Der Radenzgau

  • Hallo Zusammen,


    in den Chroniken des Frotschers geht es zwar überwiegend um die Gemarkung Bad Steben, doch es gibt auch einige Passagen, die den Frankenwald bzw. auch das Fichtelgebirge betreffen.


    Frotscher schreibt:


    A 7 H. Silbermann in FWZ 1965 S.2 ff; GBB 10 f
    Der Radenzgau wird seit 741 genannt. Seine Grenzen verlief soweit sie hier interessiert - im N und O von Kleintettau den Rennsteig entlang bis Blankenstein, die Selbitz und den Rothenbach aufwärts und hinübe zur Saale bei Seulbitz, an dieser abwärts bis Förbau, weiter zum Mittelberg nw. Kirchenlamitz und scharf nach SW umbiegend auf dem Kamm des Waldsteins entlang, Bischofsgrün östlich umrundend, über den Schneeberg zum Quellgebiet der Fichtelnaab. Diese Grenze schied den Radenzgau am Rennsteig von der 899 genannten provincia Salavelda (um 1060 als Orlagau bezeichnet), im Osten an dem Teilstück Blankenstein - Mittelberg von der zur thüringischen Sorbenmark gehörenden, seit etwa 1160 genannten terra regnizi (Regnitzland), an dem Teilstück Mittelberg - Quellgebiet der Fichtelnaab von der regio egire (Region Eger) und weiterhin vom bayerischen Nordgau bzw. dem Bistum Regensburg. Weite Teile des Nordwaldes gehörten dem Bischof von Würzburg, der fast im ganzen Radenzgau das Pfarreirecht innehatte, andere Teile dem im 10. Jh. mit diesem Gau belehnten Markgrafen von Schweinfurt.


    H. Silbermann in Der Frankenwald ist ein nicht abgegrenzter,FWZ 1965 S. 2;


    Der Frankenwald ist ein noch namenloser Teil des Nordwaldes, der sich mit seinem von schier endlosen Wäldern bedeckten Gürtel von Mittelgebirgen von den Quellen der Werra bis zur Wachau erstreckt. Von Rodungen ist da noch kaum etwas zu spüren. In politischer Hinsicht gehört dieses Gebiet zum fränkischen Radenzgau. Nr. 7


    Nördlich des Nordwaldes, an das Gebiet der späteren Herrschaft Lichtenberg grenzend, liegen im W die terra Salavelda bzw. der der Saale der Dobnagau. östlich der Selbitz grenzt an den Radenzgau ein Teil der thüringischen Sorbenmark, der etwa ab 1160 als terra Regnizi in Erscheinung tritt. Dort, an der Saale, bestehen Sorbensiedlungen. Nr. 8


    GTO Karte der Hochgerichtsbezirke;GBB S. 13(Saaleslawen)


    Wer von euch hat ebenfalls Unterlagen darüber?

  • Der Chronist Georg Heinrich Spörl geht sogar noch weiter zurück:



    Die Zeit der ersten Ansiedlung kann zwar nicht so ganz genau angegeben werden, doch läßt sich aus den ältesten Schrift­stellen muthmassen, daß schon bald nach Christi Geburt sich einzelne Bewohner in den herzynischen Wald (Seba = Wald, Mar. viana = Wald, Hervina = Wald hieß so viel wie schwarzer, Dicker, finsterer Wald) ansiedel­ten und sich mit der Jagd, Fischerey, Bergbau und Raub nährten.
    a) Die ersten Ansiedler im 2ten Jahrhundert waren rohe, wilde Heyden aus Asien und dem äußersten östlichen Theil Europäens. Sie kamen aus Landschaften, welche theils übervölkert waren und wo das Volk unter der größten Barbarey lebte und wo sie sich selbst einander tyrannisirten, auch zum Theil einander auffrassen oder einander aus dem Lande jagten.


    Es waren dieß Hermunduren, Horuden und Sadusen b)


    Die erste Ansiedelung hiesiger Gegend war an der Donau bis zum südlichen Abhang des gegenwärtigen Fichtelgebirges.


    Weiter gegen Süden hin setzten sich die Nariscer, auch Sclaven Wenden, wahrscheinlich Völker vom gleichen Ursprung. Diese Völker wur­den von benachbarten Galliern gefürchtet, den­noch aber wie Sclaven behandelt und verach­tet, denn die Gallier sprachen allezeit mit Ver­achtung auf sie. Dadurch aufgebracht zogen diese Völker im Jahr 237 gegen die Gallier ins Feld, schlugen und drängten sie bis an den Rhein, setzten sich dort fest und nannten sich dann Franken oder freye Leuted). Jetzt wurde die Gegend an der Donau, Naab und an dem Fichtelgebirge menschenleer. Die Sorben, Wenden aus Nord und Nordwesten drangen am Ende des 3. und Anfangs des 4. Jahrhunderts vor, die Sorben und Hunnen Wenden aus Osten näherten sich diesen ; alle waren kriegerische, tapfere Leute. Diese verbanden sich endlich im Jahr 433 mit den Franken, drangen selbst in Gallien ein, zerstörten das
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    ganze dortige römische Reich und die nordischen Völker, welcher oben gedacht ist, stifteten im Jahr 500 das große Thüringer Reich f)
    Es setzte sich der große Feldherr W . auf den Thron. Dieses tapfere Volk ließ aber nicht ab und suchte seine Gränzen immer mehr zu erweitern. Allein dadurch zogen sie sich den Haß aller europäischen Völker zu, vorzüglich den der Franken und Sachsen, die ihnen zur Seite wohnteng)
    Beide verbanden sich im Jahr 530 mit ein­ander, giengen den Thüringern mit Kraft zu Leibe. Diese unterlagen bald und schon im Jahr 531 theilten die Franken und Sachsen
    das Reich Thüringen, wovon die Sachsen den nörd­lichen Theil und die Franken den südlichen Theil bekamen. Das Ganze wurde in Landes-striche eingetheilt, welche sie Auen oder nach einer härtern Aussprache Gauen hießen, und diese wurden Gerave, das heißt Grafen zur Aufsicht übergebenh)
    Die Franken erfochten auch beynahe zu gleicher Zeit einen Sieg über die Baiern, die damals jenseits der Donau in dem heutigen Oesterreichi­schen wohnten. Diese wurden aber mit Scho­nung behandelt. Die Herzoge blieben in ihren Besitzungen, jedoch als Vasallen, und bekamen noch die Aufsicht über die Gauen,
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    vorzüglich auch über die (den) große(n) Nordgau. Dieser Theil war noch in Untergaue eingetheilt, die durch Flüsse oder Gebirge begränzt
    waren, nach welchen sie ihre Namen beka­ men. Unser Theil gehörte zum Saalgau
    und vorzüglich zu dem ganz kleinen Selbizgau. Die Wenden hielten sich in unserer Gegend vest, vorzüglich die Sorbenwenden und dieß sind
    im eigentlichen Sinne die Ahnen unserer Gegendh)



    S c h r i f ten
    Die Quellen, aus welchen die Nachrichten geschöpft sind :
    a. Fellert Chron: vom Selbitzgau. Diese Chronik besaß der ehemalige Amtsvogt Kaiser von Naila. Sie war von einem ehe­maligen Marktschreiber Fäller angefangen und sich auf viele Andere bezogen. Diese Chronik war sehr umfassend geschrieben, vie­le Kleinigkeiten mit aufgenommen, aber in der Hauptsache nichts vergessen. Über jeden Ort hat er besondere Nachricht gegeben, vorzüglich auch von Steben. Er gab die Nachrichten vom 2ten Jahr­hundert an und sie waren bis Ende des 17ten Jahrhunderts fortgesetzt. Sie war in folio bestimmt gegen 1/4 Riß+) Papier stark. Ich hatte sie oft in meinen Händen und einmal über 1/2 Jahr in meinem Hause und habe mir viele Auszüge daraus gemacht.

  • Johann Schlund schreibt in seinem Buch „Besiedelung und Christianisierung Oberfrankens“ dass in den Urkunden des 13. Jahrhundert nicht mehr vom Radenzgau die Rede ist. Er schreibt, dasss der Radenzgau urkundlich letztmals in einer Urkunde von 1149 des Bamberger Bischofs Eberhard II. genannt wird.


    Warum? Wurde der Radenzgau oder vielleicht gar die ganze „Gauverwaltung“ abgeschafft, offiziel beendet?


  • Das sagt aber aus, das Silbermann die Region um Hof ebenfalls zur Sorbenmark, und nicht zum Radenzgau rechnet indem er die Selbitz als Grenze nennt. Oder?


    Gruß Dieter

  • Zitat

    A 7 H. Silbermann in FWZ 1965 S.2 ff; GBB 10 f
    Der Radenzgau wird seit 741 genannt. Seine Grenzen verlief soweit sie hier interessiert - im N und O von Kleintettau den Rennsteig entlang bis Blankenstein, die Selbitz und den Rothenbach aufwärts und hinübe zur Saale bei Seulbitz, an dieser abwärts bis Förbau, weiter zum Mittelberg nw. Kirchenlamitz und scharf nach SW umbiegend auf dem Kamm des Waldsteins entlang, Bischofsgrün östlich umrundend, über den Schneeberg zum Quellgebiet der Fichtelnaab. Diese Grenze schied den Radenzgau am Rennsteig von der 899 genannten provincia Salavelda (um 1060 als Orlagau bezeichnet), im Osten an dem Teilstück Blankenstein - Mittelberg von der zur thüringischen Sorbenmark gehörenden, seit etwa 1160 genannten terra regnizi (Regnitzland), an dem Teilstück Mittelberg - Quellgebiet der Fichtelnaab von der regio egire (Region Eger) und weiterhin vom bayerischen Nordgau bzw. dem Bistum Regensburg. Weite Teile des Nordwaldes gehörten dem Bischof von Würzburg, der fast im ganzen Radenzgau das Pfarreirecht innehatte, andere Teile dem im 10. Jh. mit diesem Gau belehnten Markgrafen von Schweinfurt.


    Hier noch eine Karte. Silbermann hat wohl nicht so unrecht:


    http://www.raremaps.com/galler…_highlights/Mercator.html



    Die Ortschaft Ayle ist, so nehme ich an, die heutige Ortschaft Naila


    LG Eva


  • Hier noch eine Karte. Silbermann hat wohl nicht so unrecht:


    http://www.raremaps.com/galler…_highlights/Mercator.html


    Hmm, interessant, hast du eine Ahnung aus welcher Zeit diese Karte stammt und welchen Zeitpunkt die Karte darstellen soll.


    Für mich natürlich wieder auffällig, dass Leipoldsgrün enthalten ist, während einige größere ältere(?) Nachbargemeinden fehlen.

  • Hallo Dieter,


    ich habe eine Beschreibung der Karte im Netz gefunden:


    Title: [Alte Landkarte von / Old antique map of Frankenland / Franconia] FRANCKENLANDT Francia orientalis.
    Author: Mercator, G. / J. Hondius.
    PlaceAndYear: Amsterdam, 1613.
    Description: Gerard Mercator (1512-94). His ' Atlas sive Cosmographica' was posthumuously published in 1595. Jodocus Hondius (1563-1612), founder of the Hondius publishing house, acquired the plates of Mercator's Atlas. First editon in 1606.An attractive map of Franconia, embellished with a fine strapwork title-cartouche and a cartouche with scales.From the latin, 1613 edition. Ref.: Koeman, Atlas Neerlandici, ME 22.



    Ja, es ist schon komisch, dass Leupoldsgrün eingezeichnet ist, während z.B Schauenstein fehlt. Eigentlich würde man Erwarten, dass Ortschaften mit Burgen und Schlössern vorrangig eingetragen werden.


    LG Eva

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