Von Werner Rost Frankenpost
Markgraf verkauft Stebener Soldaten
Unabhängigkeitskrieg | Der
Bayreuther Herrscher hat im Jahre 1777 Großbritannien im Kampf gegen die
aufständischen Kolonisten in Nordamerika unterstützt. Mit an der Front
waren Männer aus dem Frankenwald.
Bad Steben - Einige
bislang weitgehend unbekannte Details über die Beteiligung fränkischer
Soldaten an den Kampfhandlungen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
hat der Bad Stebener Geschichtsvereins-Vorsitzende Wolfgang Heger
herausgefunden. Heger stieß bei Nachforschungen über die Geschichte der
Bad Stebener Schützengesellschaft auf interessante Dokumente.
"Im
Staatsarchiv Bamberg ist zu finden, dass es in Hof ein
Landwehrbataillon gab, zu dem die im Jahre 1744 gebildete
Schützenkompanie Untersteben gehörte", erklärt Heger. Diese hätten sich
von den anderen Soldaten durch grüne Uniformen unterschieden. In einer
alten Militärkarte aus dem Jahre 1789 fand er sogar das damalige
Schützenhaus eingezeichnet, das im Bereich der heutigen Kuranlagen
stand.
Der damalige Landesherr, der Bayreuther Markgraf Christian
Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach, ist als Patronatsherr
auch in der Bad Stebener Wehrkirche St. Walburga verewigt. Heger
verweist auf ein ölgemaltes Wappenbild mit den Initialien des Markgrafen
aus dem Jahre 1775.
Hoch verschuldeter Landesherr
"Im
Jahre 1777 verkaufte der hoch verschuldete Markgraf Soldaten an die
britische Krone, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen George
Washington kämpfen sollten", schreibt Heger in seiner Abhandlung.
Dieser Markgraf war ein Vetter des britischen Königs Georg III.
Die
Verhandlungen über eine militärische Unterstützung führten der
britische Oberst William Faucitt und der Minister Karl Freiherr von
Gemmingen Ende Januar 1777 in Ansbach. "Am 1. Februar 1777 wurde ein
,Subsidienvertrag‘ vorgelegt, der zwei Tage später von Markgraf Carl
Alexander unterzeichnet wurde", berichtet Heger. Die Vereinbarung habe
zwei Infanterie-Regimenter umfasst, außerdem eine Jäger-Kompanie und
noch etwas Artillerie, die für einen Betrag von jährlich 45 000
Bancothalern in den Dienst des britischen Königreichs gestellt wurden.
"Insgesamt dienten ungefähr 30 000 deutsche Soldaten dem britischen
König Georg III. im Kampf gegen die amerikanischen Aufständischen",
bilanziert der Geschichtsforscher. "Nur wenigen ist heute noch bekannt,
dass sich auch etwa 2500 fränkische Soldaten unter diesen deutschen
Truppen befanden", betont Heger.
Viele der angeworbenen Soldaten
seien Freiwillige gewesen, die das Geld und das Abenteuer in die
unbekannte Ferne gelockt habe. Andere seien zum Militärdienst gezwungen
worden. Es habe auch Männer gegeben, die durch den Dienst Straffreiheit
für kleinere Vergehen erhielten. "Unter den Soldaten, die nach Amerika
gebracht wurden, befanden sich laut der Chronik von Georg Heinrich Spörl
auch junge Männer aus Steben", erklärt Heger.
Der Morgen des 28.
Februars 1777 habe für viele junge Männer aus dem Bayreuther Land mit
einem Marsch nach Ansbach begonnen. Dort seien weitere junge Soldaten
dazugestoßen. Am 7. März 1777 habe der Markgraf die Truppe feierlich
verabschiedet. Nach einem weiteren Fußmarsch bis Uffenheim hätten die
Soldaten in Ochsenfurt am Main Schiffe bestiegen.
Meuterei auf dem Main
Dort
kam es zu einer ersten Meuterei. Einige fürchteten, mit den kleinen
Binnenschiffen nach Amerika übersetzen zu müssen. Andere wurden bei der
Musterung getäuscht, als man ihnen sagte, sie würden auf der Seite der
Amerikaner für deren Freiheit kämpfen. Allein vom Bayreuther Regiment
desertierten 40 Soldaten.
Die Truppen selbst bestiegen an der
holländischen Küste englische Dreimastschiffe, um nach drei Monaten
entbehrungsreicher Reise in der Nähe von New York von Bord zu gehen.
"Viele
Soldaten aus Ansbach-Bayreuth fielen in den Schlachten oder starben in
Folge von Krankheiten", erklärt Heger. Im Jahre 1781 gerieten die
fränkischen Truppen nach der Niederlage in Yorktown in Gefangenschaft.
Sie seien in Gefangenenlager nach Williamsburg und Fredericksburg
gebracht worden, wo die Haftbedingungen schlecht waren und viele
erkrankten. Daher seien während der Haft mehr Soldaten gestorben als im
Krieg. Deutsche Siedler, die in der Nähe wohnten, hätten zur Versorgung
der Häftlinge beigetragen.
"Am 15. Mai 1783 zogen die
markgräflichen Truppen aus Frederikstown ab, wobei sie offensichtlich
von der ortsansässigen Frauenschaft nur äußerst ungern verabschiedet
wurden", berichtet Heger. Über Philadelphia und Long Island ging es
zurück in die Heimat. Am 30. August 1783 erreichten die Schiffe Dover,
nach dem Umstieg auf andere Schiffe gingen die Soldaten am 11. September
in Cuxhaven von Bord. Bei der abschließenden Musterung seien von
einstmals 2353 fränkischen Soldaten noch 1183 übrig gewesen. Ein großer
Teil derjenigen, die nicht nach Franken zurückkehrten, hatte sich in der
Neuen Welt niedergelassen", erklärt Heger.
Im Bad Stebener
Pfarrarchiv fand er für das Jahr 1783 einen Eintrag, wonach der Markgraf
für die glückliche Heimkehr der Soldaten das Verlesen von Gebeten
angeordnet hatte.
Unter den Heimkehrern befand sich, wie Heger
herausfand, auch der Hauptmann Christoph Friedrich Joseph von
Waldenfels, der in Amerika seine Frau Sara Tomson kennengelernt hatte,
die er mit nach Europa brachte und am 30. Oktober 1783 heiratete.