• Wenn man Berichte über die frühe Geschichte unserer Region liest taucht immer wieder der Nordwald auf. Häufig wird der Nordwald als undurchdringliches Waldgebiet beschrieben, das einer Besiedelung entgegenstand. Oft trennt der Nordwald Bevölkerungen bzw. Bevölkerungsgruppen die sich südlich oder nördlich des Nordwaldes angesiedelt hatten.

    Woher kommt denn dieser Begriff „Nordwald“ und wie kann der Nordwald räumlich gefasst werden? Frankenwald, Fichtelgebirge gehörten dazu. Der Thüringerwald und das Erzgebirge auch? Wie weit nach Süden und auch Westen dehnte sich der Nordwald aus?
    Lagen die Flächen der heutigen Orte Hof, Münchberg, Naila, Leupoldsgrün, Kronach, Coburg damals im Nordwald? Kennt jemand eine Karte die aussagefähig und richtig ist, und den Nordwald zeigt?
    Ich habe auch schon Berichte gelesen, in denen der Bayerische Wald, bis nach Passau, Teil des Nordwaldes war.

    Dieter

  • Nachtrag zum Nordwald

    Ich bin der Meinung, dass der „Nordwald“ eine ganz entscheidende Bedeutung für die Besiedelung unserer Region hatte, ja vielleicht noch immer hat. Der Nordwald war, so wie ich ihn mir vorstelle, ein nahezu undurchdringliches, dicht geschlossenes, gebirgiges Waldgebiet.

    Eine Gegend die nicht zum Siedeln und Bleiben angeregt hat. Dadurch war er „Nordwald“ über Jahrhunderte praktisch menschenleer. Warum sollte jemand hier siedeln wollen, solange es nördlich und südlich dieser Gegend gutes brauchbares Land gab?

    Gleichzeitig bildete der „Nordwald“ eine natürliche Grenze, auch einer Kulturgrenze mit einer nicht zu unterschätzenden Schutzfunktion. Als Beispiel kann hier vielleicht herangezogen werden, der Siedlungsraum der Kelten; südwestlich des Nordwaldes, die Germanen kahmen dann nordöstlich des Nordwaldes hinzu, bis sie sich auch nach Süden ausgedehnt haben. Übrigens hatte diese Grenzfunktion unserer Region ja noch bis in die jüngste Vergangenheit bestanden!



    Dies änderte sich erst im 7./8. Jahrhundert, vielleicht auch erst im 10./11. Jahrhundert. Es entstanden, beginnend mit dem fränkischen Reich, in Zentraleuropa Reichsstrukturen mit abhängigen adeligen Vasallen, die für ihre Dienste mit Land belohn wurden. Schnell war das Land verteilt. So rückte dann wieder unser „Nordwald“ ins Interesse der Führenden. Man konnte treue Vasallen, mit Gütern im Nordwald belohnen, welche praktisch nichts wert waren, mit der Vorgabe „Macht was daraus“. Da dies von verschiedenen Seiten aus angestrebt wurde, wurde unsere Gegend schnell zu einem Zankapfel unterschiedlichster Interessen und blieb dies bis ins späte Mittelalter, ja bis zur Neuzeit.

    Bestimmt eine etwas laienhafte und auch subjektive Darstellung der Funktion des Nordwaldes. Aber wie gesagt, ich bin fest der Meinung, dass der Nordwald für die Geschichte unserer Heimatregion eine entscheidende Funktion hatte und hat und dass dies in der Literatur und Diskussion nicht entsprechend gewürdigt wird.

    Vom Rand des Nordwaldes,
    Dieter

  • Könnte der Begriff "Nordwald" nicht noch ein Überbleibsel aus der Römerzeit sein?
    Schließlich wäre es von der Donau aus gesehehen geographisch korrekt.
    Wie nannten denn die Römer dieses Gebiet? Vielleicht kommt man so weiter.
    Schön wäre es natürlich, wenn sie ihn "silva septemtrionalis" genannt hätten. :thumbup:

  • Leider ist die beigefügte Karte etwas unscharf, doch ich kann dieses Wort da so nicht erkennen. (s. Anhang)
    Auch ein etwas ungewöhnlicher Bindestrich im Lateinischen ist für mich nicht sichtbar.
    Ist es aber korrekt, was soll es dann heißen? " Könnte es sich nicht um die Sudetenberge handeln?


    Laut Herrn Stierstorfer stammt der Begriff "Nordwald" aus dem frühen Mittelalter, keinesfalls aus der Römerzeit.
    Er bezieht sich auf die nördlich angrenzenden, waldreichen Teile an das Herzogtum Bayern.
    Geographisch ist er aber wegen der dürftigen Quellenlage nur schwer zu erfassen.

  • Hallo Herr Seidel,


    hier ein Auszug aus der Süddeutschen :


    .....Das könnte sich nun ändern. Eine Gruppe aus Altphilologen, Mathematikhistorikern und Erdvermessern vom Institut für Geodäsie der Technischen Universität Berlin hat eine verblüffende Landkarte vorgelegt. Sie zeigt Mitteleuropa vor 2000 Jahren.


    Nord- und Ostsee heißen darauf "Germanischer Ozean", der Frankenwald wird "Sudeti montes" genannt. Vor der friesischen Küste liegen drei "Sachseninseln". Dort finden sie sich noch heute: Amrum, Föhr und Sylt......


    Offensichtlich gibt es mehrere Schreibweisen.


    Ich werde mir in absehbarer Zeit mal das Buch besorgen.


    Gruß Eva

  • Liebe Eva!


    Meiner Meinung nach irrt hier "Der Spiegel" (s. Link von Dir).
    Östlich der "sudeti montes" fließt in der Abzeichnung der Ptolemäischen Karte die Elbe. Auch die Lage von Brünn würde passen.
    Googelt man "sudeti montes", erhält man den Gebirgszug der Sudeten. Um den handelt es sich meiner Meinung nach auch.
    "Sudeti montes" mit dem Frankenwald gleichzusetzten, halte ich deshalb für etwas gewagt. Auch die falsche Schreibweise
    (sude-ti montes) lässt nicht unbedingt hoffen.


    Viele Grüße,


    Hans


    P.S.: Normalerweise lasse ich hier im Forum Anrede und Gruß einfach weg, was keinen Akt der Unhöflichkeit darstellen soll. Man weiß doch, an wen man sich gerade wendet.

  • Johann Schlund schreibt in seinem Buch „Besiedelung und Christianisierung Oberfrankens“ dass im 13. Jahrhundert und danach in den Urkunden nicht mehr vom Nordwald die Rede ist, während dies in den Urkunden des 10. bis 12. Jahrhunderts durchaus üblich war.


    Warum? Hat der Nordwald seinen Schrecken verloren? Wurde bereits zu viel gerodet?

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