Umstrittene Straßennamen in Hof - Relikte des nationalsozialistischen Regimes

  • Über die Rolle des Heimatforscher Dr. Ernst Dietlein im nationalsozialistischen Regimes und der Diskussion zur Benennung eine Straße in Hof nach Dietlein wurde im Thread " Verdiente Heimatforscher" bereits diskutiert:



    Aktuelle Diskussion zur Benennung eine Straße in Hof nach Dietlein:


    http://www.frankenpost.de/loka…hof-stadt/art2390,1985662



    Dabei wurde auch die Rolle von Ferdinand Porsche, sowie die Benennung einer Straße nach Ferdinand Porsche in Hof angesprochen. Durch die Zusammenfassung der Beiträge als Zitate möchte ich die Diskussion gerne in diesen Thread umleiten.









    Bei Wissenschaftlern und Ingenieuren sieht man gerne über ihre Verstrickungen mit totalitären Systemen hinweg.
    Andererseits wären die Diktatoren ohne willige Helfer ziemlich aufgeschmissen.


    Ob im Fall Porsche 1948 schon alle heute bekannten Details zur Verfügung standen, ist fraglich.


    Auch finde ich nicht, dass die Diskussion "aus dem Ruder" läuft, da es sich bei der Namensgebung einer Straße um ein aktuelles Hofer Problem handelt.
    Allerdings ist es wieder dieses leidige Thema "Nationalsozialismus", mit dem man sich eben schwer tut.


    Aber vielleicht wäre dieses Thema einen eigenen Thread wert und müsste nicht unter "verdiente Heimatforscher" abgehandelt werden ...


    Was hiermit geschehen ist. Ich hoffe alle sind mit dieser Lösung einverstanden. :!: :?:


    Viel Spaß an der weiteren Diskussion.



    Beste Grüße Dieter

  • In diesem Zusammenhang ist es eventuell von Interesse sich einmal anzuschauen, welche Straßen zwischen 1933 und 1945 umbenannt wurden oder 1945 wieder umbenannt wurden.
    Was ich darüber bisher in Erfahrung gebracht habe, ist in anhängender PDF-Datei zusammengefasst.


    Zu den Hofer Straßennamen siehe auch:
    http://www.stadt-hof.org/stadtplan_dyn/str_name/str.htm

  • Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei Veröffentlichungen hinweisen:


    Arnd Kluge, Straßennamen als Spiegel der Stadtgeschichte am Beispiel der Stadt Hof bis 1933 (Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger, Nr. 320), Bayreuth 2004


    Damile Herrmann, Nazifizierung und Entnazifizierung am Beispiel der Straßennahmen in Hof, in: Miscellanea curiensia II (41. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins...), Hof 1999, S. 113-130

  • Nachdem sich das Magazin "Kontraste" der ARD mit dem Namen der Hofer Kaserne beschäftigte, gibt es offenbar, innerhalb der Bundeswehr Bestrebungen, die "General-Hüttner-Kaserne" in Hof umzubenennen.


    Nachdem dieses Thema hier schon beim Thema "Verdiente Heimatforscher" angesprochen wurde, nachfolgend das entsprechende Zitat:





    Auch die Frankenpost hat sich mit der Hofer Kaserne in der Ausgabe vom 1. Dezember 2012 erneut beschäftigt.


    LG Dieter


    PS: siehe auch diesen Beitrag von Jörg:


    Da wir im Zusammenhang mit Dietlein in diesem Thema auch schon die Umbenennung der Hofer Kaserne angerissen haben, hier die neueste Entwicklung:


    http://www.frankenpost.de/loka…r-Kaserne;art2390,2199596


    ...


  • Die Frankenpost vom 12.12.2012 berichtet auf Seite 7 erneut über die General-Hüttner-Kaserne in Hof. Demnach steht eine Umbenennung bevor.


    "Eine Namensänderung für die General-Hüttner-Kaserne in Hof steht offenbar bevor. Wie Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats durchblicken ließ, ist die Bundeswehr derzeit auf der Suche nach einem anderen Namensgeber.
    ...
    Der Rathauschef erläuterte dazu, dass die Bundeswehr seines Wissens das entsprechende Verfahren eingeleitet habe. Und: "Sie will es zeitnah zu Ende bringen." Die Stadt sei am Verfahren nur am Rande beteiligt; zum Prozedere werde es auch gehören, eine Stellungnahme des Stadtrats einzuholen. Selbstverständlich müsse der neue Name unstreitig sein, betonte der OB.""




  • Da könnten wir doch im Forum unverfängliche Vorschläge für eine neue Namensgebung der Kaserne sammeln, die natürlich einen Bezug zum Militär haben sollten. Wie wäre es denn mit


    - Kaspar von Waldenfels-Kaserne. Herr von Waldenfels war der Hofer Amtshauptmann zur Zeit des Hussitenkriegs, immerhin eine der ersten militärhistorische fassbaren Begebenheiten der Hofer Stadtgeschichte


    oder


    - Oberst Christoph von Zedtwitz-Kaserne. Der Oberst leitete die Vertidigung der Stadt 1553.


    oder


    - Johann Daniel von Schmidt-Kaserne. Der Kammerherrn auf Gattendorf war während des siebenjährigen Kriegs Oberkriegskommissar in Hof und schaffte es durch seine geschickte Vorgehensweise Hof einigermassen unbeschadet durch diese Kriegshändel zu bringen.


    oder


    - Capitän von Söchting-Kaserne. Er war nach dem Übergang Hofs an Bayern ab 1811 der erste Militärkommandant der Stadt


    und schließlich völlig unverdächtig und auch noch die Emanzipation der Frauen betonend:


    - Anna Sophie Unger-Kaserne. Die Tochter eines Hofer Webermeister trat im April 1813 unter dem Namen "August Unger" in das Lützowsche Freikorps ein.

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • ....bei Waldenfels an den Politiker etc. pp.


    Wobei ich ziemlich sicher bin, dass der Waldenfels aus der Hussitenzeit mit dem Politiker Waldenfels nicht direkt verwandt ist, da Waldenfels der Jüngere erst 1968 adoptiert wurde.
    Andererseits könnte sich Hof damit ein Alleinstellungsmerkmal schaffen: Man tauft die Kaserne nach Kaspar von Waldenfels und das Finanzamt nach Georg von Waldenfels als ehemaligen Finanzminister.

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Wäre eine lustige Idee.


    Das Wort "Alleinstellungsmerkmal" kann ich langsam nicht mehr hören!
    Alles muss "einzigartig" in Deutschland oder am besten noch: auf der ganzen Welt sein, sonst ist es ja nix!
    Genügt es denn nicht, z.B. einfach einen sehr schönen Park zu haben???
    Es wertet nämlich die Sachen ab, die in Hof sehenswert sind, auch wenn sie in anderer Form in anderen Städten auch zu finden sind.


  • Die Diskussion um die Umbenennung der Hofer Kaserne scheint abgeschlossen zu sein. Auch der Hofer Stadtrat hat sich für den neuen Namen "Oberfrankenkaserne" ausgesprochen. Immer heftiger wird nun aber in der Öffentlichkeit über die Umbenennung einzelner Straßen diskutiert. Vielleicht hat ja auch die Diskussion hier in unserem Forum etwas dazu beigetragen.


    Der Langnamenverein aus Hof hat nun einen neuen Arbeitskreis gegründet (siehe hierzu auch den Beitrag von Eva unter "Sonstiges" ), welcher sich mit der NS-Vergangenheit in Hof beschäftigen wird. Der Artikel über die Gründungsversammlung in der Frankenpost vom 5. Februar 2013 hat bereits zu einer weiteren Diskussion, auch im Online-Portal der Frankenpost, geführt. Auch haben Äußerungen über die Rolle des ehemaligen Hofer OB Högn zu neuen Diskussionen und Erkenntnissen geführt.


    Wie weiter berichtet wird, entscheidet der Stadtrat von Hof noch im Frühling über weitere Umbenennungen von Straßen (z.B. "Dr.-Dietlein-Straße"). Auch wurde das Projekt "Stolpersteine" des Künstlers Dennig erneut ins Gespräch gebracht. Hier sollen Betonsteine mit einer Kantenlänge von 10 cm, versehen mit einer beschrifteten Messingplatte, an relevanten Stellen die "braune Vergangenheit" in Erinnerung rufen.


    Der neue Arbeitskreis trifft sich wieder am 4. April in der Meinels Bas in Hof. Weitere Informationen können interessierte bestimmt bei Dr. Kluge erhalten. Ich hoffe, das uns Dr. Kluge auch hier im Forum über die Arbeit des neuen Arbeitskreises berichten wird. Ich wünsche dem Arbeitskreis viel Erfolg.


    Gruß Dieter


  • erklärt der Geschichtsforscher und Hofer Stadtarchivar Dr. Arnd Kluge in einem Interview, welches Jan Fischer für die Frankenpost Hof geführt hat.


    Dr. Arnd Kluge erläutert, warum er die Umbenennung der Dr.-Dietlein-Straße für überfällig hält:


    "Dr. Dietlein war eindeutig ein Nationalsozialist - das ist bis 1943 nachweisbar; es geht unter anderem aus Unterlagen zur Entnazifizierung hervor. In der NS-Zeit hat Dietlein vier Bände zur Hofer Stadtchronik verfasst. Daraus lässt sich schließen: Die Bezeichnung "Aktivist" ist für ihn zutreffend." und "In den Unterlagen findet sich bei ihm Propaganda. Er hat den Nationalsozialismus hochleben lassen. An Gewalttaten war er nicht beteiligt."


    Gleichzeitig bedauert Dr. Kluge, dass "Namen von Widerstandskämpfern aus Hof kaum bekannt sind." und erklärt dazu:,


    "Der Arbeitskreis des Langnamenvereins will Formen des Widerstands und der Distanzierung zum Naziregime herausarbeiten. Das Problem ist, dass bislang kaum Namen von Hofer Persönlichkeiten bekannt sind. Nach dem Krieg wurden eine Straße, eine Brücke und ein Sportplatz in Hof nach Hans Merker, Ewald Klein und Philipp Heller benannt. Alle drei waren als Kommunisten im Widerstand aktiv. In allen drei Fällen hielt jedoch die Bezeichnung nicht lange und wurde wieder geändert."


    Das vollständige Interview findet Ihr in der Frankenpost vom 13. Februar 2013


  • Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN/ BdA) hat ein Faltblatt herausgebracht, welches sich mit den Hofer Widerstandskämpfern beschäftigt. Grund dafür ist, das über Verfolgung und Widerstand in Hof noch kaum geforscht- beziehungsweise bekannte Informationen bisher verschwiegen wurden.


    Das Faltblatt wird überall in Hof verteilt. Wer es zugesandt haben möchte, kann es unter Telefon 09284/801536 oder E- Mail: nanne-wienands@gmx.de anfordern.


  • Mit großer Mehrheit hat der Hofer Stadtrat, mit acht Gegenstimmen, auf seiner Sitzung vom Freitag, 28. Juni 2013 beschlossen den Straßennamen für den bekennenden Nazi zu belassen. Eine Hinweistafel soll zukünftig über den früheren Archivar aufklären.


    Wird durch diese Hinweistafel Dr. Dietlein nicht noch aufgewertet? Also das Gegenteil von dem erreicht, was Ziel der monatelangen Diskussion war.


    Gruß Dieter


  • Ich schließe mich dem nachstehend zitierten Kommentar dazu aus der Frankenpost-online an:


    "Hof ist wieder einmal dabei sich zu blamieren.
    Mit der dürftigen Argumentation der Verdienste um Hof hätte man auch die "Adolf-Hitler-Strasse" belassen können. Hitler und seine Parteigänger haben doch auch so viel für Hof getan:
    - den Autobahnanschluss
    - die erste Freiheitshalle (nicht umsonst damals Adolf-Hitler-Halle)
    - die Jugendherberge
    - die Kaserne usw."


    http://www.frankenpost.de/loka…ren-Namen;art2390,2663868

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.

    • :)
    • :(
    • ;)
    • :P
    • ^^
    • :D
    • ;(
    • X(
    • :*
    • :|
    • 8o
    • =O
    • <X
    • ||
    • :/
    • :S
    • X/
    • 8)
    • ?(
    • :huh:
    • :rolleyes:
    • :love:
    • :pinch:
    • 8|
    • :cursing:
    • :wacko:
    • :thumbdown:
    • :thumbup:
    • :sleeping:
    • :whistling:
    • :evil:
    • :saint:
    • <3
    • :!:
    • :?:
    Maximale Anzahl an Dateianhängen: 10
    Maximale Dateigröße: 3 MB
    Erlaubte Dateiendungen: bmp, gif, jpeg, jpg, pdf, png, txt, zip