Hallo Loni,
Ich denke, die Frage nach der Sauberkeit des Wassers stellt sich nicht unbedingt: Wenn die Fleihbrücken nachgewiesen werden können und demnach gesichert existierten, ist das ein Fakt. Ob es indes tatsächlich etwas brachte, die Kleidung in verunreinigten Bachläufen zu spülen, sei dahingestellt, doch werden damals nicht viel andere Möglichkeiten existiert haben.
Ein Beispiel aus Münchberg: Die Wasserversorgung datiert hier bei den ältesten Teilen (gemauerte Kanatsysteme unter der Ludwigstraße) in das 18. Jahrhundert. Ca. einen Meter hohe Gewölbegänge unterquerten damals den Markt und dienten als eine Art cloaca maxima, die den Unrat in die nahe Pulschnitz beförderte. Daneben konnte durch Holzrohre geschleustes Quellwasser aus zwei bis drei Schächten an verschiedenen Brunnen innerhalb der Stadt geschöpft werden. Auch hier fleihte man die Kleidung nach dem Waschen mittels hölzerner Konstruktionen an der Pulschnitz aus, wovon sich noch einige Ansichten aus den 1920er Jahren erhalten haben. Wenngleich zu dieser Zeit bereits mehrere Fabriken in den Bach entwässerten, hatte man demnach schlicht keine andere Möglichkeit, als darauf zurückzugreifen - zumal ein anderes Verständnis von "Sauberkeit" vorherrschte. Es ging nicht darum, blütenreine Hemden zu haben, sondern lediglich den gröbsten Dreck zu entfernen. Die heute verbreitete Auffassung, dass "Perls", "Anti-Flecken-Kraft" etc. wirlich alles aus der Kleidung herausbekommen müssen, war noch vor 90 Jahren vollkommen unbekannt.
Liebe Grüße,
Adrian