Geplante Eisenbahntrassen im Frankenwald

  • Nachdem Adrian Roßner über die Bahnlinie Münchberg – Helmbrechts berichtet hat, möchte ich etwas zur Eisenbahn im Frankenwald beitragen.


    Während das Fichtelgebirge durch eine Reihe von Stichbahnen verhältnismäßig gut erschlossen war, gab es im Frankenwald nur wenige Eisenbahnstrecken,
    was sicherlich auch durch die schwierige Topographie bedingt war:


    Strecke: Eröffnung
    Hochstadt Kronach 20.02.1861
    Gundelsdorf Stockheim 01.03.1863
    Stockheim Probstzella 09.08.1885


    Hof Marxgrün 01.06.1887
    Marxgrün Bad Steben 01.06.1898


    Kronach Nordhalben 28.07.1900


    Naila Schwarzenbach/Wald 01.07.1910


    Untersteinach Stadtsteinach 26.11.1913


    Dabei handelte es sich vor allem um Strecken, die am Rande des Frankenwaldes vorbeiführten (Hochstadt – Kronach – Probstzella) oder Hof – Marxgrün. Erst relativ spät berührten die Strecken Kronach – Nordhalben und Naila – Schwarzenbach am Wald auch den eigentlichen Frankenwald.


    Die immer in wirtschaftlicher Not lebenden Gemeinden des zentralen Frankenwaldes versprachen sich von einer durchgehenden Verbindung Hof – Naila – Wallenfels – Kronach bessere Absatzmöglichkeiten für die vorhandenen Rohstoffe, vor allem für Holz und Mineralien.
    Schon im Eisenbahngesetz vom 29.4.1869, (Art. I Nr. 20) wurde die Wichtigkeit einer Bahnlinie Kronach – Wallenfels –Schwarzenbach a. Wald als Hauptverbindungsbahn nach Hof betont, allerdings wurde diese Verbindung zugunsten der Linie von Kronach nach Norden Richtung Probstzella aufgegeben.
    1869 und 1876 blieben Petitionen einzelner Gemeinden ohne Erfolg.
    1892 tat sich ein Eisenbahnkomitee aus Vertretern zahlreicher Frankenwaldgemeinden zusammen, das wieder den Gedanken einer Verbindung Kronach – Hof durch den Frankenwald aufgriff.
    Siehe dazu die als pdf-Datei angefügte Petition vom 14. Februar 1892.
    Dieser Denkschrift folgten 1907, 1908 und 1911 Petitionen verschiedener Gemeinden u.a. aus Schwarzenbach a. Wald und Wallenfels.
    Die Grundstücksfrage war 1914 nach Meinung der betroffenen Gemeinden „beschlußfähig geregelt“, allerdings stoppte der Erste Weltkrieg alle weiteren Planungen.


    Nach Ende des Ersten Weltkriegs verschlimmerte sich die wirtschaftliche Situation im zentralen Frankenwald deutlich, weite Bereiche konnten als Armenhaus Bayerns betrachtet werden.
    Anfang 1929 verfassten die Märkte Wallenfels und Schwarzenbach a. Wald sowie die Gemeinden Geuser, Schnaid, Wolfengrün, Neuengrün, Reichenbach, Köstenberg, Löhmar, Bernstein a. Wald, Räumlas, Meierhof, Straßdorf eine Denkschrift “Frankenwald in Not“. Diese Denkschrift sollte die Regierung von der Erbauung einer Verbindungsbahn Wallenfels – Schwarzenbach a. Wald im Anschluss an die bereits bestehenden Bahnverbindungen Kronach –Wallenfels und Schwarzenbach a. Wald – Hof als Hauptverbindungsbahn Kronach – Hof überzeugen.


    Vorgeschlagene Streckenführung:
    1. Schwarzenbach a. Wald (Fortsetzung der bestehenden Linie Naila-Schwarzenbach a. Wald)
    – Richtung Göhren, südlich an Göhren vorbei, Affennest (1938 umbenannt in Lerchenhügel), Räumlas,
    - zwischen Bernstein und Löhmar im Zuge der Zegast Abstieg ins Wilde Rodach-Tal,
    - nördlich an Köstenberg vorbei nach Wallenfels.
    - Beim Bahnhof Wallenfels-Erlabruck Einmündung in die Strecke Kronach-Nordhalben.
    (in beigefügter Karte rot markiert)
    2. Alternativstrecke Marxgrün (Abzweigung von der Strecke Naila – Blankenberg)
    – Bobengrün-Geroldsgrün – Dürrenwaid
    – etwa beim Bahnhof Dürrenwaid/Stoffelsmühle Einmündung in Strecke Kronach – Nordhalben.
    (in beigefügter Karte blau markiert)
    Die 2., technisch einfachere Strecke wird von den Unterzeichnern der Denkschrift abgelehnt, weil hier Wallenfels wieder keinen direkten Bahnanschluss und Schwarzenbach am Wald keine durchgehende Verbindung gehabt hätte.
    In dieser Denkschrift werden allein für Wallenfels über 300 Erwerbslose (bei 2300 Einwohnern) genannt – und das Ende 1928 / Anfang 1929, also lange vor der Weltwirtschaftskrise.


    Die ab Ende 1929 folgenden historischen Ereignisse (Weltwirtschaftskrise, Zweiter Weltkrieg, Deutsche Teilung) ließen allerdings alle Pläne zu einer Quer-Frankenwald-Bahn endgültig Makulatur werden.



    Literatur:
    o.V. : Bahnprojekt Naila - Wallenfels - Kronach. Petition der Komitee-Mitglieder und Gemeinden des östlichen Frankenwaldes vom 14. Februar 1892. In: Frankenwald 6/1992, S. 253 – 257.
    Bleiweis, Martin u.a.: Fränkische Nebenbahnen einst und jetzt, Band 1: Oberfranken, Egglham 1985.
    Bufe, Siegfried: Eisenbahn in Oberfranken, München 1982.
    Eisenbahnfreunde Rodachtalbahn e.V.: Die Rodachtalbahn Kronach - Nordhalben. 1900 – 1990, Kronach 1990
    Denkschrift “Frankenwald in Not“. Vom 17.3.1929 (Gedruckt in Wallenfels). Bestand Stadtarchiv Hof, C 1/ 2.
    Ellinger, Ralf: Die Rodachtalbahn. Geschichte der Lokalbahn von Kronach nach Nordhalben. Marktrodach 2003.
    Geldern-Crispendorf, Günter v.: Industriegeographie des Frankenwaldes. In: Geographische Zeitschrift 1936, S. 359 ff.
    Kundmann, Hans: Die Eisenbahnen im Frankenwald. Hof 1980.
    Kundmann, Hans: Der Kampf mit dem Schnee in Nordost-Bayern. In: Heimatkalender für Fichtelgebirge und Frankenwald, 1981, S. 100 - 109.
    Obermayer, H.: Naila - Schwarzenbach (Eisenbahn). In: Eisenbahn-Journal 11/98
    Witt, Günther: Die Entstehung des nordostbayerischen Eisenbahnnetzes. Politische, wirtschaftliche und verkehrsgeographische Motive und Probleme. Dissertation , Nürnberg 1968.
    Wurzbacher, Martina: Der Eisenbahnbau und seine Folgen für die oberfränkische Textilindustrie im 19. Jahrhundert - dargestellt am Beispiel ausgewählter Firmenmonographien des Raumes Hof.
    In: 41. Bericht des Nordostoberfr. Vereins f. Natur-, Geschichts- u. Landeskunde (Miscellanea curiensia - Beiträge zur Geschichte und Kultur Nordoberfrankens und angrenzender Regionen, Bd.II), Hof 1999, S. 23 - 78.

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