Bergbau im Fichtelgebirge


  • Danke Harald für diesen interessanten Bericht.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass man durch Sprachforschung zumindest Anhaltspunkte dafür finden kann ob in Fichtelgebirge und Frankenwald Zinn, Kupfer oder auch Gold in so früher Zeit abgebaut wurde.


    Da bisher noch keinerlei archäologischen Siedlungsspuren für die Bronze-, bzw. Keltenzeit in unserem Raum gefunden wurden nehme ich an, dass die Ortsbezeichnungen, welche in dem Beitrag beschrieben wurden, für unsere Gegend erst später relevant waren. Oder ist es denkbar das Orte um 1000 nach "Erinnerungen" aus der Bronzezeit benannt wurden?


    Wichtiger könnten vielleicht Flurnamen, Berge oder auch Gewässernamen sein, die in die Syntax des Beitrages passen? Gibt es im Fichtelgebirge Benennungen, welche z.B. mit "Eule" in Verbindung gebracht werden können?


    Gruß Dieter



  • Habe heute folgenden Text im Internet gefunden; scheinbar ein Auszug aus "Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte"


    "Eidam: Massenfund von Bronzegegenständen bei Windsbach. Prähistorische Blätter. 1897. Jahrg. IX, Nr. 1 mit Tafel I.


    In einem Hopfenacker bei Windsbach (Mittelfranken) ist 1896 ein Massenfund von 23 Bronzegegenständen gemacht worden, von denen nur 3 unversehrt sind, während die anderen defekt oder fehlerhaft gegossen sind; mitgerechnet sind 3 Bronzegussstücke. Hervorzuheben ist eine (abgeschliffene?) Dolchklinge, eine Sichel mit rautenförmigen Verzierungen an beiden Griffseiten, ein Absatzkelt mit angegossenem Öhr, ein Lappenkelt mit scheinbar abgeschliffener Schneide, eine schöne Lanzenspitze mit langer Röhre und Nagellöchern. 2 von den 9 Kelten weisen noch auf
    die ältere Bronzezeit hin, alle übrigen Stücke auf die jüngere; ein massives offenes Armband mit niederen, gerippten Endstollen ist der in Südwestdeutschland und den angrenzenden Gebieten häufigen Form ähnlich. Dass es sich um keinen blossen Depotfund handelt, beweist auch die rund herum geschwärzte Erde und das Vorkommen von Kohlen und Schlacken in nächster Nähe; somit würde hier die Wohnung eines Bronzegiessers gestanden haben. Auch auf dem gelben Berg bei Gunzenhausen fand sich eine ähnliche Wohn- bezw. Gussstätte, und beide heimischen Bronzearbeiter dürften das Rohmaterial aus den von Schmidt- Wunsiedel nachgewiesenen alten Zinn- und Kupfergruben des Fichtelgebirges bezogen haben. Prof. Dr. Walter -Stettin."


    Ist dieser Bericht des Herrn Schmidt aus Wunsiedel bekannt?


    LG Dieter


  • Hallo Dieter,


    Dürfte sich um folgende Person handeln:
    Schmidt, Dr. Albert geb. 1849, gest. 1918; Apotheker in Wunsiedel; Volkskundler, Geologe, Mineraloge. War maßgeblich beteiligt bei der Entstehung der Luisenburg-Festspiele, des Fichtelgebirgsvereins und des Fichtelgebirgsmuseums.


    http://www.bayern-fichtelgebirge.de/person/person.htm


    Die Mineraliensammlung des Fichtelgebirgsmuseums beruht auf dem von Dr. Schmidt zur Verfügung gestellten Material.


    Aufsätze von Schmidt:
    Schmidt, Albert: Die Kupferbergwerke und das Nickelvorkommen im ehemaligen Gebiete der Hohenzollern am Frankenwald, Sonderdruck aus: Zeitschrift für das Berg, Hütten- und Salinenwesen, 56, Berlin 1908


    Schmidt, Albert: Die Goldgewinnung im Fichtelgebirge und die Hohenzollern; In: Der Erzbergbau Nr. 20 und 21/1908


    Schmidt, Albert: Der alte Zinnbergbau im Fichtelgebirge, In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 15, 3. Heft, Bayreuth 1883


    In der Bibliothek des Fichtelgebirgsmuseum, die nach Voranmeldung zugänglich ist, finden sich mit Sicherheit auch andere Arbeiten von Dr. Schmidt.


    http://www.fichtelgebirgsmuseu…othek/oeffnungszeiten.php


    Grüsse
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.


  • Hallo Jörg,


    kennst du die Berichte? Hat Herr Schmidt tatsächlich nachgewiesen, dass im Fichtelgebirge zur Bronzezeit Bergbau betrieben wurde. Die Beschreibung der Arbeit von Dr. Schmidt klingt ja doch sehr seriös.


    In den "Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte" wird auch von einem prähistorischen Bergbau im Fichtelgebirge geschrieben. Leider ohne nähere Angaben.


    LG Dieter


  • Hallo Dieter,


    nein - die Berichte kenne ich nicht. Nochmal die Empfehlung - rufe mal in der Bibliothek des Fichtelgebirgsmuseums an, was die an Literatur von Dr Schmidt haben.


    Grüsse
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.


  • Danke Jörg,


    werde deinen Tipp sicherlich im Auge behalten. Leider bin ich nur sehr selten in Wunsiedel. Im Internet wurde dieser Woche ein Bericht über den alten "Zinnbergbau im Fichtelgebirge" angeboten. Mal sehen was da drin steht.


    Grüße Dieter



  • Eine weitere Möglichkeit den Beweis für einen frühen Bergbau im Fichtelgebirge zu erhalten wäre es, wenn es gelingen würde den Nachweis zu führen, dass Zinn oder Kupfer aus dem Fichtelgebirge in Fundobjekten aus der Bronzezeit (oder früher) eingeflossen ist.


    Im Zusammenhang mit der Suche nach dem Ursprung der, in der "Himmelsscheibe von Nebra", verwendeten Materialien wurden auch fünf Proben aus dem Fichtelgebirge mit einer Isotopenanalyse untersucht. Leider waren diese Proben "technisch nicht aussagefähig" so dass kein aussagefähiger Befund vorliegt.


    LG Dieter


  • Hallo Dieter,



    Im Internet wurde dieser Woche ein Bericht über den alten "Zinnbergbau im Fichtelgebirge" angeboten. Mal sehen was da drin steht.


    Falls es sich dabei um den Aufsatz "Der alte Zinnbergbau im Fichtelgebirge" von Dr. Albert Schmidt, Albert. im Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken Band 15 Heft 3 (1883) S. 187-230 handelt - den kannst Du Dir als PDF herunterladen:


    http://archive.org/download/Ar…hte_von_Oberfranken15.pdf


    Bitte beachten - der Band besteht aus -3- Heften mit getrennter Seitenzahl, der Aufsatz von Schmidt ist ziemlich weit hinten. Ich habe ihn nur überflogen, aber es scheint vor allem um den Bergbau im Mittelalter zu gehen.


    Bei dieser Gelegenheit der Hinweis auf folgende Website:
    http://de.wikisource.org/wiki/…schichte%29#Zeitschriften


    In diesem Teil der Wikisource sind Links zu zahlreichen digitalisierten Zeitschriften zur LAndesgeschichte verzeichnet, unter anderem auch zu den älteren Jahrgängen des "Archivs für die Geschichte von Oberfranken" bzw. den Vorgängern oder zu einigen Jahrgängen des Berichts des Historischen Vereins Bamberg.


    Grüsse
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Jörg, Danke für die beiden Links.


    Falls es sich dabei um den Aufsatz "Der alte Zinnbergbau im Fichtelgebirge" von Dr. Albert Schmidt, Albert. im Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken Band 15 Heft 3 (1883) S. 187-230 handelt - den kannst Du Dir als PDF herunterladen:



    Ich habe mir den von dir angesprochenen Aufsatz von Schmidt näher angesehen. Auf den ersten Seiten macht er einige grundsätzliche Betrachtungen zu einem vorgeschichtlichen Bergbau und nennt auch einige konkrete Fundstätte, welche hierfür in Frage kommen könnten.


    Ich hab diese pdf-Datei etwas überarbeitet und hier als Anhang beigefügt.


    LG Dieter


  • Hallo Dieter und Jörg,


    eigentlich bleibt nur die Möglichkeit, diese Fundstellen bzw. Bergwerke aufzusuchen und gezielt nach alten Bergbauspuren zu suchen. Häufig wurden kaputte Werzeuge einfach mit auf die Halden geworfen, so dass man da am ehesten fündig werden kann. Dies sollte jedoch vohr mit dem BLFD Bamberg abgesprochen werden. Hier ist wissenschaftlich Arbeit gefragt, denn sonst läuft man Gefahr, dass man mehr zerstört las gut macht.


    Liebe Grüße


    Eva


    PS am Montag werde ich, zusammen mit einem Berbaukollegen, in ähnlicher Mission im Frankenwald sein :D

  • Jörg, Danke für die beiden Links.


    Auf den ersten Seiten macht er einige grundsätzliche Betrachtungen zu einem vorgeschichtlichen Bergbau und nennt auch einige konkrete Fundstätte, welche hierfür in Frage kommen könnten.


    Hallo Dieter,
    tut mir leid, aber das ist mir alles zu vage, was in diesem Bericht steht: fast nur Vermutungen, anscheinend wurde keiner der erwähnten Funde jemals genauer untersucht, zu einer genaueren Zeitstellung als die sehr oberflächliche Angabe "in vorhistorischer Zeit" lässt sich der Verfasser auch nicht herab.
    Ich bin zu sehr gewohnt, mit handfesten Fakten zu arbeiten, als daß ich mich hier auf Spekulationen einlassen möchte. Warten wir ab, ob tragfähige wissenschaftliche Untersuchungen etwas mehr Licht in möglichen frühgeschichtlichen Bergbau im Fichtelgebirge bringen.


    Grüsse
    Jörg

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  • Im "Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte" vom März 1884 habe ich, ebenfalls vom Apotheker Albert Schmidt, einen weiteren Bericht zum alten Zinnbergbau im Fichtelgebirge gefunden. Der in vielen Teilen mit den oben aufgeführten Bericht inhaltlich gleicht, in einigen Teilbereichen ist er auch etwas ausführlicher.


    Wenn Interesse besteht kann ich euch den Bericht gerne per E-Mail zusenden. Bitte Mitteilung per E-Mail oder PN.


    Liebe Grüße
    Dieter


  • Zu diesem Thema findet im Frühjahr 2013 ein interessanter Vortrag statt. Vielleicht erfahren wir dort dann mehr.


    Der Historischer Verein für Oberfranken e.V., Bayreuth lädt ein, am Mittwoch, 20. Februar 2013 um 19.30 Uhr
    "Das Fichtelgebirge unter Tage - Zum historischen Bergbau im Fichtelgebirge"
    Vortrag mit Bildern von Erwin Purucker in Kulmbach, Mönchshof Brauhaus, Vereinszimmer


    Siehe hierzu auch unsere Veranstaltungs- und Terminübersicht.

  • Hallo zusammen,
    Frau Martina Gorny vom Landratsamt in Wunsiedel hat mir heute einen interessanten Link zum Thema zukommen lassen, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:
    http://www.vfmg-bergmark-wuppe…n-&catid=31:gold&Itemid=4
    Meiner Meinung nach ein interessanter interdisziplinärer Ansatz der zu verfolgen wäre.
    Gruß
    Harald


    Hallo zusammen,
    habe inzwischen, angeregt durch den (umstrittenen?) Beitrag von Rupert Stadller, herausgefunden, dass lat. "eluere" (= Eluieren) wohl auch ein Grundwort für "Eule" bei Erzwäschen ist. Es bedeutet "Auswaschen" (von Erzen)!


    Bin schon in Kontakt mit Herrn Lorenz getreten und werde Euch mitteilen, was er dazu sagt.



    Martina

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