Postkarte von 1916

  • Cham, den 17.5.1916 Absend.: Anna Kraus b. H. Lutz Cham Oberpfalz


    Mein lieber Bruder!
    Herzlichen Dank für Deinen
    lieben Brief und die schöne
    Karte. Letzten Sonntag, war
    die Erstbenaglung des
    Chamerkriegswahrzeichens.
    Hier eine kl. Darstellung.
    Ist schon ziemlich viel genagelt
    worden. Natürlich war ich auch
    dabei, denn bei sowas darf ich doch
    nicht fehlen, oder? Einstweilen
    sendet Dir soviel Grüße als
    in dieses Brett Nägel gehn D. Sch.


    Feldgast
    Pionier Rupert Kraus
    Bay.(?) Himmerfer(?) Komp. 3
    Feldgast
    3. Bay. Inf. Dir.

  • Lieber Bersimo,


    sieht doch sehr gut aus!
    Bei Deinen Fragezeichen geht es mir auch so - richtig entziffern kann ich das selbst nicht, hoffe hier auf Hilfe.
    "Feldgast" wird aber wohl "Feldpost" heißen, oder?
    Und nicht "Dir." sondern "Div.".
    "Himmerfer." könnte meiner Meinung nach "Minenwerfer" heißen.... ?(


    Gruß, Hans

  • Die "Bay.(?) Himmerfer(?) Komp. 3" ist die "Bayerische Minenwerferkompanie 3". Minenwerfer waren im ersten Weltkrieg die Vorläufer der späteren Granatwerfer der Wehrmacht bzw. der Mörser bei der Bundeswehr. Es waren Steilfeuerwaffen mit glatten, seltener auch mit gezogenen Rohren, die im Normalfall von einer Bodenplatte aus schossen. Die Minenwerfer wurden vor dem ersten Weltkrieg vor allem für den Festungskrieg entwickelt und gehörten daher zunächst zur Ausstattung der Pioniere - deswegen ist die Karte auch an einen Pionier adressiert.
    Im Gegensatz zu den Geschützen der Feldartillerie konnten die Minenwerfer auch im Gewirr der völlig zerschossenen Gräben und Bunker der Westfront noch transportiert werden. Sie wurden häufig dicht hinter den eigenen Linien eingesetzt, um z.B. gut eingegrabene MG-Stellungen des Gegners oder sich in Laufgräben annähernde Infanterie durch Steilfeuer zu bekämpfen. Außerdem konnte das Feuer der Minenwerfer wesentlich dichter an die eigenen Stellungen herangezogen werden als das Feuer der Artillerie, wo es doch bei größeren Kampfentfernungen relativ große Streuungen und damit Gefährdungen eigener Truppen gab.


    Pro Division sollte es 1916 eine Minenwerferkompanie geben, die mit 3 schweren (Kaliber 25 cm), 6 mittleren (Kaliber 17 cm) und 12 leichten Minenwerfern (Kaliber 7,6 cm) ausgestattet war.
    Ab 1917 wurden die Minenwerferkompanien grösstenteils zu Minenwerfer-Bataillonen zusammengefasst, die leichten Minenwerfer kamen direkt zur Infanterie, zunächst als Minenwerfer-Züge bei den Bataillonen, ab 1918 als Minenwerferkompanie beim Infanterieregiment.


    Die 3. bayerische Infanterie-Division, zu der diese Minenwerfer-Kompanie 3 gehörte, hatte im Frieden ihre Garnisonen vor allem in der damals noch zu Bayern gehörenden Rheinpfalz (Stab in Landau, Truppen u.a. in Germersheim, Zweibrücken, Saargemünd und das Pionierbataillon in Speyer).


    "Feldgast" ist natürlich die "Feldpost".

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • huhu,


    da war ich ja bei der 1. Karte wenns rein um den Text geht recht gut...juhuu ich kanns noch :-)


    Hier mal die 2. Karte (die teilweise schwerer zu lesen ist als die 1.)
    An:
    Frl. Frieda Mangelsdorff
    Lehrerin
    Hesselbach
    b. Kronach


    Am Rand steht: Viele herzliche Grüße an d. Mutter


    Liebe Frieda!
    Bitte schreibe uns
    vom Kochbuch das
    Rezept über Punsch ohne
    viel "Zitronensäure" heraus.
    Könnt Ihr vieleicht gar
    schon Mittwoch abreisen?
    Wir haben einen großen
    Sieg der Türken zu ????
    Hast Du Da keinen Schul??? (mehr ging nicht)



    Hoffe es passt so ziemlich.. :)
    Viele Grüße

  • Ich würde das "als einen großen Sieg der Türken zu verzeichnen." lesen. Der letzte Satz könnte lauten: "Hast Du da keinen schulfreien (oder: Schulferien) Tag?"


    Bei dem großen Sieg der Türken könnte es sich um den am 18. Dezember 1915 unter hohen Verlusten abgeschlossenen Rückzug der Entente-Truppen von der Halbinsel Gallipoli (Dardanellen) handeln. Hier waren im April 1915 starke alliierte Truppen, vor allem australische und neuseeländische Freiwilligenverbände (ANZAC) gelandet, konnten aber trotz hoher Überlegenheit die äußerst zäh kämpfenden und sehr geschickt geführten türkischen Truppen nicht besiegen. Die türkischen Divisionen standen unter Führung des zum Osmanischen Kaiserreich abgeordneten preußischen Generals Otto Liman von Sanders.
    Mehrere der vor der Küste liegenden alliierten Kriegsschiffe wurden durch das deutsche U-Boot U-21 versenkt.
    Bis zum Herbst 1915 versuchten die Alliierten mit immer neuen Truppen die türkische Front zu durchbrechen, konnten aber trotz deutlicher materieller Unterlegenheit der Türken immer wieder abgewehrt werden. Hier gelang es z.B. einem verstärkten türkischen Infanterieregiment in Stärke von etwa 1.500 Soldaten unter Führung des bayerischen Majors Willmer den Angriff von etwa 20.000 alliierten Soldaten abzuwehren. Im November 1915 wurde schließlich der Rückzug der Entente-Truppen eingeleitet.


    Der in Hof geborenen bayerische Oberst Ottto von Lossow war zu dieser Zeit Militärattachee an der deutschen Botschaft in Konstantinopel. Aus dem Ehrenbuch der Stadt Hof für die Teilnehmer des Ersten Weltkriegs (Stadtarchiv Hof, BX 108 -114) lässt sich entnehmen, daß allein sechs Hofer Bürger während des ersten Weltkrieg im "Osmanischen Reich" als Teil der deutschen Unterstützungstruppen eingesetzt war. Sicher waren auch noch andere Oberfranken dabei.


    Von dieser deutschen Beteiligung am Geschehen an den Dardanellen ist vielleicht erklärlich, daß ein Sieg in der Türkei im Dezember 1915 auch die Gemüter in Bamberg und Kronach bewegte.


    Grüsse
    jwurdack

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

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