Beiträge von Jürgen Günsche

    Zu diversen Mutmaßungen über Ortsnamen in Oberfranken:


    In einer Heimatbeilage der "Bayerischen Rundschau" (zu "850 Jahre Sanspareil/Zwernitz/Die Walpoten") ist auf die mögliche Herkunft eines Titels "wal(t)poto" aus german. "(ver)walten" + slaw. "pod"(Macht) oder sogar aus slaw. "valdeti" (regieren, herrschen) + slaw. "pod" hingewiesen worden. Nachdem nun sogar fränkische Ortsnamen, die auf "-hüll" , "-eck" und "-dorf" enden, als römischen Ursprungs in die Diskussion eingebracht worden sind, läge es ja auch nahe, "pot-" mit römischer Macht zu erklären. Und das -o bei "Walpoto" wäre dann wohl der fränkische Namens-Wurmfortsatz wie etwa in "Bero", Genitiv Beronis" > "Berneck"? Ob das "Kulm-" in "Kulmbach" mit dem slaw. "chulm"(Bergkuppe) oder dem röm. "columen/culmen" (Berg, Höhe) oder dem german. (davon abgeleiteten) "kulm" (Berggipfel) zu verbinden sei, führt nicht weiter.


    Anstatt sich mit Spekulationen über diese Art römisch-germanisch-slawischer Mischbildungen aufzuhalten, sollte man doch dazu übergehen, die Kirche im Dorf zu lassen und das halbwegs Gesicherte zusammenzutragen, z.B. Orts-und Gewässernamen, die auf -gast (wie Trebgast, Schorgast) oder -itz (wie Zwernitz, Ölschnitz) enden und auch in den Vorsilben nichts Germanisches (oder Lateinisches) vermuten lassen. Anders stehen die Dinge vermutlich bei denominierenden, eindeutig "germanischen" Nachsilben wie -berg oder -dorf oder -bach (es sei denn, wie im Fall "Kulm-bach", wo der Streit über den sprachlichen Ursprung von "kulm" müßig ist...). Ein Beispiel: "Döbra-berg": Während "-berg" unstrittig ist, könnte "Döbra-" durchaus auf die slawische Wurzel "dobr-" (gut) hinweisen. Denn dieses Stammwort ist bis heute in allen slawischen Sprachen präsent - und wäre es mit Sicherheit auch in anzunehmenden "wendischen" Dialekten vor der fränkischen Ostkolonisation in Oberfranken gewesen.