"Sitz" in Leupoldsgrün


  • Ich hätte mal wieder eine, für euch vermutlich ziemlich dämliche, Frage.


    Was bedeutete es, wenn jemand einen Sitz oder auch halben Sitz zuerkannt bekommen hat? Zum Beispiel erhielt Hans von Lüchau 1429 vom Burggrafen "7 Gütlein zu Leupoldsgrün nebst Sitz" zuerkannt. 1388 wird zum Besitz der Lüchauer "Sitz und Dorf Epplas halb" gezählt.


    Gehört zum "Sitz" auch eine befestigte Wohnanlage.


    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    Zitat aus dem "Frankenwald-Lexikon" von Otto Knopf (Hof 1993), Spalte 348: "Leopoldsgrün entstand als Vorwerk des Rittersitzes Konradsreuth, vermutlich unter den Herren v. Luchau, die noch 1502 auf einem umwallten, von einem Wassergraben umgebenen Hof saßen."


    In der Reihe "Bayerische Kunstdenkmale" ist für Leupoldsgrün keine Burg, kein Schloß usw. erwähnt. Für Lipperts wird ein "Ringwall (möglicherweise auch ehemalige Fliehburg)" am Rothen Berg 2000 m nordwestlich der Kirche von Leupoldsgrün und 1000 m südöstlich vom Haltepunkt Rothenbürg auf der Spitze eines nach Westen und Süden zum Rothenbachtal steil abfallenden Rückens erwähnt. Hier wurden Scherben des 14. Jahrhunderts gefunden.
    (Gebessler, August: Stadt und Landkreis Hof (Bayerische Kunstdenkmale, Kurzinventare, Band VII); München 1960, S. 53.


    Dürfte im Bayern-Atlas etwa hier sein - P. 623,8:
    http://geoportal.bayern.de/bay…574241.5&zoom=12&base=951


    Grüsse
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.


  • Hallo Harald, hallo Jörg,


    Hans Hofner schreibt in einem Beitrag "600 Jahre Lipperts" im zweiten Absatz das "Die Herren von Lüchau hatten getreu den Anweisungen der Vögte von Weida von der alten Wasserburg Konradsreuth aus Stützpunkte zu Hartungs, Leupoldsgrün, Lipperts und Wölbattendorf gegründet, diese mit Wall und Graben umzogen und zu befestigten Landgütern ausgebaut."


    In seinem Beitrag "600 Jahre Leupoldsgrün" findet sich der Hinweis: "Die genaue Beschreibung im Hofer Landbuch 1502 bringt sehr interessante Angaben über die Struktur des damaligen Dorfes. Der herrschaftliche halbe Hof war umwallt, mit Wassergraben umgeben und befestigt. ..."


    Das Gut in Hartungs existiert noch heute, auch der ehemalige Standort des Schlosses in Lipperts ist bekannt - nur über einen herrschaftlichen Hof in Leupoldsgrün ist mir sonst nichts mehr untergekommen - mit Wölbattendorf habe ich mich nicht weiter beschäftigt.


    Die Anlage am "Rothen Berg" wird heute als Turmhügel gesehen und zeitlich früher eingeordnet. Er ist auch als Bodendenkmal eingetragen.


    Beste Grüße
    Dieter


  • Hallo,
    da die Formulierungen bei Knopf und Hofner fast identisch sind, nehme ich an, das entweder Knopf bei Hofner abgeschrieben hat oder beide direkt aus dem Landbuch von 1502 zitieren, ohne ihre Quelle wirklich deutlich anzugeben. Das Landbuch wurde schon veröffentlicht (Meyer, Christian (Hrsg.): Landbuch von Hof 1502 In: Quellen zur Geschichte der Stadt Hof, Hof 1896, S. 49 - 20 8 ). Die Quelleneditionen von Christian Meyer sind allerdings nicht unbedingt die zuverlässigsten, ich würde mir trotzdem den Originaltext zu den hier aufgeworfenen Fragen im Landbuch anschauen, wenn das noch nicht geschehen ist. Ich nehme, an das die Quellenausgabe von Meyer im Stadtarchiv greifbar ist.
    Grüsse
    Jörg Wurdack

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  • Eine interessante Quelle wäre eine Partikulargüterbeschreibung, sofern es denn eine solche für Leupoldsgrün gibt.
    In diesen Partikularen, die aus dem 17. und 18. Jhd. stammen, sind alle markgräflichen Besitzungen erfasst.
    Wenn es in Leupoldsgrün einen Sitz gegeben hat, der markgräfliches Lehen war, so sollte dieser darin vermerkt
    sein. Man müsste nur klären, ob es ein Partikular für Leupoldsgrün gibt ...


  • In den : "Quellen zur Geschichte der Stadt Hof, Hof 1896", Landbuch von Hof 1502 auf den Seiten 49 - 20 8 veröffentlicht von Meyer, Christian (Hrsg.) habe ich zwei unterschiedliche Textstellen in Bezug auf Leupoldsgrün gefunden.


    Dabei wird auf Seite 170 unter anderem ein halber herrschaftlicher Hof aufgeführt, dieser wird dann allerdings auf Seite 202 nicht mehr erwähnt. Hilft also auch nicht so recht weiter.


    Die beiden Seiten habe ich als Anlage angeheftet.


    Liebe Grüße
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    das können aber nicht die bei Hofner und Knopf erwähnten Stellen sein, weil dabei von einem "umwallten herrschaftlichen halben Hof, mit Wassergraben umgeben und befestigt" die Rede ist. Eine Umwallung und einen Wassergraben finde ich in den zitierten Seiten nirgends. Entweder ist Leupoldsgrün noch an weiteren Stellen im Landbuch erwähnt, oder Meyer hat bei der Übertragung schlampig gearbeitet, was auch nicht von der Hand zu weisen ist.


    Grüße
    Jörg

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  • Zu S. 170: Der Eintrag besagt lediglich dass 1/2 Hof in Leupoldsgründirekt dem Markgrafen untersteht. Die übrigen genannten Höfe gehören dem Hofer Klarakloster, der Frühmesse in Schauenstein, der Pfarrei Selbitz und denen v. Lüchau in Hartungs.
    Zu S. 202: Hier erscheint nochmals der bereits erwähnte Besitz der Herren von Lüchau zu Hartungs, wobei die Lehensherrschaft des Markgrafen auf diesen Mannschaften betont wird.
    Von einem Sitz in Leupoldsgrün ist in keinem der Einträge die Rede.


  • Ab Seite 186 werden im Hofer Landbuch die Schlösser und Sitze in den einzelnen Ortschaften und Flecken aufgelistet.


    Auf Seite 202 wird neben Leupoldsgrün auch noch Hartungs und Lipperts beschrieben. Alles Ortschaften, welche dem Heinz von Lüchau zugerechnet werden.


    Für Hartungs und Lipperts wird jeweils ein Sitz des Heinz von Lüchau angeführt, für Leupoldsgrün fehlt diese Angabe. Kann man da nicht aus dem Umstand, dass diese Nennung für Leupoldsgrün unterblieben ist, folgern, dass in Leupoldsgrün kein Sitz bestand. Denn warum sollte in dieser Auflistung diese wesentliche Angabe unterblieben sein.


    Auch in dem restlichen Landbuch habe ich keine Angaben zu einem Sitz in Leupoldsgrün, schon gar nicht mit Wall und Wassergraben finden können.


    Gruß Dieter



  • Auch in dem restlichen Landbuch habe ich keine Angaben zu einem Sitz in Leupoldsgrün, schon gar nicht mit Wall und Wassergraben finden können.


    Dann bleibt die Frage, woher die Angaben bei Hofner stammen. Hat er in seinem Aufsatz irgendwelche Quellen genannt, außer der beiläufigen Erwähnung des Landbuches im Fließtext?

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