Beiträge von Jörg Wurdack

    Allgemeines Adreß-Buch für Handel, Gewerbe und Industrie von Oberfranken : nebst e. Waaren- u. Orts-Verz., sowie e. Verz. d. Speditionsgeschäfte an d. vorzüglichsten Handelsplätzen Deutschlands


    Ausgabe 1866


    http://bavarica.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10370011_00007.html


    Aufschlußreiches Verzeichnis von Industrie und Gewerbe. Hof findet sich z.B. ab
    http://bavarica.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10370011_00067.html


    Schön auch der Anzeigenteil ab
    http://bavarica.digitale-samml…ay/bsb10370011_00137.html

    Es gibt einen Aufsatz, der sich mit Kulmbach - Grünwehr befasst.


    Reichert, Christiane; Grünwehr - Die Siedlung am strategischen Flußübergang


    In: Kulmbach. Das städtebauliche Erbe. Bestandsanalyse zur Erstellung eines städtebaulich-denkmalpflegerischen Leitbilds. (= Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege) Thomas Gunzelmann, Angelika Kühn, Christiane Reichert
    Hrsg.: Bayern, Landesamt für Denkmalpflege, München; Kulmbach; 1999. Hier Seiten:119-130.


    Siehe: http://www.baufachinformation.de/aufsatz.jsp?ul=00039021092

    Zu jedem Band der Geologischen Karte 1:25.000 gibt es recht ausführliche Erläuterungen. Für das Blatt Helmbrechts ist das:


    Horstig, G. v. /Stettner, G.: Geologische Karte von Bayern 1 :25 000, Erläuterungen zum Blatt 5736 Helmbrechts. München 1972.

    Ich möchte fast davon ausgehen, daß Hofner seine vorstehend abgedruckte Beschreibung weitgehend aus diesem Heft entnommen hat.


    Neben der Bedeutung für Bergbau usw. hat die Bodenbeschaffenheit natürlich auch einen gewissen Einfluss auf das Vorhandensein von beweiskräftigen Bodenfunden.
    In extrem kalkarmen Verwitterungsböden halten sich organische Stoffe, wie Knochen, Holz usw. nur kurze Zeit, weshalb dort selten Körpergräber aus älterer Zeit gefunden werden. Kalkböden wirken dagegen eher konservierend auf Bodenfunde, ganz abgesehen davon sind sie fruchtbarer und wurden deshalb auch meist früher besiedelt.

    Es gibt noch einen sehr guten Aufsatz mit vielen Quellenhinweisen zu den "Sieben Dörfern":


    Emmerich, Werner: Die Münchberger Senke und ihre "sieben Dörfer". In Jahrbuch für fränkische Landesforschung Band 16 (1956), S. 109 - 142.
    Das Jahrbuch könnte im Stadtarchiv Hof verfügbar sein.


    Das Landbuch der sieben Dörfer wurde in großen Teilen abgedruckt in:
    Kolb, Fritz: Das Landbuch der sieben Dörfer aus dem 16. Jahrhundert. In: Blätter vom Fichtelgebirge und Frankenwald. Heimatbeilage der Münchberg-Helmbrechtser Zeitung, 1913, Nr. 1 - 8.

    Über die Gerichtsbarkeit der sieben Dörfer gibt ansatzweise folgender Aufsatz Auskunft:
    Kolb, Fritz: Das Gericht der sieben vereinigten Dörfer. In: Heimatbilder aus Oberfranken 4 (1916), S. 115 ff.

    Es gibt leider immer noch Unbelehrbare, die diese sehr vernünftige Entscheidung Wunsiedels für rechtsextreme Propaganda ausnutzen:


    http://de.altermedia.info/gene…elost-21-07-11_68376.html


    Ich zitiere daraus:


    " ......Rudolf Heß, der am 17. August 1987 im Spandauer Gefängnis von britischen Geheimdienstlern ermordet worden war,....."


    "Daß man dabei ausgerechnet den 20. Juli für die Exhumierung ausgewählt hat, dürfte Absicht der Verantwortlichen gewesen sein, um sich auf diese Weise noch einmal im Glanz eines scheinbaren Sieges über den Nationalsozialismus zu sonnen."


    "Daß die Kirche bei diesem Akt der Grabschändung, bei dem sie noch nicht einmal den normalen Auslauftermin der Grabesruhe abwarten konnte, treibender Keil ist, überrascht wenig, ist es doch alte christliche Kirchentradition auch gegen Tote vorzugehen, wenn Mittel und Zweck es erlauben."


    "Wenn die sterblichen Überreste von Rudolf Heß entfernt wurden, dürfte es ja künftig kaum rechtliche Probleme geben, wenn man in Wunsiedel Demonstrationen zu seinem Andenken durchführt, da ja nunmehr von einem Wallfahrtsort keine Rede mehr sein kann. Doch glauben der Wunsiedeler Kirchenvorstand und die armselige Nachfahrenschaft des großen Toten, daß man auf diese Weise künftiges Andenken an den Märtyrer für den Frieden erschweren oder verhindern kann?"


    Heß als "Märtyrer für den Frieden" - wenn es nicht so traurig und dumm wäre, was diese rechtsextremen Dummköpfe hier verbreiten, könnte man über solche Parolen nur lachen.

    Zitat

    Leider sind die alten Aufzeichnungen, die seit langem verschwunden sind, oftmals voller unbewiesener Vermutungen

    Zitat

    Alle Angaben über angebliche Siedler in der Hofer Region, die ich bisher gefunden habe und die sich auf die Zeit vor 1.000 bezogen, waren phantastisch (außer den Funden von Osseck am Wald aus der Hallstattzeit und ein paar Funden aus der Jungsteinzeit).


    Vielen Dank für diese deutliche Klarstellung. Wir sollten uns auch im Bereich der Regionalgeschichte viel mehr daran gewöhnen, mit belegbaren und tragfähigen Quellen zu arbeiten.


    Wenn ich oben im ersten Beitrag lese: "Fellerts-Chronik vom Selbizgau, mit der Beschreibung unserer Gegend vom 2. Jahrhundert an. Seit dem Jahre 1811 ist diese aber verschollen." oder etwas weiter unten " In dieser Zeit sollen sich im Herzinischen Wald, dem jetzigen Frankenwald, bereits Völker aus dem asiatischen Raum und äußersten östlichen Teil Europas (Hermunduren, Horuden und Sadunen) angesiedelt haben. Diese beschäftigten sich sogleich mit Bergbau, um von ihren Raubzügen abzulenken, da sie den Anschein eines friedlichen Volkes erwecken wollten." dann ist das sehr phantasievoll, hat aber, da alle belegbaren Anhaltspunkte dafür fehlen, momentan die Qualität von Grimms Märchen. Da haben wir wieder das Schreckensbild von asiatischen Raubvölkern, die sicher in unserem Raum nie aufgetaucht sind, die man aber gut gebrauchen kann, um auch unsere heimische Geschichte etwas interessanter zu gestalten.


    Beschäftigen wir uns doch mit Dingen, die wir auch belegen können. Es muß nicht immer die Vor- und Frühgeschichte sein, wo wir viel zu oft nur spekulieren und phantasieren können. Es gibt genug interessante Themen aus der jüngeren Geschichte, für die es Material in Archiven oder aus anderen Quellen gibt. So gibt es z.B. herzlich wenige Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte. Oder etwas ganz ausgefallenes: Warum hatte ausgerechnet Meierhof bei Schwarzenbach am Wald nach dem Zweiten Weltkrieg jahrelang als so ziemlich einzige Gemeinde Bayerns einen kommunistischen Bürgermeister, der selbst nach dem Parteiverbot 1956 - dann parteilos im Amt blieb?
    Auch etwas ähnliches wie es mit der Geschichte von Horst Schuh zu den Gaststätten in Hof existiert, wäre für andere Gemeinden interessant.

    Guten Abend,


    vor kurzem habe ich für eine andere Arbeit einen schnellen Überblick über die Entwicklung der Verwaltungs- und Justizorganisation in Oberfranken nach 1806 benötigt. Dazu habe ich mir die im Anhang beigefügte Übersicht erstellt.
    Ist eventuell auch für den einen oder anderen hier im Forum interessant, wenn es z.B. um die Frage geht, bei welchen Nachfolgebehörden die Akten früherer Ämter eventuell verblieben sein könnten.


    Viele Grüsse
    jwurdack

    Die "geheimen Gänge" spuken auch in Hof herum und halten sich hartnäckig.

    Im Hinblick auf die angeblichen Geheimgänge in Hof wurde während des Zweiten Weltkriegs sogar deren Verwendbarkeit als Luftschutzbunker geprüft.


    Nach dem ersten Luftangriff vom 14. Februar 1945, der 36 Todesopfer forderte, sah sich die Stadtverwaltung veranlaßt, Behauptungen aus der Bevölkerung nachzugehen, die von allen möglichen unterirdischen Gängen und Stollen im Stadtbereich sprachen und deren Verwendung als Luftschutzräume forderten. Man befragte eine Art Kommission, bestehend aus den Hofer Stadthistorikern Dr. Dietlein, Dr. Ebert, Heinrich Schubert, dem Hauptlehrer Reichold und den beiden städtischen Bauräten, die zu folgendem Ergebnis kam:


    „Von keinem der Befragten konnte auch nur der geringste Hinweis zu dem Vorhandensein von solchen Gängen geäußert werden, die mit dem Wartturm oder der Lorenzkirche oder mit dem alten Hofer Schloß oder dem Schloß Hofeck oder mit der Löwengrube (Klostertor-Lessingstraße) oder Labyrinth u. dgl. zusammenhängen.
    Es wurde übereinstimmend darauf verwiesen, daß insbesondere der Wartturm erst 1498 als reiner Signalturm erbaut worden war und daß eine unterirdische Verbindung desselben unter der Saale und dem Mühlgraben mit dem alten Stadtkern ohne weiteres eine Unmöglichkeit darstelle und in das Gebiet der Fabel zu verweisen sei.
    (...)
    Der angeblich vom Sägewerk Wurzbacher
    (Ossecker Str. 8 ) zur Brunnenstraße führende Gang ist in Wirklichkeit die anfangs des Jahrhunderts durchgeführte Fassung und Überdachung
    des Rinnlein-Baches, das die Abwässer der Bavaria-Brauerei zum Mühlgraben führt.


    Ein unterirdischer Gang zum Labyrinth ist schon deshalb ausgeschlossen, da die dortige künstliche Ruine erst im Jahre 1877 erbaut worden ist. Auch führt vom Rathaus kein derartiger Gang unter der Klosterstraße zur Glaserei Bauer. (...)"


    Mit dieser Expertenbefragung zur vermeintlichen mittelalterlichen Unterwelt der Stadt und deren Nutzung für Luftschutzzwecke war das Kapitel Schutzraumbau bis Kriegsende abgeschlossen.


    Quelle:


    Stadtarchiv Hof – A 1486, Stadt Hof – OB – an örtlichen Luftschutz-Leiter, ohne Datum (nach dem 5.3.1945).

    Hallo Herr Stark,
    vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen zur Freikompanie Notthaft.


    Bei der Beschäftigung mit der Garnison Amberg bin ich darauf gestossen, daß das Standortmunitionslager Amberg der Bundeswehr in einem als "Nothaftenholz" bezeichneten Flurstück am Rande des Standortübungsplatzes Fuchsstein liegt. (siehe anhängenden Kartenausschnitt - ROT eingetragen).
    Vielleicht ein Hinweis auf ehemaligen Grundbesitz der Familie Notthaft in diesem Raum.


    Quelle: Topographische Karte TK 50.000, Blatt L 6536 Amberg, Ausgabe 1967. Ausschnitt abgedruckt in: Topographischer Atlas Bayern, hrsg. v. Bay. Landesvermessungsamt, München 1968, S. 161).


    Viele Grüsse
    J. Wurdack

    @ jwurdack
    "Darauf weist der Fund einer Keramikscherbe aus der Glockenbecherkultur (2000-1600 v.Chr.) auf dem „Insel“ genannten Gelände hin."
    Wie werten Sie diese Aussage?

    Wie der Verfasser der Regnitzlosauer Chronik auf die Glockenbecherkultur kommt, weiß ich nicht.


    Die Keramikscherben in Regnitzlosau sind nach meinem Kenntnisstand ebenfalls in die Hallstattzeit eingestuft worden (800 – ca. 470 v. Chr.), nicht aber in die Glockenbecherkultur (ca. 2.600 v. Chr. – ca. 2.200 v. Chr.). Die Datierung auf die Hallstattzeit findet sich nicht nur in der heimatgeschichtlichen Literatur (Kulturwarte usw.), sondern auch in den „seriösen“ Bayerischen Vorgeschichtsblättern (BVBl.), hier in - BVBL 24 (1959), S. 218.


    Auch seine Datierung der Glockenbecherkultur auf 2.000 – 1.600 v. Chr. ist angreifbar, für diesen Zeitraum wird auch für Mitteleuropa inzwischen die frühe Bronzezeit angenommen.


    Aber diese Datierungen der Epochen der Vorgeschichte sind sowieso immer diskussionsfähig.


    Erwähnt ist dieser Regnitzlosauer Keramikfund außer in den BVBl. auch in


    - Hofner, Hans: Die Vorgeschichte des nördlichen Oberfranken in neuer Sicht. In: Kulturwarte 1958/59, Nr. 2, S. 26-30.
    – Kulturwarte 1958, Nr. 3, S. 55 ff.


    Bei diesen Keramikscherben in Regnitzlosau gibt es leider auch keine nähere Untersuchung des Fundortes, die irgendwelche weitergehende Folgerungen zulassen würden. Man kann deshalb auch in diesem Fall nicht vorsichtig genug bei der Bewertung sein.

    Zitat

    Habe heute einen sehr interessanten Beitrag über die Geschichte von Regnitzlosau gefunden, der auch die erste Besiedelung des Regnitzlandes beinhaltet.

    Ein altes Problem der Heimatgeschichtsschreibung: Es muss doch auch bei uns irgendetwas passiert sein, bevor die erste Urkunden oder wirklich brauchbaren archäologischen Funde nachweisbar sind!


    Aus diesen Bestreben entstehen dann immer diese Chroniken, die aus kleinsten Einzelfunden sofort die Geschichte von Jahrhunderten entwickeln wollen und die aus Vermutungen und Wunschdenken angebliche geschichtliche Tatsachen entstehen lassen.


    Es fehlt zu häufig die saubere Trennung zwischen Vermutung und tatsächlich gesicherter und belegbarer Erkenntnis.


    Auch diese Ortschronik von Regnitzlosau ist hinsichtlich ihrer Beschreibung der Vor- und Frühgeschichte in diesen Fehler verfallen. Der Verfasser schreibt:


    „ ….steht fest, dass die keltischen Bojer in dieser Zeit auch bei uns siedelten. Es ist anzunehmen, dass sie hier über einige Jahrhunderte die Bodenschätze
    Kupfer, Zinn und Roteisenerz abbauten, und schmolzen, die dann ihre Stammesangehörigen in den größeren Höhensiedlungen Houbirg bei Hersbruck, Ehrenbürg bei Forchheim und Staffelstein bei Lichtenfels, weiter verarbeiteten. Weiter ist anzunehmen, dass sich jeweils an der Südseite der Anhöhen in Osseck, (Regnitz-) Losau und Vierschau eine Siedlung und an der Regnitz, bei der Klötzlamühle, eine Gesteinswäsche befand.“


    Leider gibt der Autor keinerlei Quellen für seine sehr fantasievollen Theorien an. Wir haben lediglich den belegten Fund bei Osseck mit einer kleinen Ansiedlung und einer Begräbnisstätte. Sonst nichts!


    Mir drängen sich daher eine Reihe von Fragen auf, die ich aus meiner Kenntnis der Literatur zur Vorgeschichte der Rehau – Regnitzlosauer Gegend nicht beantworten kann.


    1. Aus welchen Erkenntnissen leitet er den Erzabbau und den Betrieb von Schmelzöfen ab?
    2. Wie kommt er darauf, dass dieses Erz über hunderte von Kilometer nach Westen und Südwesten transportiert wurde, um gerade dort weiterverarbeitet zu werden?
    3. Woher weiß er, dass es dort „Stammesangehörige“ der Ossecker Siedler gab, die diese Weiterverarbeitung übernahmen?
    4. Auf welchen Funden basiert seine Behauptung der Siedlungen bei Losau und Vierschau?


    Zu 1. Es gibt nach meinem Wissen keine Funde in der besagten Gegend, die auf Erzabbau in der Eisenzeit oder auf Erzverarbeitung in dieser Zeit hindeuten. Es mag im Mittelalter die eine oder andere Abbaustätte gegeben haben, hier jedoch rückzuschließen, dass dies bereits 1500 Jahre vorher der Fall war, ist mehr als gewagt.


    Zu 2. Sicher gab es in der Bronze- und Eisenzeit bereits weitläufige Handelswege. Genauso sicher ist aber auch, dass aufgrund der mehr als beschränkten Transportkapazität
    (Tragtiere und Karren) kaum Rohstoffe, wie das angeblich bei Regnitzlosau abgebaute Erz über weitere Strecken transportiert werden konnten. Allenfalls Zuschlagstoffe, wie Zinn wurden von weiter her bezogen – allerdings stellt sich jetzt wieder die Frage: Gab es überhaupt Zinngruben bei Regnitzlosau?
    Transportiert wurden meistens Fertigprodukte oder Luxusgüter.


    Zu 3. Hier wird der Begriff „Stamm“ sehr weitgefasst verwendet. Nur weil am Staffelstein auch Kelten siedelten, haben diese noch lange nicht mit den (möglichen) Kelten im Regnitzland einen Stamm im engeren Sinne gebildet. Sie gehörten allenfalls dem gleichen Volk der Bojer an. Auch hier gibt es bisher keine Belege, zu welcher Gruppierung die kleine Ansiedlung bei Osseck wirklich zuzurechnen ist.


    Zu 4. Auch hier sind mir keine Quellen bekannt, welche die Annahme des Verfasser stützen könnten.


    Ebenfalls sind seine Ausführungen zu einer „sorbischen“ Besiedlung bar jeder Quellengrundlage, er beruft sich nur auf die Namensforschung. Hier ist festzuhalten:


    Wir können von einer slawischen Besiedlung im Regnitzland in noch nicht geklärtem Umfang ausgehen. Es gibt jedoch im Raum Regnitzlosau- wie übrigens im ganzen Großraum Hof - keinen einzigen Fund, der eine slawische (sorbische) Besiedlung stützt, daher sind alle Beschreibungen irgendwelcher Begräbnisriten pure Annahmen.


    Die Ausführungen des Autors der Chronik dazu:


    “Auf der Raitschin (bedeutet soviel wie Burg oder Befestigung) befand sich möglicherweise, im Schutze des Waldes, ein befestigter Sitz des Zupans oder des Stammesführers, auf dem sogenannte Unfreie beschäftigt wurden und der den umliegenden Siedlern bei drohenden Überfällen eine Zufluchtsmöglichkeit bot.
    Auf dem Platz unserer Kirche, ein Hinweis darauf ist das „Heidentempel“ genannte Rondell im Park des späteren Schlosses, hatten die Sorben ihre Kultstätte wo sie sich zu Götteranbetungen und Feiertagen versammelten. Hier verbrannten
    sie auch ihre Toten auf einem Scheiterhaufen aus einer bestimmten Holzart.
    Üblich war bei ihnen die Verwandtenehe und bei Überbevölkerung das Töten der neugeborenen Mädchen.

    Der große Dorfteich wurde durch Eindämmung angelegt. Möglicherweise bekam schon jedes Anwesen aus einem oberhalb gelegenen Brunnen durch eine Holzröhrenleitung fließendes Wasser.“


    mögen für gut erforsche slawische Siedlungen andernorts zutreffen, im Falle Regnitzlosau sind sie nach dem augenblicklichen Forschungsstand pures Wunschdenken.


    Der Autor macht wieder den Fehler, mögliche Indizien sofort als Tatsachen zu verwerten: Er hat vom „Heidentempel“ im Schlosspark gehört oder in irgendwelchen Schriften gelesen, sofort ist das für ihn der Beweis einer Kultstätte.


    Man sollte daher sehr vorsichtig sein, bevor man solche durchaus mit viel Fleiß zusammengetragenen Chroniken tatsächlich als Sekundärquelle heranzieht.


    Ein paar Literaturhinweise zur Vor- und Frühgeschichte Oberfrankens:



    - Abels, Björn-Uwe: Zur Eisenzeit in Oberfranken. In: BHVB 120 (1984), S. 13-47.
    - Abels, B. U. / Sage, W. / Züchner, Chr.: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Bamberg 1986
    - Eichler, Ernst: Probleme der Auswertung slawischer Orts- und Flurnamen in Nordostbayern, In: Archiv f. Geschichte von Oberfranken Band 65 (1985), S.
    291-297,
    - Losert, Hans: Die slawische Besiedlung Nordostbayerns aus archäologischer Sicht.
    In: Vorträge 11.Niederbayerischer Archäologentag. Deggendorf 1993, S. 207 – 270
    - Schwarz, Ernst: Sprache und Siedlung in Nordostbayern. (= Erlanger Beiträge z.Sprach- u. Kunstwissenschaft, IV), Nürnberg 1960.




    Hallo zusammen,


    Ein paar Anmerkungen zur frühen Besiedlung des Landkreises Hof:


    Leider haben wir auch hier wie so oft das Problem, das Funde aus früheren Jahrzehnten nie sorgfältig ausgewertet wurden, dass aber gleichzeitig die nicht bewiesenen Annahmen der damaligen Finder und Heimatforscher immer wieder als angeblich gesicherte Tatsachen herangezogen werden (Ähnlich wie Dietleins Chronik für viele immer noch als das Non plus ultra zur Hofer Stadtgeschichte gilt).
    Außerdem sind diese Fundberichte oft weit verstreut und erst nach mühsamer Suche in der heimatkundlichen Literatur zu finden.


    Zweifelhaft sind z.B. die angeblich bronzezeitlichen oder früh-eisenzeitlichen Funde bei Saalenstein nördlich von Hof. Hofner vermutet hier wegen des Fundes von Bronzeschmuck
    und einer Pfeilspitze, die er um 700 v. Chr. bis 550 v. Chr. datiert, eine vorgeschichtliche Befestigung, ohne dafür jedoch eine nähere Begründung zu geben.


    (Hofner, Hans: Der Saalenstein - Fliehburg oder Burgstall? In: Siebenstern 1958, Nr. 1.
    - Hofner, Hans: Die frühgeschichtlichen Befestigungen im Hofer Umland und ihre Bedeutung für die Geschichte der Besiedlung. In: Kulturwarte 1961, Nr. 12, S. 210 - 217.
    -
    Hofner, Hans: Die Vorgeschichte des nördlichen Oberfranken in neuer Sicht. In: Kulturwarte 1958/59, Nr. 2, S. 28, Abbildungen S. 30).

    Dieser Fund ist anscheinend nie eingehender wissenschaftlich untersucht worden. Der im Hinblick auf die wissenschaftliche Bewertung seiner Erkenntnisse wesentlich solider als Hofner arbeitende Karl Dietel spricht sich z.B. klar gegen eine Befestigung an dieser Stelle aus.
    (Dietel, Karl: Münchberg. Geschichte einer Amts- und Industriestadt, Band 1: Bis zur Übergabe an Bayern 1810. Münchberg 1963.S. 16 f.)


    Verloren sind auch die sog. “Bahnbaufunde” in Oberkotzau von 1846 und das angebliche Urnengrab im dortigen Schloßpark (gefunden 1728), sie können daher nicht mehr datiert werden, außerdem sind die Fundumstände kaum mehr nachvollziehbar.


    (Scherber, Joh. Hch: Gemeinnütziges Lesebuch für die bayreuthische Landesgeschichte, I,Hof, 1796, S. 30 f.
    - Dietlein, Chronik Hof, I, S. 59 ff.
    - Schwarz, Klaus: Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Oberfrankens (=Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, 5) Kallmünz 1955, S. 106.
    – Reinecke, Paul: Zu älteren vor- und frühgeschichtlichen Funden aus Oberfranken, In: Archiv f.Geschichte v. Oberfranken Band 29 H. 3 (1926), S. 85 Anm. 6.)


    Hofner will außerdem eine Eisenschmelze der Latènezeit (450 v. Chr. –0) am Göstrabach bei Brunnenthal nordwestlich von Hof entdeckt haben, auch hier fehlt eine sorgfältige Auswertung der Funde (Hofner, Hans: Die Vorgeschichte …, S. 29. Allerdings ohne nähere Angaben. - Hofner, Hans: Der Saalenstein - Fliehburg oder Burgstall? In: Siebenstern 1958, S. 3 - 7.)


    Es gibt auch sonst schöne Theorien zu einer angeblichen keltischen Besiedlung. Edmund Frank behauptet z.B. unterhalb von Kemlas an der Saale einen künstlich angelegten Wassergraben
    gefunden zu haben, er schließt daraus und aus einer von ihm vermuteten Herkunft des Ortsnamens Kemlas vom keltischen „camlas“, das es hier einst an der Saale einen Hafen und ein Warenumschlagplatz gab. Hier wäre seiner Meinung nach schon in der späten Urnenfelderzeit (900 bis 750 v. Chr.) Zeit der Schnittpunkt wichtiger Landwege mit der Saale gewesen, ein Stapelplatz, bei dem ein Umladen der auf der Saale mit Booten ankommenden Waren zum Weitertransport auf dem Landwege erfolgte (Frank, Edmund: Keltische Ortsnamen im Frankenwald. In: Frankenwald 1975, S. 4-11, 75-81, hier S. 8-11).


    Auch der Versuch nachzuweisen, dass auf Grund spektralanalytischer Untersuchungen die Bronze aller umliegenden Kulturkreise aus dem Kupfer insbesondere des Nailaer Bergreviers gewonnen wurde, scheint mir nicht überzeugend gelungen zu sein (Hofner, Hans: Die Vorgeschichte ..., S. 26. – Vgl. auch: Witter, Wilhelm: Die älteste Erzgewinnung im nordisch-germanischen Lebenskreis.Bd 1. Die Ausbeutung der mitteldeutschen Erzlagerstätten in der frühen Metallzeit. (=Mannus-Bibliothek 60), Leipzig 1938).

    Die Funde in Osseck sind dagegen gut dokumentiert und sauber beschrieben.


    Auf einer Anhöhe nahe Osseck bei Regnitzlosau fanden sich Reste von 3 Brandgräbern und weiterer zerstörter Brandgräber aus der frühen Eisenzeit -Hallstattzeit, in Regnitzlosau selbst ebenfalls hallstattzeitliche Keramikscherben.
    (Geschichte am Obermain Band 14 (1983/1984), S. A 17. - Dietel, Karl: Ein hallstattzeitlicher Friedhof bei Osseck am Wald, Gemeinde Regnitzlosau. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken Band 64 (1984), S. 67 – 77)

    Die in den Brandgräbern gefundenen Gefäße ließen sich in die Zeit um 600 v. Chr. datieren. Dieser kleine Friedhof ist deswegen besonders wichtig, weil es sich im Landkreis Hof um das erste, ausführlich untersuchte vorgeschichtliche Gräberfeld handelt. Die dazu gehörige Siedlung bestand allenfalls aus wenigen Gehöften, möglicherweise sogar nur aus einem Einzelhof, und dürfte auf der hochwasserfreien Terrasse über der Regnitz zu suchen sein, etwa dort, wo sich heute das Dorf Osseck befindet.

    Bei Münchenreuth ist 1964 der Fund eines "spitznackigen Steinbeil, evtl. Glockenbecherkultur" erwähnt.
    Quelle: Hofner, Hans: Ein neuer vorgeschichtlicher Fund im Landkreis Hof. In: Kulturwarte 1964, S. 210-211


    Grüsse
    Jörg

    Von Schwarzenbach am Wald existiert in der Stadtbücherei Schwarzenbach/W. eine handgeschriebene Chronik, die zur Stadterhebung 1954 erstellt wurde. Verfasser ist keiner angegeben, nach Stil und Aufmachung scheint sie aber von Hans Silbermann zu stammen.


    Ich habe mir 1999 eine Leseabschrift dieser Chronik erstellt und sie - soweit möglich - durch Quellenangaben und einige Anmerkungen ergänzt. Es ist ja leider bei den vielen dieser alten Chroniken so, daß die Verfasser ihre Quellen kaum oder nur sehr rudimentär angegeben haben.


    Eine .pdf-Datei dieser Leseabschrift mit Ergänzungen füge ich bei.


    Viele Grüsse
    Jörg

    Hallo,
    auch wenn der Beitrag schon ein paar Wochen alt ist - einige Gedanken von mir zu diesem Gebäude. Harald Stark hat die Vermutung geäussert:

    Dann gab es noch eine nicht genannte Zahl von "Blockhäusern" mit 0,5 m Wandstärke. Was meint Ihr dazu?

    Wenn das erwähnte Gebäude aus grob bearbeiteten Bruchsteinen besteht und in den Wänden ringsum einige Schieß-Scharten angebracht sind, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eines der erwähnten „Blockhäuser“, die zur Sicherung der Zwischenräume zwischen den betonierten Schartenständen ab Frühjahr 1937 angelegt wurden.


    Von der für den Ausbau der bayerisch-tschechischen Grenzstellung zuständigen Heeresdienststelle 6 in Regensburg wurde im August 1937 der Bau eines Blockhauses bei Hohenberg vorgeschlagen, evtl. kommt dafür das hier gefundene Gebäude in Frage.


    Für die Blockhäuser gab es keine Regelbauweise, die Abmessungen liegen zwischen 3,20 m x 4,80 m für die Panzerabwehrkanonen-Stellungen und etwa 4,50 x 6,20 m für die normalen Infanteriebauten. (Burk, S. 235 ff.)


    Eine solche PAK-Stellung war z.B. bei Schirnding zur Bekämpfung von Panzerwägen auf der Strasse Schirnding – Asch (heutige B 303) geplant. Es ist allerdings unklar, ob sie tatsächlich errichtet wurde (Burk, S. 238 ff., 453).


    Von der Lage im Gelände käme das gefundene Gebäude für diese PAK-Stellung in Frage:


    - flankierende Wirkungsmöglichkeiten auf die Straße Schirnding – Eger


    - eine Entfernung von etwa 250 bis 400 m zur Straße entspricht der für eine erste Feuereröffnung angestrebten Kampfentfernung der hier zum Einsatz kommenden PAK 3,7 cm.


    Die Decken der Blockhäuser sind meistens von Eisenschienen oder T-Trägern getragen.


    Da viele dieser Gebäude nach 1939 eine zivile Nutzung fanden, sind die Schießscharten oft nicht mehr unbedingt sofort zu erkennen, da sie zugemauert wurden oder mit Fenstern versehen sind.


    Literatur:
    Burk, Kurt: Die deutschen Landesbefestigungen im Osten 1919 – 1945. Osnabrück 1993


    Viel wahrscheinlicher ist aber eine andere Möglichkeit:


    Anscheinend handelt es sich um ein Betonbauwerk. Weiter ist auf den Bildern zu erkennen, dass das Gebäude nur an zwei Seiten Wandöffnungen hat, diese Durchbrüche sind für Schießscharten deutlich zu groß, eignen sich aber sehr gut zur Beobachtung des Geländes.


    Gebäude in ähnlicher Bauweise wurden nach 1945 häufig für die Beobachtungsposten der amerikanischen Grenzsicherungskräfte (Constabulary bzw. ab 1950 Armored Cavalry) gebaut. Für Schirnding waren zuletzt bis 1990 die in Brand bei Marktredwitz im “Border Camp Gates“ liegenden Kräfte des 2nd Armored Cavalry Rgt zuständig.


    Nach den Fotos zu urteilen, handelt es sich um die hier erwähnte Beobachtungsstelle:


    http://www.cold-war.de/showthr…ding?highlight=Schirnding




    Viele Grüsse
    Jörg