Beiträge von Jörg Wurdack

    Informationen über Naila als Heeresstandort nehme ich natürlich gerne entgegen, allein schon aus persönlichem Interesse. Herzliche Grüße!

    Im Anhang die Daten, die ich zur Militärgeschichte von Naila zusammengetragen habe. Ist leider teilweise noch etwas unsystematisch und fragmentarisch.


    An den von Dir erwähnten Unterlagen bin ich sehr interessiert. Ich schicke Dir eine PN mit einer E-Mail-Adresse,an welche Du die Dateien schicken kannst.


    Viele Grüsse
    JWurdack

    Dateien

    • Naila-Mil.pdf

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    Darf ich fragen zu welchem Anlass Du Dich mit der Nailaer Stadtgeschichte beschäftigt hast? Beste Grüße!

    Ich habe jahrelang in Schwarzenbach am Wald gewohnt. Bei der Beschäftigung mit der auch nur recht dürftig beschriebenen Geschichte dieses Raumes bin ich fast zwangsläufig immer wieder auf die damalige Kreisstadt Naila gestossen.


    Zur Wehrmacht in Naila habe ich während der Erarbeitung der Militärgeschichte Hofs einige Hinweise im Stadtarchiv Hof gefunden. Ich habe auch noch einige Details zur Militärgeschichte Nailas vor und nach der Wehrmacht anzubieten (Landwehr zu bayerischen Zeiten bzw. dann Bundeswehr) - falls hier Bedarf besteht.
    Außerdem versuche ich mich seit einiger Zeit an der Erstellung eines "Garnisonsatlasses" (Arbeitstitel) von Bayern, der nach Möglichkeit einigermassen vollständig alle Stationierungsorte in Bayern zumindest seit 1806 enthalten soll. Dabei sind natürlich auch einige Orte hier in Oberfranken mit aufzunehmen, darunter auch Naila.



    Beim Stöbern in lange nicht mehr beachteten Unterlagen bin ich noch auf ein paar Aspekte zum Thema "NSDAP in Naila und Umgebung" gestossen.


    Der Frankenwald war ja während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre ein absolutes Notstandgebiet. Das nutzten auch die Nazis aus und stellten z.B. 1932 ganze Wahlkampagnen eigens auf diese Notstandsgebietedes Frankenwaldes ab. Hierzu findet man einiges bei:


    Hambrecht, Rainer: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925-1933), (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 17), Nürnberg 1976.


    Hambrecht erwähnt auch mehrfach die Entwicklung der NSDAP im Nailaer Raum erwähnt. Der frühe Schwerpunkt der Nationalsozialisten scheint allerdings im Raum Schwarzenbach am Wald gewesen zu sein - hier gab es die "Döbraberg-kundgebungen" und mehrfache schwere Schlägereien zwischen NS-Anhängern und Gegner.


    Ich füge einige Notizen aus dieser Monographie in der Anlage bei.


    Aus der Sicht der KPD ist diese Entwicklung u.a. geschildert bei:


    Macht, Rudolf: Niederlage. Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung. Band 3/2 (1924 - 1945), Hof 1996.
    Macht beschränkt sich bei seiner Darstellung nicht nur auf Hof, sondern geht auch teilweise auf die umliegenden Landkreise ein.
    Ist aber sehr mit Vorsicht zu genießen. Macht schreibt einseitig aus Sicht eines ehemaligen KPD-Funktionärs, als Quellen benutzt er vor allem die (Lokal-) Presse.


    Objektiver und vor allem mit genauen Quellenangaben versehen ist:
    Eiber, Ludwig: Arbeiter unter der NS-Herrschaft. Textil- und Porzellanarbeiter im nordöstlichen Oberfranken 1933 – 1939 (= Miscellanea Bavarica Monacensia - Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München, Heft 86). München 1979.


    Auch hier füge ich einige Auszüge den Nailaer Raum betreffend bei.

    Da ich im lokalgeschichtlichen/ heimatkundlichen Tätigkeitsfeld jedoch getrost als "Neuling" bezeichnet werden kann, hoffe ich, den ein oder anderen wertvollen Tip oder auch Kritikpunkt bzgl. meiner Arbeit hier im Forum zu erhalten. Möglicherweise habe ich wichtige Ereignisse/ Aspekte vergessen (angesichts der geradezu erschlagenden Menge an Akten und Zeitungsmaterial würde mich das nicht wundern), evtl. kann mir jemand mit einschlägiger Sekundärliteratur (nicht unbedingt nur Monographien oder Aufsätze) weiterhelfen. Ich bin dankbar für jede Anregung oder auch konstruktive Kritik, herzlichen Dank dafür bereits im Vorfeld!

    Im Anhang einige Notizen zu dieser Thematik.



    Herzliche Grüsse
    JWurdack

    Wie du weißt, wurden die beiden vormals eigenständigen Landkreise Münchberg und Naila zum "Gau Bayerische Ostmark" zusammengefasst,

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Nicht die LANDKREISE, sondern die Parteikreise der NSDAP Naila und Münchberg wurden 1939 zum Parteikreis Münchberg-Naila zusammengelegt.


    Die Landkreise Naila und Münchberg als Verwaltungsbehörden bestanden dagegen neben diesen Parteikreisen unverändert weiter.


    Beide Landkreise waren 1939 durch Umbenennung der bisherigen Bezirksämter Naila und Münchberg entstanden, dabei wurde aus dem „Bezirksamtmann“ als Behördenleiter der „Landrat“.


    (Volkert, Wilhelm (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, München 1983, S. 45, 526, 530).


    Siehe dazu auch die Karte der Parteikreise "NS administrative Gliederung 1944" in Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Struktur_der_NSDAP

    Eine Fundgrube für die Regionalgeschichte mit meistens sehr sorgfältig ausgearbeiteten Aufsätzen ist das "Archiv für Geschichte von Oberfranken".


    Die Inhaltsverzeichnisse des "Archivs" bzw. seiner Vorläufer findet man unter folgenden Links:


    Jahrgänge 1828 - 1830:
    http://www.fordham.edu/mvst/magazinestacks/archbay.html


    Jahrgänge 1831 - 1836:
    http://www.fordham.edu/mvst/magazinestacks/archobermain.html


    Jahrgänge 1838 - 1999
    http://www.fordham.edu/mvst/magazinestacks/archgofrk1.html


    Jahrgänge ab 2000:
    http://www.hvo.franken.org/jah…eichnisse_ab_2000_14.html



    Das Bamberger Pendant zum in Bayreuth angesiedelten Historischen Verein für Oberfranken ist der "Historische Verein zur Pflege der Geschichte des ehem. Fürstbistums Bamberg". Da das Bistum Bamberg im westlichen Teil des Landkreises Hof durchaus eine Rolle spielte (z.B. Döbra), sind auch die Jahrbücher dieses Vereins für den einen oder anderen von Interesse.


    Man findet die Inhaltsverzeichnisse unter:


    http://www.hv-bamberg.de/index…kationen&page=06_Berichte


    Hier gleich mit Verlinkungen zum Münchner Digitalisierungszentrum.



    Eine Vielzahl von Inhaltsverzeichnissen geschichtswissenschaftlicher Zeitschriften (leider teilweise nicht bis in die Gegenwart fortgeführt) gibt es unter:


    http://www.fordham.edu/mvst/magazinestacks/zfhm.html

    Da in einem anderen Beitrag gebeten wurde, Inhaltsverzeichnisse von heimatkundlichen Zeitschriften einzustellen, komme ich dieser Bitte hiermit nach und füge im Anhang die Zusammenstellung für die "Geschichte am Obermain", den Bericht bzw. das Jahrbuch des Colloquium Historicum Wirsbergense bei.
    Die Bände haben zwar - wie der Name schon sagt - ihren Schwerpunkt am Obermain (Lichtenfels - Kulmbach - Weißmain), enthalten aber auch Berichte aus anderen Bereichen, z.B. aus der Münchberger und Nailaer Gegend.


    Besonders wertvoll finde ich die Fundchroniken, die ab 1979 veröffentlicht wurden.


    Leider scheinen die Aktivitäten dieses historischen Arbeitskreises etwas zu versanden - der Band für 2003 ist nach meinem Kenntnisstand erst 2010 erschienen.

    Dateien

    • CHW-1.pdf

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    Ein bisschen was an Literatur zum Thema Altstrassen in Nordost-Oberfranken – soweit noch nicht bekannt:


    Emmerich, Werner: Das Hauptwegenetz des 11. Jahrhunderts in den oberen Mainlanden. In Jahrbuch für fränkische Landesforschung 15 (1955), S. 255 - 283


    siehe: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0004/bsb00048775/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=263&pdfseitex=


    Über den Link „PDF-Download“ rechts oben auf der Seite lassen sich auch PDF-Dokumente ausgewählter Seiten herstellen und herunterladen.


    Haas, Helmut Alle Wege führen nach Bayreuth (aus Mittel- ins östliche Oberfranken). In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 77 (1997), S. 283-294.


    Haas, Helmut Altstraßen im Osten und Norden von Bayreuth. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 76 (1996), S. 99-124


    Händel, Fred Der mittelalterliche Stadtgrundriß Hofs als Geschichtsquelle. Frankenwald 1973, S. 68-72 (Sondernummer 2a/1973)


    Hempel, Dieter (Hrsg.): Mundart und Besiedlungsgeschichte des Fichtelgebirges. (= Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges Heft 23), Wunsiedel 2001


    Herpich, Anita: Alte Straßen zwischen Saale und Selbitz Zulassungsarbeit für das Lehramt, Bayreuth 1964


    Jaeger, Elisabeth: „Der Erbsteig, so uff Weißenstadt zugehet". Eine neu gefundene Altstraße durch das Fichtelgebirge. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 76 (1996), S. 61-84


    Müller, Wilhelm: Schrifttum zur Verkehrsgeschichte Frankens und der angrenzenden Gebiete. (= Nürnberger Forschungen IX. ) Nürnberg 1965 BIBLIOGRAPHIE


    Schwarz, Klaus: Archäologisch-Topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren (= Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Reihe A, 45) Kallmünz 1989.


    Singer, Friedrich Wilhelm: Altstraßen im südöstlichen Fichtelgebirge. In: Sechsämterland 1958, S. 621 f.


    Thiem, Rudolf: Altstraßen im Fichtelgebirge, (= Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges Heft 14) Wunsiedel 1992

    Die Stützmauer zwischen Aufgang zum Kirchplatz St. Michaelis und dem Schultor - etwa auf Höhe des PArkplatzes (Verlängerung der Fischergasse, in manchen Stadtplänen als Grabenrangen geführt).
    Wenn es wirklich diese Mauer ist, hat sie am Rande doch etwas mit der Stadtmauer zu tun. Die Stadtmauer stand oben auf dieser Stützmauer.

    Richtig – es handelt sich um die erste „Freiheitshalle“ in Hof, die 1935 als „Adolf-Hitler-Halle“ errichtet worden war. Nach dem Krieg wurde das Gebäude von 1945 bis etwa 1948 durch die amerikanischen Besatzungstruppen als "Forosix Field House" zur Sporthalle umfunktioniert und auch für Konzertaufführungen genutzt.


    Der Name „Forosix“ leitet sich von der Einheitsbezeichnung der damals in Hof liegenden Truppen ab – dem 406. Infanterie-Regiment der 102. (US) Infanterie-Division (406th Infantry Rgt). Stab und III. Bataillon lagen in Hof, das I. Bataillon in Marktredwitz, das II. in Rehau. Der Divisionsstab befand sich in Bayreuth.


    Die regimentseigene Zeitung "The Forosix" kündigte Veranstaltungen in der Halle z.B. in der Nummer 20 vom 17.11.1945 mit der Überschrift “Large Audience Hears Concert in Hof Fieldhouse” an:


    The 102d Division ‚Ozark’ Chorus and the 102d Division Orchestra presented a concert of classical and semi-popular music Thursday night in the huge Forosix Fieldhouse in Hof.


    Das Programm reichte von Sousa’s “Washington Post March” als dem Paradestück amerikanischer Militärkapellen bis zur Ouvertüre aus Rossinis “Barbier von Sevilla” und „Finlandia“ von Sibelius, der Chor glänzte vor allem mit geistlichen Liedern.


    Daneben wurden schnell auch andere Aspekte amerikanischer Kultur in Hof etabliert.
    Bei der Mineralwasser- und Limonadenfabrik Kretschmann, die bereits vor dem Krieg eine Lizenz zur Abfüllung von Coca-Cola besessen hatte, wurde auf Betreiben der US-Truppen wieder die Produktion aufgenommen. „ The Division was also lucky in that the Coca Cola Company established a huge plant in Hof which produced 60,000 "cokes" a day.”
    Gleichzeitig scheint aber auch die Bierversorgung in durchaus zufriedenstellender Qualität zumindest für die amerikanischen Soldaten bereits im Herbst 1945 wieder sichergestellt gewesen zu sein: „All clubs served beer and soft drinks. Many breweries were located in the divisional area and there was rarely a shortage of the amber fluid. The quality of the beer, while not quite up to peacetime standards, was still high and there were few dissatisfied drinkers.


    Quellen:


    - „The Forosix“ (Overseas Edition), Vol. 1 Number 20, Saturday, November 17,1945, Seite 1 (als PDF beigefügt)
    - Mick, Allan H.: With the 102d Infantry Division Through Germany, Infantry Journal Press, Washington D.C., 1947



    P.S.

    Ist meine Vermutung zur vorhergehenden Frage (spätromanische Kirche in Eger) richtig?

    Schaut aus wie eine alte Turnhalle ...

    Nein - Turnhalle ist es keine, auch wenn dort möglicherweise die eine oder andere Sportveranstaltung stattfand.


    Kleiner Tip: Ein Nachfolgebau dieser Halle ist momentan häufig in den Medien vertreten.

    Marktredwitz kam erst 1816 zu Bayern. Vorher - von 1340 an - gehörte es zur Reichsstadt Eger (Cheb) und dann bis zum Übergang an Bayern zu Österreich.


    Damit könnte es sich um die Kirche St. Nikolaus in Eger handeln.

    Hallo,


    laut dem Jahresprogramm 2011 des Langnamenvereins war am 28.9.2011 die Vorstellung des Buches von Helmut Schuh, Die Hofer Vereinsgeschichte geplant. Anscheinend hat diese Vorstellung nicht stattgefunden, zumindest vermisse ich das Buch im Publikationsangebot des Vereins. Kann mir jemand sagen, ob dieses Buch schon erschienen ist oder wann mit der Herausgabe zu rechnen ist?


    Danke

    Heute sind die Standort-Entscheidungen im Zuge der Bundeswehr-Verkleinerung gefallen.


    Der Standort Hof bleibt erhalten und wird sogar um einige Soldaten aufgestockt.


    Bamberg mit bisher 60 Dienstposten schrumpft auf 6 Dienstposten und wird daher nach der neuen Sprachregelung der Streitkräfte nicht mehr als Standort der Bundeswehr bezeichnet.


    Damit ist Hof, das erst recht spät seine Garnison erhielt, der letzte verbliebene Bundeswehrstandort in Oberfranken - im Gegensatz zu Städten mit einer jahrhundertealten Garnisonsgeschichte wie Bamberg, Bayreuth oder auch Coburg.


    Die komplette Dokumentation zu den Standortentscheidungen ist zu finden unter:
    http://augengeradeaus.net/wp-c…chland_Online-Version.pdf

    Kleiner Beitrag zur Verkehrsgeschichte:


    Die Brücke über die Saale der Autobahn Berlin - München wurde in den letzten Kriegstagen 1945 gesprengt, erst ab Herbst 1964 wieder aufgebaut und Ende 1966 fertiggestellt. Die Kosten für den Wiederaufbau wurden von der Bundesrepublik getragen.


    Von 1945 bis 1966 mußte der gesamte Verkehr von Bayern nach Berlin die zerstörte Brücke über die B 2 (GrenzübergangTöpen-Juchhöh) bis Gefell umgehen, um von dort über die B 90 (bzw. wie sie zu DDR-Zeiten korrekt hieß: F 90) wieder bei der Ausfahrt Blintendorf die Autobahn zu erreichen.


    Ich hänge einen Zeitungsbericht zur Autobahnbrücke sowie zwei Bilder der damaligen Grenzübergangsstelle Töpen an.

    Da weiter unten im Forum eine momentane Untätigkeit im Forum beklagt wurde, möchte ich etwas Aktivität an den Tag legen.
    Vor einigen Jahren habe ich für einen Verwandten, der damals in Seulbitz wohnte, eine kleine Chronik dieser Ortschaft erstellt und stelle sie gerne hier im Forum zur Verfügung.

    Dateien

    • Seulbitz.pdf

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    Interessant und wenig bekannt ist, dass sich beim Freikorps Lützow anscheinend sich eine junge Frau aus Hof befunden hat, die als freiwillige Jäger in Männerkleidung an den Kriegszügen teilnahm.


    Die Nationalliste der 3. Kompanie des I. Bataillons des Lützowschen Korps nennt unter der Nr. 144


    „Unger, August. 18 Jahre, aus Hoff, Provinz Bayreuth. Vater: Weber.
    Eingetreten in die Kompanie am 18.4.1813.“


    Bei dem aus „Hoff“ stammenden August Unger dürfte es sich um die am 9.5.1793 in der Hofer Altenstadt 550 geborene Anna Sophie Unger handeln, auch wenn sich die Tochter des Webermeisters Johann Heinrich Unger hier um fast zwei Jahre jünger gemacht hat. Diese Annahme gründet sich auf weitere preußische Quellen, die Anna bzw. August oder Auguste
    Unger erwähnen:


    In einer Kabinettsordre des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. vom 11.6.1815, welche sich mit der Ausbildung von Frauen als Krankenpflegerinnen an der Berliner Charité beschäftigt, wird eine Anna Unger als „ehemaliger freiwilliger Jäger“ bezeichnet. Nach Eintrag im Invaliden-Register des preußischen Kriegsministeriums erhielt im September 1816 der „Jäger Unger Auguste vom Lützowsch. Freikorps“ Versorgungsleistungen. Grund dafür dürfte eine im Herbst 1813 bei einem Gefecht in der Nähe von Boizenburg an der Elbe erlittene Verwundung gewesen sein.


    Was Anna Unger zum Eintritt in das Freikorps Lützow veranlaßte und wie sie die Mitte April 1813 im Raum Leipzig liegende Truppe erreichte, ist nicht überliefert. Spekulationen, wonach sie als „ortskundige Führerin“ beim Überfall der Lützower auf Hof gedient haben soll, müssen kritisch hinterfragt werden.
    Tatsächlich bis an die Mauern der Stadt sind nur berittene Teile des Freikorps vorgedrungen, während die Infanterie jenseits der Saale verblieb. Trotz aller frühemanzipatorischen Energie von Anna Unger scheint es unwahrscheinlich, daß eine Hofer Kleinbürgerstochter des beginnenden 19. Jahrhunderts in der Lage gewesen sein soll, eine Kavallerieattacke mitzureiten. Die wenigen Wochen, die zwischen dem Eintritt Anna Ungers in das Freikorps (18.4.1813) und dem Überfall auf Hof (8.6.1813) liegen, dürften nicht ausgereicht haben, um diese Reitfertigkeiten zu erwerben – vor allem, da man innerhalb des Freikorps sicher andere Sorgen hatte, als jungen Damen beizubringen, wie man sich auf einem Pferd hält. Wie
    die anderen Frauen in diesem Freiwilligenverband wird Anna Unger daher den Feldzug 1813/1814 bei den Fußtruppen des Lützowschen Korps mitgemacht haben.
    Die gegen Hof eingesetzte Infanterie war jedoch erst während des Marsches der Lützower von Stendal nach Süden am 3. Juni 1813 bei Stadtroda in Thüringen aus übergelaufenen Truppen der weimarischen Landmiliz gebildet worden. Aus diesen Gründen ist es wenig wahrscheinlich, daß Anna Unger beim Zug der Lützower nach Hof dabeigewesen ist. Über ihren weiteren Lebensweg nach 1816 ist nichts bekannt.


    Literatur / Quellen:


    Reichold, Andreas: Eine Hoferin - Lützower Jäger. In: Frankenwald 1975, S. 109/110


    Wiechmann, Gerhard: Das Lützow’sche Freikorps 1813/14. In: Militärgeschichte 1/2002, S. 4 - 12.


    Kirchenbuch der Evang. Luth. Kirchengemeinde Hof, 1793, Nr. 109. Taufeintrag vom 10.5.1793.


    Schwenk, Rudolf: Die Lützower vor Hof. Hof 1897


    v. Jagwitz: Geschichte des Lützowschen Freikorps, Berlin 1892, S. 70, 103


    Wurdack, Jörg: Militärgeschichte der Stadt Hof (= Chronik der Stadt Hof, Bd. X), Hof 2005, S. 134 - 136)

    Am Wochenende habe ich ein Buch mit viel Vergnügen gelesen, das ich vor ein paar Tagen per Zufall in der Kramkiste eines Antiquariats entdeckt habe:


    "Huren, Hänger und Hanutas" vom Thomas C. Breuer, erschienen im Verlag Affholderbach & Strohmann in Siegen 1987.


    Das ist meines Wissens nach der einzige Kriminalroman, der in Rehau und Umgebung spielt - sozusagen ein Vorläufer der jetzt so beliebten Regionalkrimis.


    Die Handlung spielt um 1982. An der Grenze zur CSSR, die sich leicht als die Gegend um Neuhausen/Wildenau enträstseln lässt, verschwindet eine LKW-Ladung mit Computern in Richtung der damals noch feindlichen CSSR. Zur Aufklärung wird ein großstadtverwöhnter Kommissar des LKA aus München entsandt, der dann in Rehau (im Roman kaum verschleiert als Hirschau bezeichnet) landet, um von hier aus den Fall zu lösen. Es folgen treffende Beschreibungen des realen Kleinstadtlebens, wie es um 1982 tatsächlich in der damaligen Weltabgeschiedenheit des "Zonen- und Zollgrenzbezirks" vor sich ging. Auch Hof mit dem "Alten Bahnhof" (dem Lokal natürlich) bleibt auch nicht unerwähnt. Hier treibt ein als Stadtschreiber engagierter Dichter namens Werner Hölzerfeind sein Unwesen - leider habe ich noch nicht herausgefunden, wer sich eventuell von früheren Hofer Literaturgrößen dahinter verbergen könnte.


    Leider scheint das Buch nur noch antiquarisch erhältlich sein.