Die Hohenzollern als Landesherrn

  • @ Harald Stark


    Vielen Dank für den hervorragenden link/Bericht.


    Herr Stark,
    Frau Dr. Sabine Weigand-Karg berichtet in ihrer Dissertation auch über die Erwerbspolitik der Zollern im Obermainland. Dabei führt sie für Friedrich IV für das Jahr 1318 unter anderem den Erwerb von,


    „1318 Hof und das Regnitzland mit Oberkotzau, Konradsreuth, Gefell, Hirschberg an der Saale, Trössen, Mißlareuth, Regnitzlosau, Posseck, Schwarzenbach an der Saale, Selbitz, Berg, Eichigt, Steben, Naila, Zöbern, Wiedersberg, Sachsgrün, Blintendorf, Münchenreuth, Roßbach, Pilgramsreuth, Rehau, Leupoldsgrün, Marlesreuth, Sparnberg, Issigau, Ahornis“
    an.


    Gibt es für diesen Erwerb Unterlagen und/oder Urkunden. Bemerkenswert ist der Hinweis auf die Erwerbungen von Friedrich IV um 1318 deshalb, da dies die erste ursprüngliche Erwähnung Leupoldsgrün wäre und damit vor der bis heute bekannten ersten urkundliche Erwähnung von Leupoldsgrün im Jahre 1335.


    Wir müssten dann die Heimatgeschichte meiner Heimatgemeinde umschreiben. :thumbsup:


    Liebe Grüße
    Dieter Heinrich

  • Hallo Dieter Heinrich,
    die einschlägigen, in der Monumenta Zollerana veröffentlichten, Urkunden vom 15. Mai 1318 nennen leider nur ganz pauschal "die Stat ze dem Hofe vnd daz Lant ze Regenitz, vnd alles daz dar zcv gehort". Von Leupoldsgrün ist darin nicht die Rede.
    http://www8.informatik.uni-erl…unde/NO=1118/BASE=Zollern
    http://www8.informatik.uni-erl…unde/NO=1119/BASE=Zollern
    Sabine Weigand-Karg nennt als Quelle ihres Zitats (S. 74, Anm. 31) Adolf Schwammberger: Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken bis 1361, Erlangen 1932, S. 56 f., S. 61 und S. 69. Vielleicht hilft ein Blick in dieses Werk weiter.
    Beste Grüße
    Harald Stark

  • Hallo,
    habe vorhin mal im Stadtarchiv vorbei geschaut und einen Blick in das Büchlein von Adolf Schwammberger: Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken (bis 1361) geworfen. Da kommt auf S. 57 tatsächlich Leupoldsgrün vor und zwar als Zugehörung des 1318 von den Nürnberger Burggrafen erworbenen Regnitzlandes. Und zwar in Anmerkung 4 zu den Erwerbungen im Bayreuther Kern. Dort heißt es:
    "Siehe „Meranische Erbschaft", bes. Anmerkung 6 und M. Z. II 530, 531, 540, 575. — Es mag zweifelhaft sein, ob Hof und das Regnitzland hier (als Erwerbungen) anzuführen sind, nachdem sich einerseits die Ansprüche der Burggrafen bereits von der Meranischen Erbschaft herleiten (siehe Reitzenstein a.a.O. Seite 21) und andererseits die vollständige Erwerbung durch die Burggrafen erst 1373 Juni 1 erfolgt (Reitzenstein-Reuth a. a. O. Seite 56). Doch beginnt mit der Anerkennung ihrer Lebensherrlichkeit durch den Vogt von Weida die eigentliche Einflußnahme der Burggrafen auf Hof und das Regnitzland. Dieser Einfluß hat sich immer mehr gesteigert (siehe auch Reitzenstein a. a. O. Seite 48 ff), bis schließlich die Vögte von Weida ganz ausgeschaltet waren (1373). — Als zum Regnitzland gehörig, wie es in der burggräflichen Urkunde 1318 verstanden wurde, gibt v. Reitzenstein-Reuth [a. a. O. S. 28] folgende Orte an: Kotzau (Oberkotzau, A. G. Hof), Konradsreuth (A. G. Hof), Gefell (A. G. Ziegenrück), Hirschberg (a. d. Saale, A. G. daselbst), Trossen (A. G. Hirschberg), Mißlareuth (A. G. Plauen), Regnitzlosau (A. G. Rehau), Posseck (A. G. Ölsnitz-Vogtl.), Schwarzen-bach a. d. Saale (A. G. Hof), Selbitz (A. G. Naila), Berg (A. G. Hof), Eichich (Eichigt, A. G. Ölsnitz), Steben (A. G. Naila), Naila (A. G. daselbst), Zobern (A. G. Plauen), Wiedersberg (A. G. Ölsnitz), Sachsgrün (A. G. Ölsnitz), Gattendorf (A. G. Hof), Trogen (A. G. Hof), Töpen (A. G. Hof), Blintendorf (A. G. Ziegenrück-Hirschberg), Münchenreuth (A. G. Hof), Roßbach (ö. Hof, bei Adorf), Pilgramsreuth (A. G. Rehau), Rehau (A. G. daselbst), Leupoldsgrün (A. G. Hof), Marlesreuth (A. G. Naila), Sparenberg (Sparnberg, A. G. Ziegenrück), Issigau, (A. G. Naila), Gottmannsgrün (w. Roßbach), Lichtenberg f A. G. Naila), Maries (Ahornis, B. A. Münchberg — über die Deutung dieses Namens siehe Ziegelhöfer und Hey, a.a.O., Seite 135)."
    Schwammberger bezieht sich bei seiner Aussage zum Umfang des Regnitzlandes im Jahr 1318 auf Hermann Frhr. v. Reitzenstein-Reuth: Das Regnitzland bis zur Erwerbung durch die Burggrafen von Nürnberg 1373, München 1888. Und dieser erschließt denselben ebenfalls aus jüngeren Belegen. Also muß die Geschichte von Leupoldsgrün doch nicht umgeschrieben werden. ;(
    Beste Grüße
    Harald

  • ...Schwammberger bezieht sich bei seiner Aussage zum Umfang des Regnitzlandes im Jahr 1318 auf Hermann Frhr. v. Reitzenstein-Reuth: Das Regnitzland bis zur Erwerbung durch die Burggrafen von Nürnberg 1373, München 1888. Und dieser erschließt denselben ebenfalls aus jüngeren Belegen. Also muß die Geschichte von Leupoldsgrün doch nicht umgeschrieben werden. ;(


    Harald Schirner



    Erst einmal vielen Dank, auch für die Mühe dies alles rauszusuchen. Wäre mir bestimmt schwer gefallen, bin nun mal kein „Historiker“ sondern nur Computermann. :P


    Ist aber schon Schade. :cursing: Hätte doch gerne Leupoldsgrün noch etwas älter gemacht! Ist immer gut fürs Ansehen der Gemeinde. :whistling:


    Bei der Auflistung der Gemeinden fällt mir auf, dass der gesamte Bereich um Helmbrechts, Schauenstein, Neudorf, Ahornberg, Almbranz fehlt. Wurde dies damals nicht zum Regnitzland gehörig gerechnet, während Naila, Selbitz und Steben eingezogen sind?


    Wie war es mit Münchberg?


    Kennen Sie eine „Karte“, eine Skizze über das „Regnitzland" aus der Zeit des Überganges von den Vögten von Weida auf die Burggrafen von Nürnberg?


    Und dann hätte ich noch eine Frage. Stimmt es, dass die Burggrafen von Nürnberg den Vögten von Weida nur einen Teil des „Kaufpreises“ ausgezahlt haben und dass deshalb der Vogt von Weida zahlreiche Ortschaften in unserer Region gegen Ende des 14. Jahrhunderts überfallen und zerstört hat. So dass zahlreiche "Wüstungen" entstanden sind? Auch gerdae in der Gegend um Leupoldsgrün, Schauenstein ... :?: Wobei, dann müsste aber doch Schauenstein zum erworbenen "Regnitzland" gehört haben!?


    Liebe Grüße


    Dieter

  • Hallo zusammen,


    Dieter, wenn du dich mehr mit den Vögten von Weida befassen willst, empfehle ich dir die "Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege" Band 11/12, 1963. Das Werk enthält unter anderem den Aufsatz "Urkunden zur Burgenpolitik der Vögte von Weida, Plauen und Gera im 13. Jahrhundert" von Dr. Walther Ludwig. Vielleicht könnte er dir ja weiterhelfen! (Unter anderem ist auch ein Transkript der Urkunde enthalten, in der erstmals ein "Rudegerus de Sparrenhecke" auftaucht, datiert 1223)


    Liebe Grüße,


    Adrian

  • ... "Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege" Band 11/12, 1963. Das Werk enthält unter anderem den Aufsatz "Urkunden zur Burgenpolitik der Vögte von Weida, Plauen und Gera im 13. Jahrhundert" von Dr. Walther Ludwig. Vielleicht könnte er dir ja weiterhelfen!

    Hey, Danke.
    Wie komm ich da ran?
    Dieter

  • Lieber Dieter Heinrich,
    um Ihre Fragen zu beantworten, müsste man tiefer in die Geschichte des Regnitzlandes eingearbeitet sein. Das bin ich jedoch leider nicht. Es gibt aber eine große Menge von Literatur zum Thema, die sicherlich auch in Hof zu haben ist.
    Die Monumenta Zollerana ist auf der Seite von Prof. Stoyan komplett abrufbar. Allerdings sind alle Urkunden laufend durchnummeriert und man hat leider auf eine Konkordanz zur Nummerierung in den Bänden verzichtet. Das Ortsregister der Internetseite ist leider nur bedingt brauchbar und das Ortsregister der Bände, das übrigens recht brauchbar ist, nützt einem Online nichts, weil ja die Nummerierung nicht übereinstimmt. So wird man nach wie vor auf die gedruckte Fassung zurückgreifen müssen.
    Beste Grüße
    Harald Stark

  • hallo ms-ave,
    wenn ich Deinem Link richtig gefolgt bin, führt dieser zu einem Band der Monumenta Zollerana. Insgesamt sind es jedoch 8 Bände + 1 Registerband.
    Dieser Link führt zur digitalen Form der Monumenta Zollerana, die ich bei meiner Antwort oben verwendet habe.
    Gruß
    Harald

  • Danke,


    ich bin begeistert, soviel neue Informationen wie ich über das Forum in den letzten Tagen erhalten habe, habe ich in den letzten Jahren nicht gefunden. :thumbsup:


    Muss mich nun erst einmal zurückziehen und lesen, lesen, … ^^ ^^


    Was ich auch sehr interessant finde, ist die Tatsache, was alles an Informationen, vor allem auch alten Büchern und Urkunden, im Internet zu finden ist. :thumbup:


    Vielleicht würde sich ja mal ein Projekt „Heimatgeschichte im Internet“ lohnen.


    Vielen Dank und liebe Grüße Dieter

  • Hallo Dieter,


    dein Zitat:


    Und dann hätte ich noch eine Frage. Stimmt es, dass die Burggrafen von Nürnberg den Vögten von Weida nur einen Teil des „Kaufpreises“ ausgezahlt haben und dass deshalb der Vogt von Weida zahlreiche Ortschaften in unserer Region gegen Ende des 14. Jahrhunderts überfallen und zerstört hat. So dass zahlreiche "Wüstungen" entstanden sind?


    Ich habe mal in der Frotscher Chronik gestöbert und habe einige Eintragen gefunden:


    1314
    H.Hofner in FPH vom 9.06.1973
    Im Verlauf einer Fehde der Vögte von Weida
    gegen den Markgrafen von Meissen und den Burg-
    grafen von Nürnberg wird ein grosser Teil der
    Rittersitze um Hof zerstört. Nr. 86


    1354-1358
    DGH 1 S. 128 In den 3 "Vogtländischen Kriegen" zwischen
    einerseits dem Markgrafen von Meissen, dem
    Burgrafen von Nürnberg und dem König von
    Böhmen sowie anderseits den Vögten von Weida
    werden u. a. die Raubschlösser Gattendorf
    und Posseck zerstört. Nr. 96


    1402
    DGH 1 S. 161 Die Vögte von Weida fallen bei Berg in das Reg-
    nitzland ein, stecken Köditz in Brand, rauben
    und plündern in den Dörfern um Hof. Nr. 117

  • Hallo Dieter,


    dieser Albert Frotscher hat die Chronik der Gemarkung Steben vom Jahr 1000 n. Chr. bis 1850 geschrieben. Er stütze sich dabei auch auf die Fellertschronik, welche ja leider nicht mehr vorhanden ist, und auf die Chronik das Georg Heinrich Spörl, welcher der 1. Lehrer an der Stebener Bergbauschule unter Alexander von Humboldt war.
    Ich habe beide Chroniken in digitaler Form. In den Chroniken geht es nicht nur um Steben alleine, sondern es wird auch über den Nordwald, den Radenzgau, das Regnitzland usw. berichtet. Auch die Missionierung und Aufzeichnung von früheren Völkern hier im Frankenwald kommt nicht zu kurz. Beide Chroniken zusammen haben Hunderte von Seiten. Soviel kann man gar nicht lesen!!
    Gruß Eva

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