Gerade A 1486 klingt vielversprechend..
In A 1486 gibt es z.B.:
- einen Stadtplan mit Eintragungen der Luftschutzräume vom Februar 1944.
- Listen der Öffentlichen LSR v. 20.3.1944 und 31.1.1944,
- ein Protokoll zur Überprüfung der LSR v. 8.2.1945.
Da nach meinem Kenntnisstand in diesen sehr ausführlichen Akten der vermutete Bunker am Q-Bogen nicht auftaucht, habe ich eben so meine Zweifel, ob es dort wirklich einen öffentlichen Luftschutzraum gab. Da der eklatante Mangel an öffentlichen Lufschutzräumen in Hof 1945 sogar dazu führte, das man Gerüchten über angebliche mittelalterliche Gänge und der Nutzung als LSR nachging (darüber haben wir im Forum schon diskutiert), hätte man sicher in diesen Archivalien einen solchen LSR Q-Bogen erwähnt. Was ich nicht ausschließen kann ist:
- ich habe diesen Bunker übersehen (niemand ist perfekt)
- es war KEIN öffentlicher, sondern ein Behördenschutzraum. Dann dürfte er aber eher recht klein gewesen sein, weil größere Behördenschutzräume erfasst wurden. Zudem stellt sich Frage, welchen Behörden ein Schutzraum an dieser Stelle hätte nutzen sollen? Den Bediensteten der Stadtwaage oder der Luftschutz-Revierleitung III im "Wunsiedler Hof“ an der Ecke Stephanstraße/ damalige Wunsiedler Straße? Weitere Behörden fallen mir für die damalige Zeit im Umkreis des Q-Bogens nicht ein. Der Bahnhof und vor allem das Bahnbetriebswerk mit zahlreichen Beschäfigten oder die Post am Hauptbahnhof waren zu weit von dem vermuteten Schutzraum Q-Bogen entfernt.
Zudem gab es in der Nähe an der Ossecker Str. 5 beim damaligen Städt. Fuhrpark im ehemaligen Löwenbräukeller den größten und wahrscheinlich auch sichersten Hofer Luftschutzraum überhaupt.
Die sowohl von Anzahl wie auch Schutzgrad völlig unzureichenden Luftschutzräume in Hof (aber auch in anderen oberfränlischen Städten) waren ein ständiges Thema in den regelmäßigen Stimmungsberichten der Behörden.
Kurz vor den ersten alliierten Luftangriffen Anfang Februar 1945 standen in Hof in 21 Öffentlichen Luftschutzräumen Plätze für etwa 3.300 Personen zur Verfügung, dazu kamen noch 1.100 Plätze in den bereits ausgebauten Deckungsgräben.
Nur die wenigsten dieser Keller und schon gar nicht die Deckungsgräben waren allerdings als wirklich sicher anzusehen. Bei vielen der zum Öffentlichen Luftschutzraum erklärten Keller fehlte der gasdichte Abschluß durch entsprechende Türen, eine Reihe von Notausstiegen und eigentlich wünschenswerten Durchbrüchen zwischen den Kellern in der Fischergasse konnten wegen des großen Umfangs der Gesteinsarbeiten und erforderlicher Sprengungen nicht angelegt werden. Die Felsenräume der Fischergasse bereiteten wegen starker Feuchtigkeit große Probleme, die Bruchstein- oder Backsteingewölbe anderer Keller waren gegen Bombenvolltreffer als nicht sicher anzusehen und mußten mit teils erheblichen Aufwand abgestützt werden. Selbst die beiden einzigen in Beton ausgebauten Keller (BayWa und Weidner) verfügten nur über eine Decke von 0,35 – 0,60 m Stärke, für den Schutz gegen Nahtreffer einer 500 kg Bombe wur-den etwa 2 m Eisenbeton als notwendig angesehen, Sicherheit gegen Volltreffer schwerer Bomben boten erst Deckenstärken von 3,5 m. Die größte Sicherheit versprachen noch die relativ trockenen Felsenkeller in der Altstadt und am Schießgraben sowie der zwar nur als Backsteingewölbe ausgeführte, aber mit einer verhältnismäßig starken Erdauflage versehene ehemalige Brauereikeller im städtischen Fuhrpark an der Ossecker Straße. Dieser Keller hatte auch mit 1.000 Plätzen das größte Fassungsvermögen, gefolgt von dem Stollen am Schießgraben mit Platz für 400 Personen. Alle übrigen Keller konnten lediglich zwischen 40 und 150 Plätze bieten.
(Quellen: StadtA Hof, A 1486)
Die Hofer Bevölkerung war sich der geringen Schutzwirkung der meisten Keller offenbar durchaus bewußt, dazu heißt es in einem vertraulichen Stimmungsbericht des OLG-Präsidenten in Bamberg vom Herbst 1944:
„Bedauerlich ist, daß in den meisten Orten meines Bezirkes bisher ganz ungenügend für den Luftschutz der Zivilbevölkerung gesorgt wurde. Die wenigen öffentlichen Luftschutzräume, die einigermaßen Schutz bilden, genügen gerade für die Passanten, nicht aber für die Bewohner der Häuser mit völlig unzureichenden Kellern. (...) Die Zivilbevölkerung auch an größeren Orten, wie Würzburg, Bamberg, Hof begibt sich, auch wenn größere Kampfverbände sich über dem Ort selbst befinden, zum Teil nicht in den Keller. Der Grund ist zum Teil Sorglosigkeit, zum größeren Teil aber das Fehlen ordentlicher Keller.“
(Quelle: Abgedruckt in: Schütz, Hans: Bamberger Berichte – Über Stimmung und Haltung der Bevölkerung des Oberlandesgerichtsbezirks Bamberg während des 2. Weltkrieges. Bamberg 1983, S. 90).
Falls jemand noch Informationen zu den erwähnten Deckungsgräben braucht, bitte melden.
Grüße
Jörg