Beiträge von Jörg Wurdack

    Hallo Hans,


    bei dem von Dir fotografierten Bunker auf dem LEU-Gelände dürfte es sich nicht um einen Schutzraum für die Zivilbevölkerung, sondern um einen der seit 1943 zwischen den Gleisanlagen erbauten zahlreichen Bunker der Eisenbahn handeln. Diese Bunker sollten Rangier- und Zugpersonal bei überraschenden Tieffliegerangriffen eine Schutzmöglichkeit zu geben. Dabei gab es Einmann-Bunker (offiziell: Splitterschutzzelle) entlang der Strecke, die vor allem für Weichenwä:rter und Streckengeher gedacht waren und größere Gruppenschutzräume, bevorzugt an den Blockstellen oder Aus- und Einfahrtssignalen, wo Züge halten mussten. Dein Bunker scheint ein solcher Gruppenschutzraum zu sein.
    Die Einmannbunker gab es auch in einer "Hoch-"Version, die ein besserer Beobachten der Bahnanlagen ermöglichten. Im Bahngelände Hof, aber auch in Oberkotzau, das damals als Rangierbahnhof für Hof großzügig ausgebaut war, standen früher Dutzende solcher Bunker. Dabei war die rechteckige Variante eigentlich die häufigere. Bild von einem "Hoch-" Einmannbunker habe ich beigefügt.


    Die Schutzwirkung dieser meist nicht einmal in Stahlbeton ausgeführten Bahnbunker mit ihren relativ dünnen Wänden beschränkte sich wirklich auf Bordwaffenbeschuss und leichte Splitterbomben. Schutzräume für Zivilbevölkerung sollten aber auch gegen größere Sprengbomben sicher sein. Für den Schutz gegen Nahtreffer einer 500 kg Bombe wurden etwa 2 m Stahlbeton als notwendig angesehen, Sicherheit gegen Volltreffer schwerer Bomben boten erst Deckenstärken von 3,5 m. (Bondt, René: Schild aus Stein und Erde. Eine Geschichte des Wehr- und Schutzbaus, Stäfa 1978, S. 224. – Bundesarchiv – Militärarchiv RH D 41/7 -Panzeratlas (1.9.1942), in Auszügen bei Burk, Kurt: Die deutschen Landesbefestigungen im Osten 1919 – 1945. Osnabrück 1993, S. 247 f.). In Hof gab es keinen einzigen solchen Bunker.


    Das LEU-Gelände dürfte allerdings während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Lufschutzes im Hinblick auf die Löschwasserbereitstellung überprüft worden sein. Da schon seit Kriegsbeginn zahlreiche Tankstellen wegen Treibstoffmangels stillgelegt worden waren, prüfte man Anfang 1944 die Verwendung der nicht mehr benötigten Benzintanks als Löschwasserbehälter. Nach einer Erhebung der Polizeidirektion existierten zu diesem Zeitpunkt in Hof etwa 90 leere Tanks, die meisten davon relativ kleine Anlagen von 1000 bis 15.000 Liter, aber auch einige Großtanklager von Mineralölfirmen mit bis zu 200.000 Litern Fassungsvermögen. Während die Feuerwehr die Verwendung der kleinen Tanks wegen zu geringer Kapazität von vornherein ablehnte, scheiterte die Nutzbarmachung der wenigen großen Behälter am Material- und Arbeitskräftemangel. Eine ausreichende Reinigung der Tanks von Kraftstoffrückständen war im letzten Kriegsjahr nicht mehr durchführbar, ebensowenig wie der Umbau der Entnahmeöffnungen für den Einsatz von Tragkraftspritzen (StadtA Hof – A 1439 Verwendung von Benzintanks als Löschwasserbehälter). Vielleicht ist der angebliche Bunker einer der damals überprüften Untererd-Tanks von Leu.


    Ich glaube allerdings nicht, dass "unser" Betonklotz ein Einmannbunker war. Dazu steht er zu ungünstig, er ist wegen des steilen Hanges vom Gleiskörper aus nur schwer zu erreichen. Sehschlitze sind auch keine zu erkennen.


    Ich habe noch eine Postkarte des Q-Bogens von 1910 entdeckt, die uns aber auch kaum weiterhilft (siehe Anhang).


    Grüße
    Jörg

    Hallo Herr Dr. Kluge,


    das ist sehr gut möglich, das dieser Betonrest etwas mit den alten Brückenkonstruktionen in diesem Bereich zu tun hat.
    Um endlich Klarheit zu gewinnen, warten wir ja alle seit Wochen gespannt auf die Erkenntnisse von Herrn Fischer zum aus dem Nichts aufgetauchten Bunker am Q-Bogen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Jörg Wurdack

    Gibt es dafür eine Quellenangabe?


    In den Akten der Stadt Hof über die Luftschutzräume im Zweiten Weltkrieg ist hier kein Bunker verzeichnet, der nächstgelegene Bunker war im Städtischen Bauhof, Ossecker Straße 5, der mit 1000 Plätzen auch der größte Schutzraum Hofs bis 1945 war. Ein Amtsgebäude, das über einen nichtöffentlichen Schutzraum verfügen konnte, ist hier ebenfalls nicht festzustellen.


    Auch unter den projektierten, aber nicht mehr fertiggestellten Bunkern findet sich dieser Bunker nicht. Vorgesehen waren im Februar 1945 noch zusätzlich:
    - Luftschutzstollen mit einem Fassungsvermögen von je 200 Personen zwischen Wilhelm- und Westendstraße unter dem Schillerschulhaus und zwischen der Lessing- und Goethestraße (keine näheren Angaben zur Lage, wohl auf Höhe der Einmündung Goethestraße).
    - Felsenkeller Brauerei Meinel (Sand),
    - Felsenkeller Brauerei Scherdel (Unterkotzauer Weg).
    - Keller der Fa. Olff Köpke (Sand)
    - Keller Fischergasse 10/12
    - Keller Fa. Laubmann, Hochstraße


    Auch nach 1945 entstand nach meinem Kenntnisstand hier kein Bunker.


    Quellen:
    Stadtarchiv Hof
    - A 988 Luftschutz 1935 – 1940
    - A 989 Luftschutz 1940 - 1944
    - A 1015 Luftschutz 1943 – 1951
    – A 1412 Luftschutz – Öffentliche Luftschutzräume, Löschgerät.
    - A 1433 Einrichtung von Deckungsgräben
    -A 1486 Luftschutz – Bau von Luftschutzstollen: Liste der Öffentlichen Luftschutzräume v. 20.3.1944 und 31.1.1945, Protokoll zur Überprüfung der Luftschutzräume v. 8.2.1945.

    Ähnlich verhielt es sich mit der Bachstraße wo manche Bewohner aus den anliegenden Straße noch Stinkerla sagten, ein Begriff, der vermutlich aus der Zeit stammt als der Pfaffenlohbach !? noch unverrohrt durch die Bachstraße floß .l


    Das dürfte zutreffen, zumindest steht es so auch in "Mit der Kamera durch Alt-Hof" (Hoermann-Verlag (Hrsg.) Hof 1984), S. 94.


    Grüße
    Jörg

    Hallo Uwe,


    ein Photo wäre hilfreich. So ein Pfeiler kann z.B. als Fundament für irgendeinen Mast der Straßenbeleuchtung oder der Stromversorgung über Freilandleitungen gedient haben. Es sind natürlich auch zahlreiche andere Verwendungen möglich.


    Apropos "Kuhbogen" - der Kuhbogen heißt eigentlich "Q-Bogen", benannt nach dem Abschnitt Q des früheren Bebauungsplans der Stadt Hof.


    Grüße
    Jörg

    Hallo,


    ich plädiere auch für den Hohlweg.


    Der Stadtplan von 1813 nennt den Weg „Beym alten Thor“. Ob man aus Straßennamen wie „Alter Torweg“ auf das Vorhandensein von Toren und damit auch Befestigungen in der Hofer Altstadt schließen kann, sei dahingestellt. Auf einem Stadtplan von 1811 erkennt man etwa auf Höhe der Einmündung der heutigen Sophienstraße in die Pfarr das Mautamt und daneben eine Brücke mit einer hochklappbaren Balkenabsperrung. Der "Alte Torweg führte auf dieses Mautamt zu. Vielleicht gab es hier früher stattdessen einmal ein Tor oder man interpretierte die Absperrung selbst als „Tor“.


    Siehe auch Kluge, Arnd: Straßennamen als Spiegel der Stadtgeschichte am Beispiel der Stadt Hof bis 1933 (Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger, 320) Bayreuth 2004, S. 20


    Grüße
    Jörg

    Hallo Adrian,


    auch wenn ich mich mit meiner Meinung vielleicht zwischen alle Stühle setze.


    Ich werde mich an der Beantwortung nicht beteiligen, weil ich die Fragestellung in dieser plakativen Verkürzung für nicht zielführend halte: "Sinnvolle Investion oder Geldverschwendung?"


    Dazu muss erst geklärt werden, was "sinnvoll" mit dem Gebäude geschehen soll. Selbst das Landesamt für Denkmalschutz weist sehr deutlich darauf hin, das erst einmal ein Nutzungskonzept vorliegen muss.
    Der vage Hinweis auf ein Cafe als Weiternutzung würde mir nicht genügen. Ist es betriebswirtschaftlich überhaupt sinnvoll, hier ein Cafe zu betreiben, wie sieht der Businessplan für dieses Cafe aus. wer betreibt dieses Cafe, welcher Umsatz ist zu erwartenusw.? Auch die Frage der Sanierungskosten ist anscheinend nicht hinlänglich geprüft.
    Erst wenn diese Fragen eingehend beantwortet sind, kann man beurteilen, ob diese Geldausgabe sinnvoll ist.
    Schnellschüsse, bei denen viel Geld (öffentlich und privat) verbrannt wurden, haben wir in diesem Staat mehr als genug (Flughafen Berlin-Brandenburg, Elb-Philharmonie Hamburg - die Liste ist endlos).


    Grüße
    Jörg

    Mir sind zwei Dinge unangenehm aufgefallen:


    1) Die deutlich angesprochene wahrscheinliche Gefährdung der Quellen durch diese Baumaßnahme wurde leider nicht weiter vertieft. Es wurde nur beiläufig auf ein Gutachten hingewiesen, aber weder Bürgermeister noch der auf mich etwas merkwürdig und ziemlich verdruckst wirkende Kurdirektor gab dazu eine Stellungnahme ab. Hier hätte ich mir qualifizierte Aussagen von Geologen usw. gewünscht.
    2) Es wäre technisch sicher kein Problem gewesen, eine 3-D-Projektion des geplanten Hotels im Film hinter dem Kurhaus zu erzeugen, damit man sich ein Bild von dem geplanten Bau machen kann. Laut Bürgermeister nimmt dieses "Thermenhotel" nur 1% der Fläche ein, nach Aussage der Heimatpfleger (denen ich hier mehr vertraue), erschlägt es die ganze Raumwirkung des Kurparks. Wahrscheinlich haben Bürgermeister und Investoren hier massiv gemauert, um eine solche Veranschaulichung zu verhindern, weil dann jeder unbefangene Betrachter gesehen hätte, das dieses Hotel den Kurpark und damit den Reiz Bad Stebens kaputt macht.


    Grüße
    Jörg

    Hallo Adrian,
    das ist ein hochinteressantes Thema, das Du Dir hier gewählt hast.


    Ich nehme an, die Aussagen von Dr. Kluge dazu sind Dir bekannt? In Kurzfassung:
    In der Hofer Region keine nennenswerte Wasserkraft, daher Industrialisierung erst mit der Fertigstellung der ersten Eisenbahn ab 1851 und der damit geschaffenen Möglichkeit, Steinkohle aus dem Zwickauer Revier (und später auch Braunkohle aus Böhmen) frachtgünstig zu beziehen, um damit die Dampfmaschinen einsetzen zu können. Erste Dampfmaschinen in der Hofer Textilindustrie 1851, erste Dampfmaschinen in der Münchberger Textilindustrie, soweit mir bekannt, erst um 1880.
    (siehe dazu: Kluge, Arnd (Hrsg.) Kleine Geschichte der Hofer Region, (= 60. Bericht des Nordostoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), Hof 2010. S. 239 f., S. 240).


    Anscheinend rentierte sich die Umstellung auf Dampf erst mit einem Eisenbahnanschluss, der die Anlieferung billiger Kohle ermöglichte. (Dazu: Wagenbreth, Otfried / Düntzsch, Helmut / Gieseler, Albert: Die Geschichte der Dampfmaschine - historische Entwicklung, Industriegeschichte, technische Denkmale, Münster 2002, S. 240 f. ).


    Leider gibt der soeben vom Langnamenverein veröffentliche „Physikatsbericht“ für Münchberg aus dem Jahre 1861 zu dieser Thematik überhaupt nichts her, da sich der Münchberger Landgerichtsarzt nur äußerst knapp geäußert hat (Eisgrub, Alexander (Hrsg.): Die Physikatsberichte für Hof, Münchberg und Rehau aus dem Jahr 1861 (=67. Bericht des Nordostoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde), Hof 2015, hier S. 104 – 118.



    Noch ein paar Literaturhinweise:
    Zur Untermauerung mit Zahlenmaterial evtl. brauchbar:
    Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Dampfkraft (= Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern, Heft 73), München 1909.


    Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Frage des Eisenbahnbaus und seine Bedeutung für die Entwicklung der Textilindustrie. Siehe dazu:
    Wurzbacher, Martina: Der Eisenbahnbau und seine Folgen für die oberfränkische Textilindusrie im 19. Jahrhundert - dargestellt am Beispiel ausgewählter Firmenmonographien des Raumes Hof. In: 41. Bericht des Nordostoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde (Miscellanea curiensia - Beiträge zur Geschichte und Kultur Nordoberfrankens und angrenzender Regionen, Bd.II), S. 23 - 78. Hier wird auf Münchberg, Stammbach, Naila, Helmbrechts und Schwarzenbach am Wald eingegangen.
    Bührle, Arnulf: Eisenbahn und Industrialisierung: ein Beitrag zur textilindustriellen Entwicklung Oberfrankens im 19. Jahrhundert. In: Münchberger Textil-Blätter 9 (1986), S. 83 – 98.


    Mit dem Thema Dampfmaschineneinsatz in der Porzellanindustrie hat sich befasst:
    Zimmermann, Edith: Mit Volldampf zum Porzellan. (= Schriften und Kataloge des deutschen Porzellanmuseums, Band 52), Hohenberg a. d. Eger 1998.


    Grüße
    Jörg

    Hallo,


    im jüngste Jahresband des Historischen Vereins für Oberfranken ist ein Aufsatz erschienen, der sich ebenfalls mit diesen Befestigungsanlagen befasst:
    Röder, Siegfried: Die militärische Sperrlinie 1935-1938 gegen die Tschechoslowakei im Hohenberg-Schirndinger Raum, In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 94, Bayreuth 2014.


    Grüße
    Jörg

    Hallo,


    es gibt eine Webseite, auf der man sich über frühere Standorte und Betreiber von Dampfmaschinen informieren kann. Oft sind auch kurze Angaben zur Firmengeschichte der jeweiligen Betreiberfirma enthalten.
    http://www.albert-gieseler.de/index.html



    Für Hof gibt es z.B. über 100 Einträge:
    http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/tables/ort-ho0.shtml


    oder Marktleuthen hat immerhin auch 5 Einträge:
    http://www.albert-gieseler.de/…de/tables/ort-mans0.shtml


    Die Standorte alphaetisch geordnet stehen unter:
    http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/indexe/orte.shtml


    Auch Hersteller von Dampfmaschinen findet man, z.B. Rockstroh in Marktredwitz http://www.albert-gieseler.de/…irmen0/firmadet1615.shtml oder die Maschinenfabrik Rehau http://www.albert-gieseler.de/…rmen1/firmadet17424.shtml


    Solche Angaben sind eventuell für jemanden interessant, der sich mit Wirtschaftsgeschichte unserer Region oder mit Fragen der Entwicklung der Arbeitswelt, der Energieversorgung usw. befasst.


    Grüße
    Jörg

    Ich habe noch zwei Einträge über die Firma Leupold bzw. deren Nachfolgefirmen auf einem etwas dubiosen Forum gefunden, das sich mit Militaria befasst:
    http://www.militaria-fundforum…%FCddeutsche+Messerfabrik
    http://www.militaria-fundforum…%FCddeutsche+Messerfabrik


    Daraus, vor allem aus dem 2. Link, ergibt sich, dass die "Süddeutsche Messerfabrik" anscheinend während des Nationalsozialismus auch Dolche für die SA und andere Parteiformationen gefertigt hat.
    Die Bilder lassen sich leider erst nach Anmeldung betrachten, ich hänge deshalb die Fotos aus dem ersten Link hier an.

    Bilder

    • Leupold 1.jpg
    • Leupold 2.jpg
    • Leupold 3.jpg
    • Leupold 4.jpg
    • Leupold 5.jpg