Beiträge von Arnd Kluge

    Ich lese gerade die neueste Ausgabe der Fachzeitschrift "Archivar". Darin wird über Facebook- und Twitter-Auftritte von Archiven berichtet. Das Österreichische Staatsarchiv in Wien, eine Rieseneinrichtung, behauptet von sich, mit 460 Fans bei Facebook die derzeit größte Facebook-Seite eines deutschsprachigen Archivs zu sein. Beispiele anderer Archive zeigen, dass hier ebenfalls nur mit Wasser gekocht wird: sehr bescheidene Zugriffszahlen und Fan-Zahlen! Heruntergerechnet auf Hof, liegen wir mit unserem Forum also gar nicht so schlecht, was die Nutzerzahlen angeht! Weiter so!

    Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei Veröffentlichungen hinweisen:


    Arnd Kluge, Straßennamen als Spiegel der Stadtgeschichte am Beispiel der Stadt Hof bis 1933 (Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger, Nr. 320), Bayreuth 2004


    Damile Herrmann, Nazifizierung und Entnazifizierung am Beispiel der Straßennahmen in Hof, in: Miscellanea curiensia II (41. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins...), Hof 1999, S. 113-130

    Was spricht eigentlich dafür, dass es sich bei diesen Namen um solche slawischen Ursprungs handelt? Aus der bloßen Ähnlichkeit zu einem slawischen Wort auf den slawischen Ursprung zu schließen, scheint mir etwas dürftig zu sein. Analog hat Heinrich Schuberth einst argumentiert, dass es gar keine slawischen Orte in der Region gegeben habe, denn er fand deutsche Worte, die ähnlich klangen wie die Ortsnamen. Auch diese Argumentation ist meiner Meinung nach absolut unzureichend. Welche Kriterien geben uns den sicheren Boden, um hier zu entscheiden?

    Leider ist Wikipedia inzwischen ein Werbemedium geworden. Den Eintrag über meine Person z.B. hat mein Verlag eingestellt, um für "seinen" Autor zu werben. Ein Verlag hat mich mal aufgefordert, meine Veröffentlichung bei ihm an alle möglichen Wikipedia-Artikel anzuhängen als Literaturangabe, damit der Buchabsatz steigt. Von Objektivität der Einträge also keine Spur. Diese Verfahrensweisen merken auch die Administratoren von Wikipedia nicht.

    Schwieriges und spannendes Thema, das Ihr da angestoßen habt. Wenn wir alles verschwinden lassen würden, was an Krieg, Gewaltherrschaft oder dergleichen erinnert, wäre Deutschland wahrscheinlich (wie andere Länder auch) kahl und leer. Bei Straßennamen lässt man auch nicht alle alten Militaristen verschwinden, weil man dann sehr viele Straßen umbenennen müsste. Man kann auch nicht an jedem Stein, an dem die Nazis (oder andere) Böses verübt haben, eine Gedenktafel anbringen. Das Gemeine an der NS-Herrschaft ist ja nicht, dass es Gewalt, Terror usw. gab, denn das gab es zu anderen Zeiten auch, sondern dass dies flächendeckend verübt wurde und sich - von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen - kaum jemand dem entzog. In beinahe jeder Familie findet man dunkle Punkte in dieser Zeit, die meisten Familien hatten lediglich das Glück, zu unbedeutend zu sein, als dass sich ihre Gesinnung oder ihr Wirken geschichtsrelevant gezeigt hätten. Ich denke, dass für künftige Generationen - und nur um die kann es uns noch gehen, da fast alle Miterlebenden ja inzwischen tot oder auf der Pflegestation sind - Beispielhaftes und Typisches wichtig sind, aber nicht jede Einzelheit. Und es steht wohl auch kaum zu befürchten, dass sich die Neonazis an jeder Banalität aufhalten, sondern sie suchen sich bewusst dramatische oder prominente Orte. Wir können meiner Meinung nach gelassen mit den Hinterlassenschaften der NS-Zeit umgehen; für jeden Ort oder jede Gegend könnte man sich ein Konzept überlegen, welche Überreste man für Führungen oder den Geschichtsunterricht herausarbeitet; die anderen werden dann ignoriert. Das wäre eine spannende Angelegenheit, und ich möchte jeden, der so etwas für seinen Ort anfängt, ermutigen, hier durchzuhalten, auch wenn man nicht bei allen auf Wohlwollen stößt, weil die Menschen befürchten, dass auch in ihrer Familie irgendetwas entdeckt wird.


    Kurz zusammengefasst, meine Empfehlung: Alle Überreste lassen, wie sie sind, und ein paar ausgewählte Sachen öffentlich (und natürlich kritisch) präsentieren!

    Mir würden noch folgende einfallen:


    Enoch Widmann (Hofer Stadtchronik 1592)


    Jobst Christoph Rüthner (Hofer Stadtchronik für die Jahre 1633 bis 1643)


    Christian August Kirsch (Heimatforscher Hofs um 1900)


    Dr. Ernst Dietlein (Gründer des Hofer Stadtarchivs und Begründer der Reihe "Chronik der Stadt Hof")


    Heinrich Schuberth (Heimatforscher Hof und Umgebung seit etwa 1920)


    Friedrich Ebert (Hofer Stadthistoriker 1950er Jahre bis 1970er Jahre)


    Dr. Axel Herrmann (Hofer Stadthistoriker ab 1980er Jahren)


    Natürlich muss in jedem Falle abgewogen werden, welche Verdienste eine Person hat und welche Probleme sie uns heutigen bereitet. Siehe etwa die strittige Diskussion über die Dr- Dietlein-Straße in Hof!

    Sehr geehrter Herr Künzel,


    im Stadtarchiv Hof ist leider nichts zu Ihrem Thema, hier hat man in den 1950er Jahren gründlicb aufgeräumt, d.h. Akten vernichtet. Vorhanden sind die kompletten Zeitungen aus der Zeit, also Hofer Anzeiger und Bayerische Ostmarkt bzw. ab 1943 deren Vereinigung Hofer NS-Zeitung. Bitte vor der Benutzung Termion vereinbaren, da die Zeitungen mikroverfilmt sind.


    Waren Sie schon im Staatsarchiv Bamberg? Dort gibt es Unterlagen aus dem ehemaligen Bezirksamt bzw. Landratsamt Naila und von der Regierung von Oberfranken, die vielleicht in Frage kämen.


    Dr. Albrecht Bald hat zusammen mit Frau Dr. Esther Neblich ein Buch über Arisierungen geschrieben, von Dr. Hambrecht gibt es eines über Fremdarbeiter in Oberfranken. In diesen Büchern kommt vielleicht auch Naila vor.


    Viele Grüße,


    Ihr Arnd Kluge


    Stadtarchiv Hof

    Beatrix Münzer-Glas und ich wollen ab 2012 an einem Buchprojekt über die Denkmäler in Hof arbeiten. Es gibt und gab zahlreiche Denkmäler. Über die vorhandenen kann man sich anhand von Akten usw. relativ leicht informieren, aber was ist mit den nicht mehr vorhandenen und denen, die nur geplant, aber nie realisiert wurden? Wer uns einen Tipp geben kann, würde uns sehr helfen.


    Arnd Kluge

    Walpote ist eine Amtsbezeichnung, d.h. "Gewaltbote", so etwas wie ein Graf, d.h. Beauftragter eines Herrscher für ein bestimmtes Gebiet. Es gab Walpoten nicht nur in unserer Gegend, sondern auch woanders in Deutschland, ohne dass diese Geschlechter miteinander verwandt gewesen wären. Aus der in derselben Familie über Generationen innegehabten Funktion wurde dann ein Geschlechtsname. Hier bei uns waren die Walpoten Beauftragte der Schweinfurter Grafen bzw. Markgrafen, die man einem (späteren) Landesherren vergleichen könnte.

    Ich erforsche gerade die Geschichte der Wiesenfeste in der Hofer Region mit einem Ausblick darüber hinaus (wo gab es überall Wiesenfeste?). Wer kann mir Material und Literatur dazu nennen? Manchmal kommen diese Feste auch als "Gregoriusfest" vor.

    In Hof gab es damals noch keine Fabriken im modernen Sinne und auch - soweit hier bekannt - nur eine einzige Manufaktur. Ein "Fabrikant" war nach damaligem Sprachgebrauch ein Textilhändler, der oft als Verleger auftrat. Ein Verleger lieh dem Weber die benötigten Garne, eventuell auch den Webstuhl und Hilfsgeräte. Er nahm dem Weber zu einem vorher vereinbarten Preis die Produkte ab und verkaufte sie auf dem Weltmarkt. Der Weber hatte das herzustellen, was der Verleger wünschte. Gab es keine Aufträge, so war der Weber vorübergehend arbeitslos. Zwischen dem Verleger und seinen Webern standen in der Regel die "Faktoren" als Vermittler. Die vorhandene Literatur ist aufegführt in meinem Aufsatz "Handspinnen und Handweben in der Wirtschaftsgeschichte Oberfrankens", in: Miscellanea curiensia VIII, Hof 2009. Ein hervorragender Kenner der Textilgeschichte Hofs ist Peter Eitler, Tel. 09281 - 91221.


    Arnd Kluge

    Leider sind die alten Aufzeichnungen, die seit langem verschwunden sind, oftmals voller unbewiesener Vermutungen. Über die Zeit vor der Schriftlichkeit (in unserer Gegend ab dem 13. Jahrhundert) konnten diese außer wilden Gerüchten auch nichts wissen. Die ältesten Bergbauspuren unserer Gegend stammen aus der Zeit um das Jahr 1.000 (Schlackeuntersuchungen). Das macht auch Sinn, denn um 1.000 beginnt die Besiedlung in unserer Gegend (Bistum Würzburg, Walpoten), und ein Bergmann braucht für seine Tätigkeit (wenn sie länger als ein paar Wochen dauern soll) eine gewisse Infrastruktur. Slawen gibt es erst seit dem 6. Jahrhundert (Ersterwähnung in byzantinischen Quellen), in unserer Gegend vermutlich erst seit dem 10. Jahrhundert, also können auch diese nicht schon im 2. Jahrhundert hier gewesen sein. Alle Angaben über angebliche Siedler in der Hofer Region, die ich bisher gefunden habe und die sich auf die Zeit vor 1.000 bezogen, waren phantastisch (außer den Funden von Osseck am Wald aus der Hallstattzeit und ein paar Funden aus der Jungsteinzeit). Ich bin gespannt, ob wir irgendwann einmal tatsächliche Angaben finden werden aus archäologischen Forschungen.

    Ich muss mal wieder etwas Wasser in den Wein schütten. Am Beispiel der Stadt Hof habe ich festgestellt, dass viele angebliche Sagen nur Erfindungen der angeblichen Sagensammler (in Wirklichkeit Sagenerfinder) des 19. und 20. Jahrhunderts sind. Aus Hof gibt es nur ganz wenige echte alte Sagen, z.B. bei Enoch Widman in der Stadtchronik von 1592. Ob das im Fichtelgebirge oder Frankenwald anders war, wäre zu untersuchen. Andreas Reicholds Buch "Sagen aus Bayerns Nordostgebieten" ist voll von solchen Erfindungen. Man nehme ein paar Sagensammlungen des 19. Jh.s und ein bisschen Lokalkolorit, mische gut durch, und schon ist eine neue Sage fertig. Die meisten echten Sagen sind Verunglimpfungen oder "üble Nachrede". Bevor hier nichts überprüft ist, würde ich bei Sagen vorschlagen, sie als nette, unterhaltsame Geschichten zu verwenden, aber nicht als historische Quelle. Näheres siehe meine Beiträge in der Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger, Hefte 300 und 304 (leider vergriffen).

    Im Stadtarchiv Hof gibt es dazu u.a.:


    Hofer Straßen und Flurnamen, von Andreas Reichold: Signatur N 4/10 (Materialsammlung)


    Bastand Heinrich Schuberth mit Sammlungen zu Ortsnamen in Nordostoberfranken, zur Geschichte der Stadt Hof und ihrer Ortsteile und zur Geschichte der Orte im Altlandkreis Hof (Bestand N 31) (Vorsicht! Mit heißen Fingern anfassen!)

    In einem Beitrag für Miscellanea curiensia VI im Jahr 2006 hatte ich alle mir bekannte Literatur zur Vor- und Frühgeschichte des Hofer Raumes ausgewertet. Da das Buch vergriffen ist, stelle ich den Text hier ein. Ich hoffe, dass zukünftige Funde das damalige Bild (Nichts Genaues weiß man nicht) revidieren.

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