Heimatkundlicher Stammtisch Zell

  • Hallo zusammen,


    Wie in vielen anderen Orten rund um Hof auch wollen nun die Zeller ihre eigene Geschichte aufarbeiten, weshalb in diesem Jahr insgesamt vier "heimatkundliche Stammtische" stattfinden werden, an denen sich die Bürger (und natürlich auch gern gesehene Gäste) mit verschiedenen Themen aus der Heimatkunde auseinandersetzen. Die Termine werden jeweils durch einen Vortrag von mir eröffnet, bevor sich im Anschluss eine lockere Diskussionsrunde herausbilden soll. Den genauen Ablauf findet ihr auf dem beigelegten Flyer!


    Vielleicht sehen uns wir ja,


    Adrian Roßner

  • Hallo Dr. Kluge,


    Schon Dietel ging bei seiner Deutung des Namens nicht in erster Linie von einer Klause aus, sondern vielmehr von einer "Kammer", die zur Beherbergung reisender Pilger gedient haben könnte. Erstmals erwähnt wird diese "cella Waltstein" während des Pontifikats Ottos I., der von 1102 bis 1139 das Bischofsamt in Bamberg bekleidete. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit könnte auch schon bei der Bamberger Synode 1059 ein erster Anstoß zum Bau dieser "Zelle" gemacht worden sein. Auch wenn wir bereits an anderer Stelle eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit von Sagen laufen haben, so möchte ich hier kurz darauf eingehen, dass die beiden für Zell wichtigsten Geschichten, außer den "Wolkenstierern", von Mönchen handeln: Zum einen soll einst ein Heidenbekehrer am Fuße des Waldstein gerastet und am nächsten Morgen zu seinen Füßen einen schlafenden Bären entdeckt haben. Aus Dankbarkeit, daß Gott ihn vor diesem Ungeheuer gerettet hat, erbaute an der Stelle eine Klause. Diese Geschichte weist starke Parallelen mit der Sage des Heiligen Gallus auf, wobei unsere Kirche seit dem 15. Jahrhundert just jenem Mann geweiht ist! Zum anderen schrieb Pfarrer Wunderlich im 18. Jahrhundert von der Geschichte eines geisterhaften Mönches, der des nachts durch die Gemeinde gezogen sein soll.


    Natürlich gibt es neben diesen Geschichten auch handfeste Beweise für die Existenz einer frühen geistlichen Siedlung in Zell: Bei der Renovierung der St. Gallus-Kirche stieß man etwa auf Grundmauern einer Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Teile der damaligen Grabungsfunde, die von Bamberger Archäologen zutage gefördert worden sind, befinden sich noch heute im Pfarramt der Gemeinde. Man kam damals zum Schluss, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Nachfolgebau der einstigen "Zelle" gehandelt hat. Dietel stieß zudem in den 1960er Jahren auf Grundmauern einer Kapelle aus der Spätromanik am sogenannten "Teufelsbrunnen". Noch im 18. Jahrhundert beschreibt Wunderlich die Ruine dieses Baus, der "Rupprechts"-, an anderer Stelle "St.Ottingskapelle" genannt wird. Welcher der beiden Bauten nun letzten Endes aus der "Ur-Zelle" hervorgegangen ist, lässt sich nicht sicher beweisen, doch spricht der noch heute gebräuchliche Mundart-Ausdruck "Mir genga nei/nieber/nunder die Zell" für den Standort der heuten Pfarrkirche, die auf den Grundmauern des 1769 von Wunderlich erbauten Gotteshauses errichtet worden ist. Vorher stand hier bereits eine Holzkonstruktion und seit dem 15. Jahrhundert ist die Existenz einer Kapelle an dieser Stelle durch Urkunden belegbar.


    Liebe Grüße,


    Adrian Roßner