Beiträge von Thomas Schörner

    Im Bürger- und Bauernlehenbuch des Markgrafen Christian 1605 wird der "Keßpühel" bei Leimitz in Zusammenhang mit der Straße nach Oelsnitz genannt.
    "Hanß Laupman zu Leumitz hat zu mannlehen empfangen einen ganzen Hof zuLeumitz, darauf itzt Wolff Vltzsch wohnet, darzu gehört [...]. Item 6 tagw[erck] Hutweidt, deß ligen 4 tagwerck im Holtz zwischen dem Keßpühel vnd der straß nach Ölschnitz, 2 tagwerck im Pintzig, 2 tagw[erck] mit Holtz bewachsen an zweien stücken vntten an dem Keßpühel, vnd oben an deß Rabensteiners Holtz an der straß nach Ölschnitz gelegen, stossent. [...] Act[um] Culmbach den 16. Augustj Ann. 605.
    Quelle: Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, Lehenhof, 1398-1794, Nr. 72: Bürger- und Bauernlehenbücher - Hof - Wunsiedel 1605, Markgraf Christian (alte Sign.: Stb. 6090), fol. 115.


    Weiß vielleicht jemand, wo der "Keßpühel" genau zu suchen ist oder kann den Flurnamen aus anderen Quellen belegen?

    Dass diese Altstraße bei Kemlas unter Denkmalschutz gestellt wurde, hat schon Eingang gefunden in das voraussichtlich im März erscheinende Buch über "Alte Straßen zwischen Saale und Selbitz". Der am Ostabhang des Blankenecks zur Saalefurt hinabführende Hohlweg ist ein Teilstück der Altstraße Straas – Edlendorf – Selbitz – Blankenberg, die als Straße Nr. 8 im Buch beschrieben ist (Anita Herpich, Alte Straßen zwischen Saale und Selbitz. Verlag Heinz Späthling, Weißenstadt 2017, S. 102, 106, 263).

    Lieber Herr Seidel,


    vielen Dank für Ihre Antwort.
    Mit Hilfe Ihres Hinweises habe ich in der Bayerischen Bibliographie zwei kurze Aufsätze gefunden:
    Tischer, Thomas:
    Auf den Spuren des Hofer Schlosses : Stadt Hof, Oberfranken / Th. Tischer. - 1992. - Ill
    In: Das Archäologische Jahr in Bayern. - Stuttgart. - ISSN 0721-2399. - 1991 (1992), S. 175 - 177
    Schwarz, Georg:
    Ausgegraben und wieder zugeschüttet .. : Erforschung der Reste des ehemaligen Stadtschlosses in Hof / G. S. - 1992
    In: Altbayerische Heimatpost. - Trostberg. - 44 (1992), 21, S. 10


    Beste Grüße
    Thomas Schörner

    Im März 1992 fanden im Bereich des Hofer Schloss-Hofs Ausgrabungen statt. Das Gelände wurde im Anschluss wieder verfüllt und mit einem Parkhaus überbaut. Die Fotos im Anhang zeigen die damaligen Grabungsarbeiten.
    Gibt es eine Veröffentlichung über Ergebnisse der damaligen Ausgrabungen und wenn ja, wo?


    Thomas Schörner

    Die Windmühle befand sich oberhalb bzw. westlich des heutigen Theaters in Richtung Ernst-Reuter-Straße. Der "Windmühlenweg" entlang der Bahnstrecke erinnert noch an sie.
    Auf der historischen Karte (Uraufnahme 1808-1864 ) ist nordwestlich der Windmühle eine Struktur zu erkennen, bei der es sich um einen Steinbruch gehandelt haben könnte.
    Windmühle und Steinbruch liegen genau in der Verlängerung einer Linie ausgehend von der Unteren Steinernen Brücke über die Bierkeller im Bereich der heutigen Scherdel-Brauerei, die flussabwärts (also unterhalb) der Brücke am damaligen Saaleufer (vor dem späteren Saaledurchstich) lagen.
    Die Erwähnung bei Gümbel bezieht sich somit auf diese Windmühle.

    Möglicherweise führt dieser Hinweis weiter:


    Nach Biedermann, Geschlechts-Register Der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken, Löblichen Orts Gebürg, Tafel C, war Christoph Adam Groß von Trockau zu Zeilenreuth der Letzte dieser Linie. In zweiter Ehe 1714 verheiratet war er mit Maria Magdalena Zoblin von Giebelstadt, Herrn Johann Heinrich Zobels von Giebelstadt zu Friesenhausen, und Frauen Annae Veronicae Zoblin von Giebelstadt, einer gebornen von Thüngen, Tochter, geboren 1675.
    Christoph Adam Groß von Trockau starb wohl 1724. Denkbar ist, dass seine Witwe nach seinem Tod den Oberamtmann Carl Wilhelm I. Teuffel von Pirkensee geheiratet hat und dieser den Titel „zu Zeulenreuth“ mit "erheiratete".


    https://de.wikisource.org/wiki/Johann_Gottfried_Biedermann


    [url]http://franken-wiki.de/index.php/Christoph_Adam_Gro%C3%9F_von_Trockau[/url]

    Dieser Altstraßen-Abschnitt ist übrigens als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmal-Liste ausgewiesen:
    D-4-75-142-17 Steinbühl. Reste einer Altstraße, tiefe, parallel geführte Einfurchungen (bis ca. 2,5 m Tiefe) im von Nord nach Süd abfallenden Hang im Winkel der Bundesstraße 2 und der
    nach Osten führenden Abzweigung in Richtung "Maschinenhaus". nachqualifiziert
    http://geodaten.bayern.de/denk…malliste_merge_475142.pdf
    Wie kommt man an solche Lidarscans? Man könnte wohl noch viel mehr schöne Hohlwegfächer und Altstraßen im Landkreis Hof sehen.

    "!ch denke bei der Klögelmühl könnte es sich auch um die Kegelmühle = Kögelmühle bei Töpen handeln":
    In der Meyer-Abschrift (Quellen zur Geschichte der Stadt Hof, 1896) steht auf S. 196 die "Klotzelmul" zwischen "Weintytz" (Weinzlitz) und "Osseck am wald". Auch aus dem geografischen Zusammenhang heraus kann es sich nur um die Klötzlamühle handeln.

    Eva gibt als Quelle für ihre Ortsnamen-Liste das Geheime Hausarchiv Plassenburg (GHAP) an, d.h. die Liste basiert auf dem Original im Staatsarchiv Bamberg. Christian Meyer kann man also in diesem Fall nicht für eventuelle Fehler bei der Übertragung von Ortsnamen verantwortlich machen. Meiner Erfahrung nach sind aber auch die Bearbeiter am Staatsarchiv nicht immer so ortskundig, dass ihnen nicht auch Fehler unterlaufen können. Das ist allerdings auch verständlich bei dem doch recht umfangreichen Gebiet, für das sie zuständig sind.
    Leider ist die Liste alphabetisch und folgt nicht der Reihenfolge im Original (oder in der mir bekannten Meyer-Abschrift), sodass Schlüsse aufgrund räumlicher Nähe von Orten nicht möglich sind.
    Ich denke mal, dass es sich bei "Klögelmühl" um einen Übertragungsfehler handelt: Klögelmühl = Klötzelmühl = Klötzlamühle .
    Wiedersberg ist klar.
    Welbersbach = Wölbersbach .
    Braunstein = Brandstein .
    Engelhardtsgrün = Engelhardtsgrün.
    Interessant finde ich "Hunsrück (?)". Weiß jemand, auf welcher Seite bei Meyer dieser Ort genannt ist?

    Zumindest auf ein Beispiel für die Nutzung der Wasserkraft in der Hofer Region in der aufkommenden Textilindustrie muss ergänzend hingewiesen werden. Es stützt auch Adrians These, dass in der frühen Industrialisierung die Dampfmaschine keine Rolle spielte.


    Die "Maschine" im heutigen Ortsteil Waldlust von Konradsreuth war Oberfrankens erste Maschinenspinnerei. Sie wurde (nach Georg Krauß, Die Oberfränkische Geschichte, Hof 1981, S. 132) 1825 in Betrieb genommen. Allerdings scheint sie schon vorher als mit Wasserkraft betriebenes "Spinnhaus" existiert zu haben. Das zum Antrieb der Maschine benötigte Wasser wurde über einen Graben aus dem Untreubach abgeleitet, der damals (vor dem Bau der Hofer Wasserleitung aus dem Quellgebiet des Untreubaches 1889/90) erheblich mehr Wasser führte. Die Ableitung hin zum „Spinnhaus“ erfolgte in einer solchen Menge, dass es 1814 zu einer Beschwerde der Mühlenbesitzer von Konradsreuth, Martinsreuth und Eppenreuth beim königlichen Landgericht Hof kam.

    Noch eine Anmerkung zum Hohlweg „Beym alten Thor“:


    Der Hohlweg stellte die älteste Streckenführung nach Süden aus der Zeit der mittelalterlichen Handels- und Geleitstraßen dar. Er zog in einer langen Rechtskurve den "Hohlberg" hinauf in Richtung der heutigen Äußeren Bayreuther Straße. Diese setzte sich, bevor sie durch den Ausbau der Ernst-Reuter-Straße unterbrochen wurde, über die Hans-Böckler-Straße durch den Q-Bogen in die Bayreuther Straße fort. Die Bayreuther Straße war die modernste der drei ehemaligen Streckenführungen nach Süden. Notwendig geworden war sie durch die Anlage des jetzigen Hauptbahnhofs (vor) 1880, die den Hohlweg durch die umfangreichen Geländeplanierungen verschwinden ließ . Die zeitlich zwischen den beschriebenen Routen liegende, wohl (vor) 1848 als Folge der ersten Bahnlinie entstandene Straßenführung nach Süden über die Bismarckstraße endet seit 1880 "blind" an der Bahnhofstraße.


    Die jetzige Straße "Alter Torweg" ist übrigens nur in ihrem unteren (nördlichen) Teil identisch mit dem Hohlweg „Beym alten Thor“. Der eigentliche Hohlweg verlief etwas weiter westlich und mündet jetzt ebenfalls "blind" in ein Hinterhof- und Garagengrundstück, wo er mit etwas Phantasie noch erkennbar ist.


    Vgl. Ebert, Friedrich: Alte Fuhrmannsstraßen um Hof und das Fichtelgebirge. In: Der Siebenstern 1949, 18. Jg., Nr. 5, S. 65-70

    Licht bringen in die damaligen Geschehnisse kann ich nicht direkt, aber zumindest die Verwandtschaftsverhältnisse etwas erhellen.


    Wolf Dietrich von Reitzenstein, nach Biedermann (Geschlechts-Register der löblichen Ritterschafft im Voigtlande, Tafel LXX) geboren 1561, wurde um 1590 nach Ableben seines Vaters Thomas Dietrich von Reitzenstein zu Schwarzenbach am Wald und Lippertsgrün zusammen mit seinen Brüdern Christoph und Hans Philipp mit den Gütern belehnt (Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Nr. 6344 ).
    Thomas Dietrich von Reitzenstein war ein Sohn des Wolf von Reitzenstein und Bruder des Friedrich Philipp von Reitzenstein (Biedermann, Tafel LXVIII).
    Friedrich Philipp von Reitzenstein zu Schwarzenstein starb um 1597, nach seinem Ableben werden seine Söhne Georg Abraham und Balthasar Dieterich von Reitzenstein belehnt (Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Nr. 6371 )
    Georg Abraham von Reitzenstein, das Opfer, war somit ein Vetter (Cousin) des Täters. Er ist noch 1602 zu Schwarzenbach genannt (Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Nr. 6871).


    Dass sich die von Reitzenstein zu Lippertsgrün und Schwarzenbach am Wald nicht immer ganz grün gewesen sind, kann man aus einem Akt von 1592 schließen, damals gab es Jagddifferenzen zwischen den beiden Familienzweigen (Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Nr. 6977 ).
    1602 gab es Differenzen zwischen Balthasar Dietrich von Reitzenstein zu Schwarzenbach am Wald, also dem Bruder des späteren Opfers, und seinen Vettern wegen eines Kredits über 250 fl. (Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Nr. 6998 ).

    Lichtentann scheint noch im 17. Jahrhundert bewohnt gewesen zu sein, wie sich aus einem Kirchenbucheintrag in Oberkotzau ergibt.


    KB Oberkotzau + 1633/S.252/Nr.103:
    Sonnabendt Nach dem Heiligen Christtag den 28. Decembris Ist deß Matthes Rödelß geweßner Gemeinhirt zu Kauttendorff und deß langen Georg zur Liechtenthannen seel: Aidam, hinderlaßenes Töchterlein, mit Nahmen [fehlt] uff den Neuen Gottes Ackher zur Erden bestattet worden.


    Thomas Schörner

    Ein Nachkomme der ehemaligen Besitzerfamilie Leupold beschäftigt sich mit Familienforschung. Von ihm weiß ich, dass es eine, vermutlich unveröffentlichte, Familienchronik gibt. Bei Interesse kann ich (bilateral) die Kontaktdaten mitteilen.
    Thomas Schörner

    Bei
    HEINRITZ, Johann Georg, Versuch einer Geschichte der älteren Militair-Verfassung im Fürstenthume Bayreuth, besonders der Bürgermiliz. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde des Ober-Main-Kreises 1831, Heft 1, S. 98-119 und Heft 2, S.70-83
    ist nachzulesen (S. 102):
    Die erste Spur des besondern Ausschuß-Dienstes findet sich in der wegen der Plackereyen der Edel-Leuthe ergangenen allgemeinen Wart- und Eilen-Ordnung vom Jahre 1498.
    Auf dem Landtage 1520 wurde ausgemacht, daß bei Ausschreibung des Fußvolks die begehrte Anzahl durch das Loos gewählt - oder ausgeschossen werden sollte -Markgraf Casimir schrieb 1525 nach Bayreuth, etlich Volk zuzuschicken und sie zu richten, wie es in einem Feld gehörig. Die Bürger-Vorsteher - hier Hanns Hammerbach Bürgermeister und Eberhardt Mann des Raths Aeltester - waren die Anführer.
    Die Bewaffnung der Bürger - bis sich der Ausschuß bildete - bestand in Harnisch und Wehr; die Rotten waren eingetheilt in Hackenschützen und Langspieser mit Rüstungen. Helmparten führten die alten und armen Handwerks-Leute und Taglöhner, die in keiner Wehr zu gebrauchen waren. Büchsen und Pfeile mußte die Mannschaft in die Hand nehmen, wenn sich ein Aufruhr begab.