist.


    Sorry, aber das ist Kaffeesatzlesen. Wo sind die archäologischen Beweise für die angeblichen alteuropäischen, slawischen oder germanischen Siedlungen? Es gibt sie nicht. Da alle Menschen ihren Müll hinterlassen, müsste man diesen auffinden, wenn es ihn denn gäbe. Wir haben aber bisher so gut wie nichts aufgefunden. Ein kleines bisschen aus der Jungsteinzeit, ein einziges Gräberfeldchen bei Osseck aus der Hallstattzeit, dann praktisch nichts mehr bis gegen das Jahr 1000 nach Christus. So lange wir keine eindeutigen archäologischen Überreste finden, bliebt alles Spekulation.

    Am Sonntag, den 20.7.2014, um 14.00 Uhr wird der renovierte Wartturm wieder eingeweiht. Ich werde im Auftrag der Stadt Hof einen kurzen Vortrag halten, der in etwa dem hier beigefügten Manuskript entsprechen wird.
    Arnd Kluge

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    Klar kann man die Ehrenurne ausstellen - mit entsprechenden Erläuterungen halt. Wir haben sie in einer Sonderausstellung zur NS-Zeit vor einigen Jahren gezeigt, denn Richard Neumann hatte neben dieser "Urne" noch eine zweite für die "Helden des NS-Regimes" gefertigt, die aber nicht mehr vorhanden ist. Die "Ehrenurne" zeigt anschaulich den gleitenden Übergang von einem "nationalen" Denken zum nationalsozialistischen. Mehr zu Richard Neumann enthält ein Nachlassbestand des Stadtarchivs Hof.

    Die Diskussion ist sehr interessant. Ich habe dazu bisher keine klare Meinung. Mich würde sehr interessieren, was andere davon halten. Einige Beispiele:


    - Bei der Diskussion über die Umbenennung der Dietlein-Straße haben einige (auch hier im Forum) argumentiert, man solle die Umbenennung lassen, weil man damit die Duskussion unterdrücke (Stichwort: Aufarbeitung). Geht es hier nicht auch um Unterdrückung, nämlich der damaligen Plakate? Wenn die Schüler diese nicht gezeigt hätten, wäre es bestimmt nicht zu einer Diskussion gekommen.


    - Karl Bedal ist ein beliebter Künstler der Region. Er malte vor 1945 schon in demselben Stil (sagen wir "Heimatstil") wie später, zum Beispiel malte er die Hofer Kaserne um 1936 im militaristischen Sinne aus. Darf man jetzt keine Bedal-Bilder mehr ausstellen? Oder nur noch mit einer distanzierenden Bemerkung? Der Hofer Künstler Georg Max Hofmann hat idyllische Tier- und Landschaftsbilder gemalt. Er war ein überzeugter Nationalsozialist und hatte auch entsprechende Positionen. Die Idylle und klassische Malweise seiner Bilder störten das Regime nicht oder passten gut zu dessen Kunstauffassung, wenn man auch an den Bildern nicht direkt erkennen kann, dass ihr Schöpfer nationalsozialistische Gedanken vertrat. Nach 1945 malte er genauso weiter. Muss man bei jedem Kunstwerk seinen Entstehungszusammenhang und die Person des Künstlers berücksichtigen? Auch bei einer Ansicht der Kösseine in Öl? Darf man sich nicht an einer klassischen Malweise erfreuen, weil andere Künstler (Stichwort "entartete Kunst") verfolgt wurden? Propagiere ich NS-Gedankengut, indem ich Bilder in klassischer Malweise von Georg Max Hofmann ausstelle? Oder bin ich selbst ein verkappter NS-Anhänger, weil ich diese Bilder schön finde und sogar selbst eines gekauft habe?


    - Auf Fotos in der Werbung und in deutschen Modezeitschriften sind die Models sehr oft blond. Muss man jetzt alle Modezeitschriften verpflichten, nach Proporz braune, schwarze und rote Models zu bringen? Denn bekanntlich propagierten die Nationalsozialisten ja Blondheit als ihr Ideal. Wer "political correct" sein möchte (z.B. Otto-Katalog, da international vertrieben), nimmt neben den Blonden und Hellhäutigen ein paar Farbige (aber nicht zu dunkel!), obwohl es in Deutschland kaum Farbige gibt, aber dieser starke Kontrast belegt die politische Korrektheit am deutlichsten. Indianer oder Asiaten hingegen kommen im Katalog nicht vor, weil ihr Schönheitsideal offenbar nicht werbefähig ist. Dabei gibt es wahrscheinlich viel mehr Asiaten in Deutschland als Farbige. Der Versuch, nicht rassistisch zu wirken, endet so in der Diskriminierung anderer, oder?


    Ich sehe die Gefahr, unbewusst NS-Ideale zu übernehmen, ich sehe aber auch die Gefahr, hier in eine absolute Gewissens- und Verhaltenskontrolle zu geraten. Endet das nicht in einer Verkrampfung, wie der, wenn man in jedem Satz versucht, Männer und Frauen gleichermaßen anzusprechen (Stichwort "großes Binnen-I", z.B. "LäuferInnen" statt "Läuferinnen und Läufer")? Wie soll man sich verhalten? Im Übrigen hat der Nationalsozialismus ja auch nichts selbst erfunden, sondern seine Lehre und Praxis aus Versatzstücken anderer Lehren und Praktiken gebastelt. Wenn ich Anklänge an den Nationalsozialismus völlig streichen will, streiche ich dann nicht einen erheblichen Teil unserer Geschichte?


    Wer hilft?