Neue Ortsnamen-Erklärungen von Dr. Wolfgang Janka

  • Die Arbeit am dritten Band der Reihe "Beiträge zur slavisch-deutschen Sprachkontaktforschung" konnten nach dem Auslaufen der Finanzierung des Projekts "Slawen in Nordbayern" durch die DFG (=Deutsche Forschungsgemeinschaft, Ende 2004) zunächst nicht mehr fortgesetzt werden. In der Folgezeit habe ich mich dazu entschlossen, Dr. Wolfgang Janka (Uni Regensburg) zu einzelne Ortsnamen der Region zu befragen:


    Anfrage vom 29.12.2011:


    Bei dem Siedlungsnamen (SN) Weinzlitz (Lkr. Hof) schwanken die Erklärungen noch zwischen den slaw. PN *Vojn?ta (Z/H Bayr. S. 93, Schwarz: NOB, S. 250) und *Voj-n (Eichler: Etymologie, S. 378 ). Die mir bekannten Belege lauten u.a.: 1374 Weyntictz, 1396-1417 Weintiz, Weyntiz, Wentiz, 1502 Weintytz und 1580 Weinschlitz (Z/H Bayr. S. 93, falls die Belege richtig ermittelt wurden). Wie würden Sie die slawische Grundform des SN ansetzen?


    Dr. Wolfgang Janka:


    Der SN Weinzlitz kann aufgrund von Belegen wie 1374 Weynticz oder 1376 Weinticz (Mon. Zoll.) nicht auf einen PN *Voj-n- zurückgeführt werden (die Ableitungsbasis muss -t- enthalten). Ein PN *Vojn?ta o. ä. kann zwar nicht ausgeschlossen werden, hätte jedoch nur sehr wenige strukturelle Parallelen. Am ehesten ist vom PN *Voj?ta, vgl. den alttschechischen PN Vojata, den polnischen FamN Wojata usw. (Eichler, Slaw. ON zwischen Saale und Neiße IV, S. 53, s. v. Waititz), mit noch gehörtem Nasalvokal, und damit von einer Grundform *Voj?tici (vgl. u. a. den tschechischen SN Vojetice; ebd.) auszugehen.


    Anfrage vom 11.07.2012:


    Eine weitere Frage betrifft den SN Kühschwitz (Lkr. Hof): 1398 Kitzswitz, 1468 Kyschwitz, Kyschwytz (Z/H Bayr., S. 209). Ernst Schwarz rekonstruiert eine patronymische Grundform *Kosovici (NOB, S. 264). Ist in diesem Fall eher Ziegelhöfer/Hey zu folgen, die *Kyšovicy bzw. *Chyšovice erschließen? (Das Buch von Reinhard Höllerich ist zur Zeit leider nicht erhältlich, so das mir seine Namenerklärung nicht bekannt ist.)


    Dr. Wolfgang Janka:


    Höllerich, HONB Rehau-Selb, S. 33 f. bringt zum SN Kühschwitz den Erstbeleg 1390 "Kyßwitz" und geht von dem slaw. PN Koš aus. Gegen diesen Ansatz und den von Schwarz sprechen m. E. fehlende o- und ö-Schreibungen. Ein Ansatz mit slaw. y erscheint mir möglich, doch müsste dieses hier als kurzes i übernommen worden sein.


    Literatur von Wolfgang Janka:
    - Ernst Eichler / Albrecht Greule / Wolfgang Janka / Robert Schuh: Beiträge zur slavisch-deutschen Sprachkontaktforschung (Band 1, Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg) und (Band 2, Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bayreuth), Universitätsverlag Winter, Heidelberg. 2001, 2006.
    - Ortsnamenforschung im Raum Kemnath: Ergebnisse und Perspektiven. In: Kemnath 1000 Jahre ... und mehr, S. 95-106. Pressath 2008.

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