Exkursion nach Görlitz, Bautzen und Bad Muskau am 18./19. Juni 2016

  • Görliwood und Liebesbank
    Exkursion des LNV zum 125. Jubiläum nach Bautzen, Görlitz und Bad Muskau

    125 Jahre sind eine stattliche Zahl. Solange existiert der Langnamenverein, wie er sich auch auf seiner Homepage nennt. Das gilt es zu feiern. Und wie es sich für einen Verein gehört, der die Geschichte im Namen trägt, dann auch mit einer kleinen, aber inhaltsschweren Reise, die von Frau Münzer-Glas und ihrem Mann geplant wurde. Hier die Highlights.
    Die Reise begann schon mal mit einer historischen Überraschung bei der fälligen Fahrpause: Ein Kuchen nach historischem Rezept. Frau Hartig setzte das dort "Torte" genannte Gebäck in die Wirklichkeit um. Nicht ganz leicht, galt es doch zunächst nicht mehr gebräuchliche Maßeinheiten wie "Lot" in eine gängige Rezeptur umzuwandeln und ... geschmeckt hat`s auch.
    Dermaßen gestärkt folgte ein Stadtrundgang durchs mittelalterliche, von vielen Bränden zerstörte Bautzen. Wohnten zu tristen DDR-Zeiten noch gerade mal 400 Menschen in der Innenstadt, sind es heute wieder 4000. Das allerdings sehr malerisch: erhalten ist ein einziges Holzhaus, das nicht dem Feuer zum Opfer fiel, und neben vielen alten, denkmalgeschützt renovierten Häusern die Wasserkunst, sprich die ehemalige Trinkwasserversorgung aus der Spree. Wer mal wissen will wie Ökumene funktioniert, sollte St. Petri besuchen. Der Dom wird von beiden Konfessionen genutzt. Traurige Berühmtheit erlangte Bautzen jedoch durch seine Gefängnisse, das „gelbe Elend“ für bis zu 7000 Gefangene und das Stasigefängnis. Beide menschenverachtend.
    Nur 42 km weiter das nächste Highlight: Görlitz, wegen der vielen Kinofilme, in denen die Stadt mitspielt, Görliwood. Warum tut sie das: Weil sie nach allgemeinem Empfinden schön ist, einheitlich im Stadtbild, das ästhetische Empfinden nicht beleidigend. Die Spanne der erhaltenen Architektur reicht vom Mittelalter – Görlitz liegt an dervia regia – bis in die Gründerzeit. Einer der Stars ist das Jugendstilkaufhaus, ehemals "Hertie". Die DDR–Platte ist weit draußen und stört nicht. So kann man in der Innenstadt, die sehr übersichtlich ist, herumlaufen und wird allenfalls durch Renovierungsbauarbeiten in seinem Empfinden gestört. Sonst passt alles zusammen: Das Rathaus mit seinen zwei Uhren, die Zeit und Mondphasen anzeigen und das Gesicht eines verschlafenen, deshalb schuldigen Wächters. Für ewige Zeiten ist er dort verewigt, muss mechanisch Augen und Mund offen halten. Der Wohnsitz einer der Ratsherren spiegelt die Liebe zu der Frau, die dieser aus Italien mitbrachte. Nachdem ihr das Wetter nicht so ganz behagte, baute er ihr ein ihrer Heimat nachempfundenes Haus. Man war reich. So reich, dass in Görlitz eine Kopie des Hl. Grabes steht. Ein Bau "originaler als das Original in Jerusalem", weil die dortige Grabeskirche durch Brand zerstört und in anderer Gestalt wieder aufgebaut wurde.
    Der Görlitzer Kaufmann Emmerich war nach Jerusalem gereist und hatte nicht nur die Idee sondern auch Pläne mitgebracht. Das Heilige Grab, in Görlitz entstand nach diesen Originalplänen verkleinert im Maßstab eins zu drei. Das historisch bedeutende Kleinod ist in einen Komplex aus mehreren Gebäuden eingebunden, welche Tod und Grablegung wiedersiegeln. Eine zweigeschossige Kapelle, die sich in Adamskapelle (unten) und Ölberg (oben) gliedert. Sie steckt voller religiöser Symbolik. So gibt die Zahl der Stufen (11) einen Teil des Alters Christi wieder, zum anderen die Zahl der Jünger, abzüglich Judas, des (vermeintlichen) Verräters. In der Oberkapelle befinden sich, über eine Stufe erhöht, drei Pfostenlöcher im Boden. Sie symbolisieren die drei Kreuze des Berges Golgatha. Das mittlere umgibt eine bronzene Dornenkrone und die Inschrift INRI - Leidensweg und Tod Christi. Das zweite kleine Bauwerk ist der Marienklage gewidmet, eine hochwertige vollplastische Steinmetzarbeit. Das Ensemble ist insgesamt schlicht einzigartig. Bliebe noch zu fragen, wozu der ganze Aufwand. Die Antwort: Nicht jeder konnte eine Reise nach Jerusalem antreten. Das will man nicht mal heutzutage. Der Gläubige brauchte Ersatzhalt in kritischen Zeiten.
    Was früher getrennt war, Grenzen waren dem DDR–Regime heilig, ist heute leicht zu erreichen, dank Europa und Schengen. Man spaziert über die Brücke, welche die Neiße überspannt, einfach in die Nachbarstadt Zgorzelec, die frühere Vorstadt von Görlitz. Zu sehen gibt es nicht übermäßig viel, außer der Ruhmeshalle, die zu Kaisers Zeiten erbaut wurde. Pseudoimperialer Protz. Der Kontrast dazu ist die polnische Stadt. Sehr nüchtern.


    Besser wurde das, nachdem die Reisegruppe mit dem Bus ca. 30 km zurückgelegt hatte und in Bad Muskau ankam. Bad Muskau ? ? Bei Fürst Pückler wird die Sache schon klarer. Der Mann mit dem Eis. Das gibt es da auch im Cafe. Aber deswegen fährt man nicht nach Bad Muskau. Fürst Pückler war Parkomane, am Ende war er deswegen pleite und musste verkaufen. Aber bis dahin schuf er das heutige Weltkulturerbe. Einen Park nach englischem Vorbild, in dem man Sumpfzypressen aus dem Mississippidelta samt zugehöriger Luftwurzeln, Mammutbäume, mächtige Platanen als Scharnierbäume erleben kann. Scharnier deshalb, weil sie da stehen, wo eine Blickachse sich öffnet.

    Über 800 ha groß, der kleinere Teil davon samt Schloss in Deutschland, der größere in der Republik Polen. Instand gehalten wird das heute durch eine Stiftung, die Menschen Arbeit gibt. Das Ergebnis: Haufenweise Touristen aus aller Welt. Per kompetenter Führung lernt man, wie vorher in den Städten, auch den Menschen kennen, der das alles initiiert hat. Fürst Pückler war ein Mensch, der den Frauen und später der Natur zugeneigt war. Manchmal auf eine etwas eigenartige Weise. Er brauchte ständig Geld. Durch den Verkauf von Ananas beispielsweise, die er im zum Park gehörenden Gewächshaus anbauen ließ. Das Eis hat er nicht selbst kreiert, er gab nur seinen Namen dafür her.
    So kam es, dass die Teilnehmer, der Bus war ausgebucht, höchst zufrieden, wenn auch ein bisschen müde, nach den zwei Tagen wieder in Hof angelangten und ein großer Teil davon gelobte, auch an den nächsten, sehr sehr interessanten Exkursionen teilzunehmen.


    Text: Klaus Holzschuher



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