Frühe Altstrassen verbanden oft weit entfernte Siedlungsräume mit einander und bildeten durch die für das Funktionieren des Verkehrs wichtigen Rast- und "Schutzstationen", die in gewissen Abständen an diesen Wegen entstanden sind, Siedlungszellen in den zwischen den Siedungszentren gelegenen, noch dünn besiedelten Landstrichen. So sind Altstraßenforschung und Siedlungsgeschichte untrennbar miteinander verbunden.
Dabei kann man in früher Zeit noch nicht von Straßen im herkömmlichen Sinne, sondern eher von Verkehrsachsen sprechen, innerhalb deren ein ganzes Bündel von Pfaden nebeneinander in die selbe Richtung liefen. Diese Strecken verliefen gern über Höhenrücken - wenn möglich auf der windabgewandten Seite unterhalb des Grates - und überquerten sumpfige Niederungen in der Regel auf dem kürzesten Weg, wobei auch Steilanstiege in Kauf genommen wurden. Um die Querung der Täler zu erleichtern wurden hin und wieder Knüppeldämme errichtet, an denen sich sekundär Weiher stauten. Die ältesten Verkehrsachsen liefen möglichst geradlinig, waren also nicht als "Ortsverbindungswege" an irgendwelchen Einzelsiedlungen ausgerichtet und orientierten sich an natürlichen Landmarken, Furten und Pässen. Benutzt wurden diese ältesten Verkehrsachsen sicherlich meist von Saumtieren oder zweiräderigen Karren.
Die zunehmende Besiedlung, Bergbau und Waldwirtschaft in den bisher spärlich besiedelten Mittelgebirgsgegenden führten auch zu einer Veränderung der
Verkehrsführung. Die Strassen mussten nun einzelne Orte miteinander verbinden, das Geleitswesen entwickelte sich und viele Burgen sind wohl weniger zum Schutz von Grenzen als vielmehr zum Schutz von Straßen oder als Zollstätten entstanden. Mit der Gründung der Stadt Wunsiedel im Jahr 1326 lässt sich beispielsweise eine interessante Neuausrichtung der Verkehrsführung beobachten.
Doch auf welche Weise kommt man nun solchen historischen Verkehrsverbindungen auf die Spur?
Zum einen geben Flurnamen Hinweise auf den Verlauf von Altstraßen. Bei Bezeichnungen die auf "-straß", "sträß", "-steig" oder "-weg" enden, sollte man hellhörig werden. Als Beispiel sei hier der "Frohnweg" südlich von Kirchenlamitz genannt. "Speck" oder "Spöck" verweisen auf einen aus Knüppeln erbauten Weg oder Damm, die "Scheibe" auf eine Weg- oder Flußkrümmung. Selbstredend ist beispielsweise die Flurbezeichnung "Schintdenhengst", in deren Bereich sich noch heute ein ganzes Bündel von Hohlwegen einem steilen Hang hinauf zieht. Aber auch Galgen standen früher beliebterweise in der Nähe von frequentierten Straßen. Vorsicht sollte man bei sogenannten "Herbergsfluren" walten lassen. Diese können einerseits tatsächlich auf Raststationen an alten
Straßen hinweisen, andererseits gehörten sie aber auch nur bei den in unseren Breiten öfters genannten "Herbergen", womit eine Sonderform landwirtschaftlicher Güter gemeint ist.
Archivalische Hinweise auf Altstraßen bieten oft Grenzbeschreibungen. Fast legendär in unserem Raum ist dabei jene via quae procedit de Egire deren Erwähnung 1061 zur Umschreibung von Otnants Rodungsland im Süden des Fichtelgebirges diente und mit welcher auch die Siedlung Eger ihren ersten urkundlichen Niederschlag fand. Ein besonderer Hinweis auf das hohe Alter eines Weges ist es, wenn dieser über eine längere Strecke einen Grenzverlauf markiert. Dies lässt darauf schließen, dass der Weg älter als die durch ihn abgegrenzte Flur ist.
In der Flur weisen besonders tief eingeschnittene Hohlwege auf den Verlauf von Altstraßen hin. Oft haben sich ganze Hohlwegfächer gebildet. Diese Bodeneinschnitte entstanden beim Bremsen mit dem Hemmschuh auf abschüssigen Strecken. Auf felsigem Untergrund findet man hin und wieder in den Boden eingeschliffene Wagengeleise, also gewissermassen die Spurrillen der Altstraßen. Dass sich Galgen meist in der Nähe viel befahrener Straßen befanden, wurde schon erwähnt. Aber auch Steinkreuze, Bildstöcke und Kapellen sind treue Begleiter alter Straßenzüge.