Spuren der Steinzeit

  • Lieber Jörg,


    diese Funde wurden vom BLfD dokumentiert und anschließend auf Grund der Befunde in die Denkmalliste eingetragen. Vorab habe ich mich beim BLfD informiert, auf welchen Befunden nun diese Einträge beruhen.



    Antwort vom BLfD nach BD-Nummer


    Liebe Frau Spörl,

    5836-0022: Lesefunde W. Geigner 1990-1994: neolithische Steingeräte und eine Wandscherbe vermutlich mit Knubbe.
    5836-0023: Lesefunde W. Geigner 1990-1996: neolithische Pfeilspitzen, Steinbeilbruchstück, kleiner Kratzer, Abschläge und vermutlich neolithische sowie frühlatènezeitliche Keramik.
    5836-0026: Einzelfund 1999/2000:Klingenkratzer mit vielen Merkmalen des Magdalenién. Lesefunde 2002: neolithische Abschläge.
    5836-0028: Nach dem DGM ist Ihrer Meinung zuzustimmen.
    5836-0029: 2002: Abschläge, Schlagsteine, frühlatènezeitliche Keramik, Bronzeblechstücke (Lesefund W. Geigner). 2008 Keramik, darunter FLt. (Lesefund W. Geigner)
    5836-0064: Leider kann ich im DGM schon den bekannten, größeren GH (sofern das einer ist) nicht eindeutig identifizieren.... Haben Sie Fotos?
    5836-0121: Flächig retuschiere Pfeilspitze mit asymmetrisch eingezogner Basis jüngeres NEO. Nach Finder wurden in den vergangenen Jahren vom gleichen Feld immer wieder Abschläge und Bruchstücke der
    ortsfremden Lydithe, Keuper- und Jurahornstein sowie Jaspis gefunden. Erwähnt wird auch ein Kratzer (Finderin Frau Hübner, über W. Geigner 2006).


    Herr Geigner hat uns eine Auswahl seiner gemeldeten Funde mitgebracht.


    [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/31ad2a-1477598911.jpg]



    [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/2e4c94-1477599984.jpg]



    Glück Auf


    Eva

  • Hallo Eva,
    vielen Dank für Deine rasche Antwort.


    In der Denkmalliste für Stammbach werden diese Funde anscheinend als Belege für Siedlungen interpretiert, hier sind unter Bodendenkmäler u.a. erwähnt:
    D-4-5836-0022 Siedlung des Neolithikums.
    D-4-5836-0023 Siedlung des Neolithikums und der frühen Latènezeit.
    D-4-5836-0026 Siedlung des Neolithikums.
    D-4-5836-0029 Siedlung der frühen Latènezeit.
    D-4-5836-0121 Freilandstation des Mesolithikums und Siedlung des Neolithikums.


    Die BD-Nummern dieser Siedlungen decken sich mit den Nummern der Funde von Herrn Geigner.
    Das Mesolithikum wird in Oberfranken ungefähr von 9500 – 4500 v. Chr., das Neolithikum von 4500 – ca. 1800 v. Chr. angenommen.
    Gibt es für die Funde von Stammbach bzw. für die in der Denkmalliste genannten Siedlungen nähere zeitliche Eingrenzungen innerhalb dieser doch mehrere tausend Jahre umfassenden Zeitspannen?


    Grüße
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • "Gibt es für die Funde von Stammbach bzw. für die in der Denkmalliste genannten Siedlungen nähere zeitliche Eingrenzungen innerhalb dieser doch mehrere tausend Jahre umfassenden Zeitspannen?"


    Hallo Jörg,


    diese Fragen ist sehr gut - wir haben uns dies auch schon gefragt. Meines Wissen gibt es keine nähere zeitliche Eingrenzung. Erst gestern haben wir darüber diskutiert, ob man bei dieser Befundlage überhaupt von einer (längerfristigen) Siedlungsperiode ausgehen kann.


    Zur Diskussion stehen 2 Theorien:
    1. Stammbach ist ein Knotenpunkt von Altstraßen, die sicherlich nicht erst ab Eintritt in das frühe Mittelalter genutzt wurden. Insofern wäre denkbar, dass diese "Siedlungen", die räumlich relativ eng beisammen liegen, über die Jahrhunderte hinweg als Lagerplatz genutzt wurden. So ließe sich auch die große zeitliche Streuung erklären.
    2. Es waren Siedler, die dann und wann bzw. nach Bedarf hier nach Bodenschätzen gesucht haben und anschließend wieder in wirtlichere Gegenden gezogen sind, wo nahezu durchgehende Besiedelung nachgewiesen wurde. Um Stammbach herum haben wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes "Goldwäschen im Landkreis Hof" 3 Wäschen/Seifen eindeutige identifizieren können. Wobei "Gold" hier wohl nicht im Mittelpunkt stand. Dagegen spricht das anstehende Gestein.(Eklogit) Am ehesten denkbar wäre das Waschen nach Granaten. Granate sind ein wesentliches Mineral des Eklogit.


    Das BLfD hält eine weitere Nachsuche für sehr sinnvoll. Nur - wer soll die Zeit dafür aufbringen? Werner Geigner ist nach Oberbayern übergesiedelt und seither gibt es auch keine Fundmeldungen, die uns Aufschlüsse auf die Dauer der Besiedelungen geben könnten.


    Leider kann ich auch nicht mehr zu diesem hochinteressanten Thema beisteuern.


    Glück Auf


    Eva

  • Hallo Eva,


    vielen Dank.


    Zitat

    Erst gestern haben wir darüber diskutiert, ob man bei dieser Befundlage überhaupt von einer (längerfristigen) Siedlungsperiode ausgehen kann.


    Diese Frage habe ich mir ehrlich gesagt, im Geheimen, auch schon gestellt. Bei einigen wenigen Steinwerkzeugen ohne weitere Hinweise eine Siedlung anzunehmen?


    Zitat

    Um Stammbach herum haben wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes "Goldwäschen im Landkreis Hof" 3 Wäschen/Seifen eindeutige identifizieren können.


    Lassen sich denn diese Seifen zeitlich näher einordnen?


    Grüße
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

  • Hallo Jörg,


    wann genau diese Erzwäschen angelegt wurden, hat sich bislang noch nicht klären lassen. Wir gehen davon aus, dass sie kurz nach oder während der ersten großen Rodungsperiode entstanden sind.


    Archivalisch auf`s Papier" gekommen sind sie erstmals im Jahr 1324 durch eine Urkunde von Ludwig des Bayern (Kaiserselekt). Diese Urkunde wurde dann im Jahre 1328 bestätigt. Hier werden dem Burggraf Friedrich zu Nürnberg alle Erzwerke auf Gold, Silber und Kupfer im Münchberger Land übereignet.


    Archivalisch belegen lassen sich im Münchberger Land 3 Abbauperioden:


    1. 14/15 Jahrhundert bis zu Bginn der Husitteneinfällen - die Blütezeit
    2. 16/17 Jahrhundert bis zu Beginn des 30 jährigen Krieges - wechselnde Ausbeute mit guten und schlechten Jahren
    3. Nach Ende des 30 jährigen Krieges bis in unmittelbare Neuzeit - keine Ausbeute mehr, nur noch "Zubuße"


    LG


    Eva

  • Hallo Jörg,


    hier ein Nachtrag zum Thema Seifen und Seifenwerke um Bad Steben aus der Frotscher Chronik - diese bezieht sich hier allerdings auf die Erkenntnisse des Bergeschworenen Georg Heinrich Spörl und Berglehrer an der könglichen Bergschule zu Steben. Frotscher hat sicherlich nicht ohne Grund die Anmerkung "nicht sicher belegt" zur Chronik hinzugefügt. Eine Erzgewinnung durch Seifen konnte vor 1000 n. Chr. nicht nachgewiesen werden. Bedingt richtig ist die Feststellung, dass man im 13. Jahrhundert die Hochblüte des Goldseifens durchlaufen hatte, und sich dem eigentlichen Bergbau widmete. hatte. Aufgegeben hat man zu dieser Zeit die Seifen allerdings nicht! Aus dem 16 Jahrhundert sind uns viele, aus heutiger Sicht erfolglose Mutungsversuche - hauptsächlich um Helmbrechts und Münchberg herum - archivalisch bekannt. Auch andere Schriften belegen, dass das Seifen nach Gold im 13/14 Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hatte.


    A 67 SGS Kap. XIV. Nicht sicher belegt! In SGS Kap. II
    u. XIV äußert der Berggeschworene und Lehrer an der
    Freien Bergschule Steben, G.H. Spoerl, um 1829
    nicht nur die Meinung, daß in Steben und seiner Umgebung
    schon vor dem Jahre 1000 Erze gewonnen und
    verhüttet worden seien, sondern bezeugt auch umfangreiche
    Spuren einer Erzgewinnung durch Seifen
    (Auswaschen) am Goldbach bei Obersteben, am Seifenbach
    (Name!) bei Lochau, in der Lochschlucht gegen
    den Hagenbühl, im Gevattersgraben bei Steinbach
    sowie im Ochsengründlein bei Langenbach. Obwohl an
    diesen Plätzen einst Goldkörper gefunden worden
    sein sollen, habe man bei amtlich angeordneten,
    teilweise unter seiner, Spoerls, Aufsicht um 1799
    durchgeführten Grabungen keine Spuren von Gold entdecken
    können (SAB Rep. VC 9 VI 9/10, Nr. 17412).
    Damit dürfte aber über noch mögliche Goldfunde
    nicht das letzte Wort gesprochen sein, denn in
    jüngster Zeit sind wieder Forschungen im Gebiet des
    Gevattersgrabens erfolgt, deren Ergebnisse noch
    geheimgehalten werden. Die Erzgewinnung durch Seifen
    hat im 13. Jahrhundert durch den eigentlichen
    Bergbau (Abbau der Erze) ihr Ende gefunden.


    Auszug aus: Geschichte der Stadt und des Bezirks Naila


    Einen größeren Aufschwung gewann aber das Bergbauwesen nachdem es die Burggrafen von Nürnberg und späteren von Brandenburg in ihre Hand genommen hatten Schon 1324 erhielt Burggraf Friedrich lV der sich durch Gefangennehmung des Gegenkaiers Friedrich von Oesterreich verdient gemacht hatte unter anderem auch das im Oberlande zur besonderen Belohnung. In der Urkunde heißt es ausdrücklich: Wir haben angesehen die genehmen und nutzbaren Dienste die uns und dem Reich der edle Mann Friedrich Burggraf von Nürnberg Unser Lieber und Getreuer von langer Zeit daher getan hat und für das gut tun mag und haben ihm unser und des Reiches Recht an dem Erzwerk an Gold Silber Kupfer mit allen Gängen zwischen dem Plassenberg und Münchberg verliehen. Und diese Urkunde wurde 1328 und 1363 bestätigt. Bereits um 1324 betrieb man schon bei Münchberg Seifenwerke das ist man stach an den Bächen und Flüssen die Erde auf und schwemmte sie mit Wasser aus um die edleren Metalle zu gewinnen. Die Arbeiter hießen Seifener oder Erzwäscher Ähnliche Seifenwerke wurden auch in Steben und der Dürrenwaid auf Gold und Silber getrieben 1355 ertheilt Kaiser Karl lV von Rom aus den Burggrafen Johann und Albrecht das Privilegium auf alle Gold und Kupferbergwerke welche zwischen dem Plassenberge,Markt Schorgast und Münchberg aufgehen.
    Quelle: Geschichte der Stadt und des Bezirks Naila
    von Johann G. Hübsch
    Lehrbuch Landesgeschichte Fürstentum Bayreuth


    Glück Auf


    Eva

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