Die "Hofer Windmühle"

  • Hallo zusammen,


    Ich möchte im nächsten Jahr einen "etwas anderen" Vortrag halten, in dessen Zuge ich die "beliebtesten Mythen und Märchen" zu entschlüsseln versuche (z.B. "Der unteriridische Gang in Münchberg", "Münchberg und das Kloster", "Wie der Teufelsbrunnen am Haidberg zu seinem Namen kam" etc.) Ein Rätsel, das ich bislang noch nicht entschlüsseln konnte, ist die Nennung einer Windmühle am Kreuzberg bei Münchberg. Durch Zufall bin ich nun im Buch "Mühlen und Müller in Franken" auf eine Zeichnung der "Hofer Windmühle" gestoßen, die laut Angabe der Kulturwarte von 1983 entnommen wurde - in der Bayerischen Bibliographie finden sich dazu die Angaben "Händel, Fred, Jahrgang 30, 1984". Der Autor bezieht sich ebenso bei der Nennung der Mühle (um 1850) auf diesen Aufsatz, weshalb ich ihn wirklich gerne persönlich lesen würde. Wenn in Hof eine Windmühle existierte, steigen natürlich die Chancen, dass an der "Sage" von der Windmühle bei Münchberg ebenfalls etwas dran sein könnte.


    Um auf den Punkt zu kommen: Ich wäre jedem, der im Besitz dieses Heftes ist, wirklich sehr dankbar, wenn er/sie mir den vierseitigen Aufsatz einscannen und zuschicken könnte!


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • Hallo nochmal,


    Nun habe ich mir die Ausgabe dennoch selbst besorgen können - die Universität Bayreuth hat einen sehr breiten Fundus an heimtkundlichen Schriften... Hier kurz ein kleiner Zwischenbericht:


    Das Gesuch zur Errichtung einer Windmühle in Hof wurde am 17. August 1848 vom Müllergesellen Christoph Weidner vorgebracht und vermutlich schon 1849 bewilligt. Am 19. Mai 1851 wird jedoch bereits davon berichtet, dass der "Windmüller" Weidner Konkurs anmelden musste. Nachdem die Mühle den Besitzer gewechselt hat und vermutlich um 1855 abgebrannt ist, erstellte man noch im gleichen Jahr einen Neubau, der wiederum vor 1860 abgerissen worden ist. (Händel, Fred: "Die Hofer WIndmühle", in: "Kulturwarte", 30. Jahrgang, 1984, S. 15-18)


    Des weiteren gab es auch innerhalb des Fichtelgebirgshufeisens einige Windmühlen, von denen Dieter Arzberger in seinem empfehlenswerten Buch "Mühlen und Müller im Sechsämterland" zu berichten weiß.


    Mittlerweile konnte die Münchberger Stadtarchivarin Martina Michel sogar ein Dokument aus dem Jahre 1714 ausfindig machen, in dem von einer Windmühle in Münchberg die Rede ist - am Mythos scheint also tatsächlich etwas dran zu sein! Es bleibt spannend!


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • Vor vielen Jahren habe ich in einer alten Ausgabe des Archivs für Geschichte von Oberfranken einen Aufsatz über dynastische Verbindungen der Markgrafen von Brandenburg - Bayreuth mit dem damaligen Fürstentum Ostfriesland und dem dortigen Geschlecht der Cirksena in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelesen. (Friedrich Heinrich HOFMANN, Brandenburg-Bayreuth und Ostfriesland, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken Band 30 Heft 1 (1927), S. 137-155).


    Wenn ich mich recht entsinne, wurde darin erwähnt, daß es im nordöstlichen Oberfranken einige Überreste von Windmühlen geben soll, die nach ostfriesisch-holländischen Vorbild gebaut sind. Das Vorkommen dieses Mühlentyps soll in Bayern sonst nirgends nachweisbar sein. Hier könnte ein Gedanke sein, daß von jener Verbindung her ein möglicher Einfluß auf diese für Oberfranken sehr eigenartige Mühlenbauart besteht.


    Leider habe ich diesen Band des Archivs nicht vorliegen, so daß ich den genauen Wortlaut nicht nachprüfen kann.

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Hallo jwurdack,


    Vielen Dank für diesen mehr als hilfreichen Hinweis! Da sich das Archiv des HVO mittlerweile in der Universitätsbibliothek befindet, kann ich mir den Aufsatz sicher über diesen Weg besorgen.


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • Der Aufsatz im AO von 1927 befasst sich mit dynastischen Verbindungen, von Windbmühlen ist darin keine Rede.


    In Hof gab es noch eine kleine Windmühle, nämlich bei der Gartenbaugenossenschaft Hof am Geigengrund von 1920 bis 1979 (in Betrieb bis 1966), um Wasser aus einem Brunnen zu schöpfen. Nach dem Anschluss an das Wasserleitungsnetz wurde die Windmühle abgebaut und verschrottet. (Siehe mein Buch "Die Genossenschaften der Hofer Region..." auf Seite 145.)


    Heute gibt es ja viele Windmühlen in unserer Region, die als besonders windreich gilt. Warum war das früher nicht der Fall?

  • Der Aufsatz im AO von 1927 befasst sich mit dynastischen Verbindungen, von Windbmühlen ist darin keine Rede.


    Dann trügt mich da meine Erinnerung, man wird langsam alt. Irgendwo habe ich aber etwas über diese angeblich einmaligen Windmühlen in Oberfranken gelesen - es könnte in einem Band der "Kunstdenkmäler" gewesen sein, z.B. in dem Band über Wunsiedel (Die Kunstdenkmäler von Bayern: Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz, 1954).

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Heute gibt es ja viele Windmühlen in unserer Region, die als besonders windreich gilt. Warum war das früher nicht der Fall?

    Wo es stetig fließende Gewässer mit genügend Gefälle gab, war die Nutzung der Wasserenergie einfach effektiver. In trockenen Gebieten, wie z.B. auf den trockenen Höhen der Fränkischen Schweiz (z.B. Betzenstein) gab es durchaus auch Windmühlen.

  • Nun, den im Aufsatz von Herrn Händel abgedruckten Akten zufolge wurde als eine Begründung für den Bau einer Windmühle angeführt, dass im Falle eines trockenen Sommers die Saale, die die Mehrzahl der Hofer Mühlen antrieb, derart austrocknete, dass ein Betrieb der Einrichtungen nicht mehr möglich war. Ob jedoch diese Tatsache der Grund für die schnelle Zustimmung des Stadtrates zum Baugesuch gewesen ist, konnte ich bislang nicht herausfinden.


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • Ich habe die Quelle wiedergefunden, in der von der möglichen Verwandschaft oberfränkischer Windmühlen zu ostfrieschischen Windmühlen die Rede ist. Es war, wie ich vermutete, in der Reihe der "Kunstdenkmäler". Den entsprechenden Passus füge ich als pdf-Datei bei.

    Dateien

    • Windmühle.pdf

      (84,29 kB, 183 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Hallo zusammen,


    Im Zuge meiner Artikelserie "Historischer Landkreis Münchberg" ist in der letzten Woche ein Beitrag zur Geschichte der Münchberger Windmühle erschienen, die ich nach ausführlichen Recherchen im Münchberger Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Martina Michel nachweisen konnte. Den entsprechenden Text, der aufgrund der Publikationsform in einer leicht verständlichen Sprache gehalten ist, findet ihr im Anhang.


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner

  • Hallo Adrian,


    in anderem Zusammenhang (Dolomit) bin ich bei Gümbel, Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Band 3, S. 294, auf eine sog. Windmühle bei Hof gestoßen, die ich (noch) nicht lokalisieren kann. Gümbel schreibt: "Dieses Lager setzt nach einer kleine Unterbrechung in den Bierkellern am Saalufer unterhalb der Brücke in Hof fort und endet in einem früher stark betriebenen Steinbruch an der sog. Windmühle bei Hof." Diese Beschreibung deutet auf die Steinbrüche am Sand hin, allerdings habe ich bisher keine Hinweise auf eine Windmühle evtl. an der alten Plauener Strasse gefunden. Bist Du bei Deinen Recherchen in dieser Gegend fündig geworden?



    viele Grüße


    Rainer

  • Die Windmühle befand sich oberhalb bzw. westlich des heutigen Theaters in Richtung Ernst-Reuter-Straße. Der "Windmühlenweg" entlang der Bahnstrecke erinnert noch an sie.
    Auf der historischen Karte (Uraufnahme 1808-1864 ) ist nordwestlich der Windmühle eine Struktur zu erkennen, bei der es sich um einen Steinbruch gehandelt haben könnte.
    Windmühle und Steinbruch liegen genau in der Verlängerung einer Linie ausgehend von der Unteren Steinernen Brücke über die Bierkeller im Bereich der heutigen Scherdel-Brauerei, die flussabwärts (also unterhalb) der Brücke am damaligen Saaleufer (vor dem späteren Saaledurchstich) lagen.
    Die Erwähnung bei Gümbel bezieht sich somit auf diese Windmühle.

  • Hallo,


    zur Ergänzung:
    Im Stadtplan von Hof von 1893 ist eine Flurbezeichnung "Windmühle" südlich des Schützenhauses (heute etwa Freiheitshalle) enthalten. In diesem Bereich wurde dann der 1894 eingeweihte Schlachthof errichtet, auf dem Stadtplan von 1899 ist die Bezeichnung "Windmühle" nicht mehr zu finden.
    Im Stadtplan von 1930 ist erstmals der "Windmühlenweg" verzeichnet, offensichtlich tatsächlich nur als Weg (gestrichelte Linien), im Plan von 1936 wird der "Windmühlenweg" als Strasse mit durchgezogenen Linien geführt.
    Siehe dazu die beigefügten Ausschnitte.


    Grüße
    Jörg

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