Bay. Tschechische Grenzstellung

  • Servus,

    wollte mal anfragen ob mir wer bei Ihnen weiterhelfen kann?

    Es ging um die bay. tschechische Grenzstellung von 1935. Komme aus der Gegend von Waidhaus und bei uns sind noch Überreste bzw. ganze Bauten zu finden. Bin die letzten Jahre schon einiges mitn Radl abgefahren und habe auch das ein oder andere gefunden. Darunter auch die Anlagen bei Schirnding.

    Da diese ja noch intakt sind wollte ich mal anfragen ob es vielleicht bei Ihnen noch jemanden gibt der alte Fotos oder sonstiges zu den Schartenständen weiß?

    Würde mich sehr freuen wenn Sie mir weiterhelfen könnten. Danke

  • Hallo,

    wir haben dieses Thema vor Jahren schon einmal kurz angerissen:

    Bunker bei Schirnding?

    Das Standardwerk zu den Grenzbefestigungen an den Ostgrenzen des damaligen Deutschen Reiches ist immer noch:
    Burk, Kurt: Die deutschen Landesbefestigungen im Osten 1919 - 1945, Osnabrück 1993.
    Das Buch lässt sich über die Fernleihe besorgen.

    Hier wird auf den Seiten 225 - 244 die bayerisch-tschechische Grenzstellung abgehandelt. Auf den Seiten 247 - 266 sind die Regelbauten allgemein beschrieben, auf den Seiten 390 - 399 wird die Entwicklung der Schartenstände geschildert.

    An der Straße Waidhaus - Roßhaupt (Rozvadov) war eine der wenigen Stellungen für Panzerabwehrkanonen (Pak) vorgesehen, die es im Verlauf der bayerisch-tschechischen Grenzstellung gab (Burk, S. 453). Die Pak waren allerdings nicht in verbunkerten Stellungen untergebracht, sondern es waren in den meisten Fällen lediglich getarnte Plattformen, von den aus flankierend auf die Straßen gewirkt werden konnte. Meistens war ein aus Bruchsteinen gemauertes Blockhaus direkt neben der Pak-Stellung für die Unterbringung der Besatzung vorhanden (Burk, S. 235 - 239). Auf den Straßen waren "Kampfwagenhindernisse" vorgesehen, meistens wohl in Form von Baumsperren, die durch die Pak überwacht wurden. In einigen Fällen wurden die Pak-Stellungen durch Schartenstände geschützt.
    Sonstige Angaben zur Lage von Befestigungsanlagen im Raum Waidhaus finden sich bei Burk nicht.

    An weiterer Literatur wären zu nennen:
    Schott, Sebastian: Die Bayerisch-Tschechische Grenzstellung 1933 - 1939. In: Oberpfälzer Heimat 52 (2008), S. 7 - 22

    Röder, Siegfried: Die militärische Sperrlinie 1935 - 1938 gegen die Tschechoslowakei im Hohenberg - Schirndinger Raum, In: Archiv für Geschichte von Oberfranken (2014), S. 317 - 330.
    Röder beschreibt sehr ausführlich, teils mit Koordinatenangaben, die Kampfanlagen und Versorgungsbauten im Raum Hohenberg und Schirnding. Er geht auch auf die geplante Verstärkung der Grenzsicherung durch die Wehrmacht im Kriegsfall ein, wie z.B. Artillerie- und zusätzliche PAK-Stellungen.

    Ich füge vier Skizzen bei:
    - Verlauf der Grenzstellung
    - Lage der Pak-Stellungen
    - Grundrißskizze für Pak-Stellung
    Diese drei Skizzen stammen aus dem Buch von Burk
    - vorgesehene Grenzwvachttruppen (Skizze stammt von mir).
    Die Grenzwacht war eine vorwiegend aus Reservisten und Teilen der Zollbehörden bestehenden Miliz für die Besetzung der Grenzstellungen. Teilweise wurden auch Teile der SA in diesen Grenzwachteinheiten verwendet (Röder, S. 322). Waffen und Munition wurden in den grenznahen Dörfern in sog. "Treuhänderlagern" untergebracht, die Schlüssel dafür befanden sich bei den Gendarmeriestationen oder bei zuverlässigen Einwohnern (Bürgermeister usw.). Es gab in einigen Fällen auch in die Erde eingelassene Betonröhren von ca. 2,40 m Durchmesser als Munitionsbehälter in der Nähe der Schartenstände (Burk, S. 242 f.).

    Nach Besetzung der Tschechoslowakei 1938 wurde die Grenzstellung aufgegeben. Viele der Anlagen wurden dann für Ausbildung der Pioniere der Wehrmacht genutzt und bei Sprengübungen zerstört.

    Grüße
    Jörg

  • Vielen Dank für Ihre Antwort. Burk, Röder usw. sind mir bereits bekannt. Auch habe ich bereits Material aus Freiburg und von NARA gesichtet.


    Leider habe ich bis jetzt noch keine Bauzeichnungen oder Fotos auftreiben können. Die Stände bei Schirnding waren ja bis Anfang der 80iger (?) begehbar und daher habe ich gehofft das es doch noch das ein oder andere Foto davon gibt oder sonstiges dazu.

    Interessant wären auch die unterschiedlichen Schriftarten sowie Schriftfarben.

    Vielleicht erinnert sich noch wer der einen Blick ins Innere gewagt hat an die Bauwerkskennzeichnung?

    Da ja noch mehr gebaut wurde als nur die Schartenstände (Sperrmittel- und Munitionsbunker, Nachrichtenstellen usw.) wäre ich über jeden Hinweis dankbar.


    Gruß

  • Hallo zusammen,


    bin durch Zufall hier gelandet auf der Suche nach weiteren Infos der BTSG.


    Ist diese Seite bekannt?


    https://www.bunkerfreunde-muen…main.php?g2_itemId=276838


    Das Buch von Röder kenne ich noch nicht. Ist das noch erhältlich?


    Beschäftige mich primär mit den "Schwestern" bei uns in der Ecke WMTS und NES, war aber auch schon an der BTSG gewesen.


    Betreue auch die E-Mail-Adresse vom WMTS-Bauwerk 224 in Aschaffenburg-Nilkheim.


    bunker224@gmx.de


    Gruß Gerhard

  • Das Buch von Röder kenne ich noch nicht. Ist das noch erhältlich?

    Das ist kein eigenständiges Buch, sondern ein Aufsatz im Jahrbuch des Historischen Vereins für Oberfranken. Das Jahrbuch müsste bei diesem Verein noch erhältlich sein

    https://www.hvo.franken.org/jahrbuch

    Ansonsten ist der Band sicher in vielen Stadtarchiven in Oberfranken zu finden, z.B. beim Stadtarchiv Hof.


    Frage zu der oben erwähnten Website der Bunkerfreunde München:
    Ist mit der dort genannten "Reiter-Kaserne"

    https://www.bunkerfreunde-muen…main.php?g2_itemId=304495

    die frühere "Prinz-Leopold-Kaserne" (Schwere-Reiter-Straße / Winzererstraße) gemeint?


    Grüße
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

    Einmal editiert, zuletzt von Jörg Wurdack ()

  • Hallo Jörg,


    vielen Dank für die Info.


    wegen der "Reiter-Kaserne" bitte mal direkt mit den Kollegen von der Seite Kontakt aufnehmen.

    info@bunkerfreunde-muenchen.de


    Ich habe die Seite auch mehr durch Zufall entdeckt und habe bisher direkten Kontakt zu den "Münchner Kollegen" gehabt.


    Wir unterstützen hier Hessen Archäologie beim den hessischen Teil der WMTS und sind auch am bayerischen Teil (der intakte Museumsbunker 224 liegt ja in Aschaffenburg-Nilkhein), sowie an der NES manchmal vor Ort.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Wetterau-Main-Tauber-Stellung


    Hier mal ein aktueller Bericht dazu:


    https://lfd.hessen.de/hA-Woche_Kabelbrunnen_und_Merksteine


    Viele Grüße


    Gerhard

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