Bunker bei Schirnding?

  • Hallo zusammen,
    Kurt Burk berichtet in seinem 1993 in Osnabrück erschienenen Werk "Die deutschen Landesbefestigungen im Osten 1919 - 1945" auch von der Bayrisch-tschechischen Grenzstellung. Von 1935 bis 1937 wurden, seinen Ausführungen nach, zwischen Furth im Wald und Selb mehr als 100 "Schartenstände" errichtet. Zwischen Schirnding und der tschechischen Grenze entdeckte ich ein altersgraues Betonbauwerk und ich frage mich, ob es sich dabei um einen militärischen Unterstand handelt. Als richtiger Bunker erscheint mir die Wand- und Deckenstärke zu gering, denn bei Burk heißt es: "Diese Anlagen wurden entweder in Baustärke B 1 (1,0 m Wand- und 0.8 m Deckenstärke) oder C (0,6 m Wand- und Deckenstärke) ausgeführt. Dann gab es noch eine nicht genannte Zahl von "Blockhäusern" mit 0,5 m Wandstärke. Was meint Ihr dazu?
    Viele Grüße
    Harald



    Code
    1. http://maps.google.de/maps/ms?hl=de&ie=UTF8&msa=0&ll=50.08299,12.24555&spn=0.009377,0.018904&t=h&z=16&msid=217166413792996246001.0004a0b7b971276148758
  • Hallo,
    auch wenn der Beitrag schon ein paar Wochen alt ist - einige Gedanken von mir zu diesem Gebäude. Harald Stark hat die Vermutung geäussert:

    Dann gab es noch eine nicht genannte Zahl von "Blockhäusern" mit 0,5 m Wandstärke. Was meint Ihr dazu?

    Wenn das erwähnte Gebäude aus grob bearbeiteten Bruchsteinen besteht und in den Wänden ringsum einige Schieß-Scharten angebracht sind, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eines der erwähnten „Blockhäuser“, die zur Sicherung der Zwischenräume zwischen den betonierten Schartenständen ab Frühjahr 1937 angelegt wurden.


    Von der für den Ausbau der bayerisch-tschechischen Grenzstellung zuständigen Heeresdienststelle 6 in Regensburg wurde im August 1937 der Bau eines Blockhauses bei Hohenberg vorgeschlagen, evtl. kommt dafür das hier gefundene Gebäude in Frage.


    Für die Blockhäuser gab es keine Regelbauweise, die Abmessungen liegen zwischen 3,20 m x 4,80 m für die Panzerabwehrkanonen-Stellungen und etwa 4,50 x 6,20 m für die normalen Infanteriebauten. (Burk, S. 235 ff.)


    Eine solche PAK-Stellung war z.B. bei Schirnding zur Bekämpfung von Panzerwägen auf der Strasse Schirnding – Asch (heutige B 303) geplant. Es ist allerdings unklar, ob sie tatsächlich errichtet wurde (Burk, S. 238 ff., 453).


    Von der Lage im Gelände käme das gefundene Gebäude für diese PAK-Stellung in Frage:


    - flankierende Wirkungsmöglichkeiten auf die Straße Schirnding – Eger


    - eine Entfernung von etwa 250 bis 400 m zur Straße entspricht der für eine erste Feuereröffnung angestrebten Kampfentfernung der hier zum Einsatz kommenden PAK 3,7 cm.


    Die Decken der Blockhäuser sind meistens von Eisenschienen oder T-Trägern getragen.


    Da viele dieser Gebäude nach 1939 eine zivile Nutzung fanden, sind die Schießscharten oft nicht mehr unbedingt sofort zu erkennen, da sie zugemauert wurden oder mit Fenstern versehen sind.


    Literatur:
    Burk, Kurt: Die deutschen Landesbefestigungen im Osten 1919 – 1945. Osnabrück 1993


    Viel wahrscheinlicher ist aber eine andere Möglichkeit:


    Anscheinend handelt es sich um ein Betonbauwerk. Weiter ist auf den Bildern zu erkennen, dass das Gebäude nur an zwei Seiten Wandöffnungen hat, diese Durchbrüche sind für Schießscharten deutlich zu groß, eignen sich aber sehr gut zur Beobachtung des Geländes.


    Gebäude in ähnlicher Bauweise wurden nach 1945 häufig für die Beobachtungsposten der amerikanischen Grenzsicherungskräfte (Constabulary bzw. ab 1950 Armored Cavalry) gebaut. Für Schirnding waren zuletzt bis 1990 die in Brand bei Marktredwitz im “Border Camp Gates“ liegenden Kräfte des 2nd Armored Cavalry Rgt zuständig.


    Nach den Fotos zu urteilen, handelt es sich um die hier erwähnte Beobachtungsstelle:


    http://www.cold-war.de/showthr…ding?highlight=Schirnding




    Viele Grüsse
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Hallo Jörg,
    vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag! Es handelt sich eindeutig um die auf Deinem Link beschriebene Beobachtungsstelle. Jetzt wäre nur interessant zu ergründen, ob es noch Reste von den Grenzbefestigungsanlagen aus den 1930er Jahren gibt. Ich kann mich erinnern, dass mich vor langen Jahren mal jemand zu einem mit Erde überdeckten Bunker in der Nähe von Schirnding geführt hat. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wo der gewesen ist.
    Beste Grüße
    Harald

  • Jetzt wäre nur interessant zu ergründen, ob es noch Reste von den Grenzbefestigungsanlagen aus den 1930er Jahren gibt. Ich kann mich erinnern, dass mich vor langen Jahren mal jemand zu einem mit Erde überdeckten Bunker in der Nähe von Schirnding geführt hat. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wo der gewesen ist.


    Heute habe ich in einer Ausgabe des "Heimatfreundes" (Heimatbeilage des früheren Rehauer Tageblatts) einen Aufsatz aus dem Jahre 1960 gefunden, der etwas näher beschreibt, wo diese Bunker lagen. Ich kann natürlich nicht sagen, was nach über 50 Jahre noch von den Bauten übrig ist.

    Dateien

    • Bunkerlinie.pdf

      (102,29 kB, 485 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Ich kann natürlich nicht sagen, was nach über 50 Jahre noch von den Bauten übrig ist.

    "Zwei recht imposante Vertreter ihrer Gattung dagegen finden wir im Kreise Wunsiedel, zwei Kilometer su?do?stlich Schirnding an der Straße nach Waldsassen, wo sich diese mit dem Blausa?ulenweg kreuzt. Beide Bunker, darunter auch ein Zwillingswerk, bestehen aus Beton. Dank ihrer stabilen Bauweise haiben sie - keine gewaltsamen a?ußere Eingriffe vorausgesetzt das Zeug in sich, noch manches Geschlecht zu u?berdauern. Die Stahltu?ren der Ungetu?me, die offen stehen, lassen sich nicht bewegen, da die Scharniere eingerostet sind. Dafu?r sind aber die Wandinschriften im Innern der Bunker teilweise gut erhalten. Wer sich traut, na?her zu treten, und sie liest, kann sich einen Schauder den Ru?cken herunterrinnen lassen. Da heißt es beispielsweise,Ofenrohr' und ,Nur bei Dunkelheit heizen' ferner ,Notausstieg', 'Lichtnische' und ,Gurtfu?lltisch' und schließlich ,Sperrstelle siehe Kampfanweisung'."


    Also, zum beschriebenen Objekt am Blausäulenweg... in diesem Gebiet bin ich häufig mit meinen Hunden unterwegs um Pilze zu sammeln. Als ehemaliger Schirndinger kenne ich diesen Bunker bereits seit frühester Kindheit, sprich den späten 1970ern. Mittlerweile ist die Anlage komplett zugewachsen, wurde (vermutlich im Laufe der späten 1960er) bereits mit Erde auf-/zugeschüttet und ist inzwischen mit meterhohen Bäumen bewachsen. Ich werde mal in meinem Archiv kramen, da ich dort vor zwei oder drei Jahren fotografiert habe...


    Grüße
    Ralf

  • So, habe mich heute mal wieder auf die Piste begeben... es entstanden einige Bilder-Serien. Hier zunächst aktuelle Eindrücke vom verschütteten Bunker, den ich vor einigen Jahren schon mal dokumentierte.


  • Hallo,


    im jüngste Jahresband des Historischen Vereins für Oberfranken ist ein Aufsatz erschienen, der sich ebenfalls mit diesen Befestigungsanlagen befasst:
    Röder, Siegfried: Die militärische Sperrlinie 1935-1938 gegen die Tschechoslowakei im Hohenberg-Schirndinger Raum, In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 94, Bayreuth 2014.


    Grüße
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

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