1113 Was war los in Hof am 13. November

  • 1498 Markgraf Friedrich besucht Hof
    1799 Bürgergesellschaft Hof e.V. gegründet
    1866 König Ludwig II. von Bayern besucht Hof
    1871 Maschinenfabrik Vorhölzer: Modellbodenbrand (Haus 726B)
    1927-(1946) Hindenburgbrücke eingeweiht (Lessingstraße)
    1975 Rettungsleitstelle Hof in Betrieb genommen
    Bay. Innenminister Bruno Merk besucht Hof
    1996 Telefonzelle an der Uferstraße eingeäschert

  • "Am Dienstag, den 13. November 1866, mittags traf König Ludwig II. mit Extrazug von Bayreuth aus in Hof ein. Der Zug wurde mit Böllerschüssen begrüsst. Sein Gefolge bestand aus 80 Personen mit 22 Pferden und 5 Equipagen. Unter dem Gefolge befanden sich unter anderen Staatsrat von Neumayr, die Generaladjutanten Generalleutnants v. La-Roche und Graf von Rechberg, die flügeladjutanten Hauptmann von Sauer und Oberleutnant Künsberg, Freiherr v. Frohberg, Oberhofmeister Graf v. Castell, Oberstallmeister Graf von Holnstein, der kgl. Leibarzt Geh. Rat Dr. v. Gietl und Ministerialassessor v. Feitlitzsch. Trotz des unfreundlichen und regnerischen Wetters umstand eine große Menschenmasse von hier und aus der Umgegend den Bahnhof. Unter den Klängen der bayerischen Nationalhymne verließ der König seinen Salonwagen. Bürgermeister Münch hieß den hohen Gast willkommen und überreichte außer einem Planentwurf für die Stadtbesichtigung eine statistische Zusammenfassung des Gemeinde- und Stiftungsvermögens, der Gemeindeschulden, der Kriegslasten der Gemeinde und Privaten und insbesondere der für die Gemeindekasse entstandenen Schulden, des Standes der Gemeindekollegien, der hauptsächlichen gemeindlichen Anstalten, der Zahl und Art der Fabriken, Handlungen und Gewerbe, der Bevölkerungsverhältnisse der Stadt, nebst Angaben über das Bauwesen, die Brandversicherung, die Produktion, die Konsumtion usw. Hierauf fuhr Ludwig II in offenem Wagen, nach allen Seiten freundlich grüßend, ganz langsam bis zum Gasthof „zum goldenen Hirschen“ in der Altstadt, umklungen von tausendfachen Jubelrufen.
    Die Straße war mit Blumen überschüttet. Als der König am Gasthofe angekommen war, stimmte der „Liederkranz“ einen Huldigungschor an, der jedoch von dem Jubel der Massen völlig übertönt wurde. Der König erschien hierauf mehrmals am offenen Fenster und wurde immer wieder aufs neue von nicht endenwollenden, donnernden Hochrufen begrüßt. Mittag nahm der König die Aufwartung der städischen Kollegien, sämtlicher Hofer Amtsvorstände, der Geistlichkeit, der adeligen Gutsbesitzer und des Landwehroffizierkorps entgegen. Die treffliche Haltung der Stadt Hof in der schweren Zeit der preußischen Invasion und Okkupation wurde anerkannt und es wurde betont, dass das entschiedene „festhalten Hofs an der bayerischen Krone“ Seiner Majestät zu besonderer Genugtuung gericht habe.
    Am Nachmittag ging der König, nur begleitet von einem hohen Offizier seines Gefolges, umringt von Tausenden von jubelnden Menschen, zu Fuß durch die Altstadt, die Bayreuther Straße bis zur Pfarr, durch die Pfarr und die Lorenzstraße zurück. Sämtliche Straßen waren mit weiß-blauen und schwarz-gelben (Stadtfarben) Flaggen und grünen Girlanden geschmückt. Längs der Häuser waren Waldbäume angebracht. „Die Stadt glich einem Garten.“ Durch den anhaltenden Regen war der Schmuck leider stark beeinträchtigt.
    Gegen 5 Uhr fand eine kgl. Tafel im Gasthof „zum goldenen Hirschen“ statt, zu welcher außer den Vorständen der kgl. Behörden Bürgermeister Münch, Fabrikant Steinhäußer als Vorstand des Gemeindekollegiums und verschiedene Adelige eingeladen waren.
    Um 6 Uhr setzte die Illumination der Stadt ein, welche die Straßen taghell erleuchtete. Gegen ¾ 8 Uhr fuhr der König trotz des heftigen Sturmes und er anhaltenden Regengüsse im halbverdeckten Wagen unter dem Jubel der Bürgerschaft und beständigem „Salutschießen“ die Ludwigstraße hinunter. Aus dem Rathaussaale erklang die Nationalhymne, auf den Türmen von St. Michael und auf dem Rathausturm sowie auf dem Platz vor der Kirche und vor dem Rathaus loderten bengalische Feuer in allen Farben auf.
    Der König fuhr hierauf zum Gebäude der Gartengesellschaft in der Marienstraße, wo der Stadtmagistrat durch die fürstlich-reußische Hofkapelle aus Schleiz und den gemischten Chor des Liederkranzes ein Festkonzert veranstalten ließ. Rechtsrat Lossow entbot dem König den Willkommensgruß. Zwischen den Musik- und Gesangsvorträgen unterhielt sich der König auch mit dem Dirigenten der Hofkapelle und mit dem Dirigenten des Liederkranzes, Kantor Helm. Kurz nach 11 Uhr nachts traf der Fürst wieder im Gasthofe ein, wo ihm die Landwehr unter Fackelbeleuchtung eine Serenade darbrachte. Der König hörte trotz des beständig herabströmenden Regens barhäuptig vom Balkon aus zu.
    Nachdem am 14. November vormittags der kgl. Leibarzt Geheimrat Dr. von Gietl das Stadtkrankenhaus besichtigt hatte, stattet demselben auch der König einen Besuch ab. Bürgermeister Münch und der Krankenhausarzt zeigten die moderne Einrichtung. Der König unterhielt sich mit den Diakonissen und mit den Kranken. Im Anschluß an den Besuch im Krankenhause besichtigte er die mechanische Baumwollspinnerei, die mechanische Weberei und Appreturanstalt von Georg Münch & Co. Sowie das Buntwebereigeschäft von Franck & Wunnerlich. Die geplante Rundfahrt durch die Stadt und die Besichtigung weiterer Gemeindeanstalten und Fabriken mussten infolge der Ungunst der Witterung angesagt werden.
    Am 14. November nachmittags fuhr der König mit seinem Sonderzug nach Bamberg weiter.
    Dem Armenpflegschaftsrat Hof hatte der Landesherr 1000 Gulden zur Verteilung an die Armen zustellen lassen. Dem fürstlich-reußische Kapellmeister und Musikdirektor Graner von Schleiz übermittelte er eine goldene Tabatiere und dem Hofkapellisten und Violinsolisten Groten eine goldene Vorstecknadel in Anerkennung ihrer ausgezeichneten Leistungen bei dem Festkonzert in der Gartengesellschaft."


    Quelle: https://www.facebook.com/group…malink/10154357282322795/

  • " Die treffliche Haltung der Stadt Hof in der schweren Zeit der preußischen Invasion und Okkupation wurde anerkannt und es wurde betont, dass das entschiedene „festhalten Hofs an der bayerischen Krone“ Seiner Majestät zu besonderer Genugtuung gericht habe.


    Ob es mit dem „Festhalten an der bayerischen Krone“ wirklich so weit her war oder ob sich nicht einige Hofer doch heimlich nach der als effizienter empfundenen preußischen Verwaltung der Jahre bis 1806 zurückgesehnt haben, mag dahingestellt bleiben.


    Insgesamt scheint man sich 1866 mit den „preußischen“Besatzern bereits nach wenigen Tagen sehr gut verstanden zu haben, wie folgende Dankadresse aus der dem „Anzeiger für Hof und Umgebung v. 28.7.1866“ belegt:
    “Dem Herrn Restaurateur Salomon Weidner sagen wir für die gute und freundliche Aufnahme und Bewirthung unseren schönsten Dank.
    Die gemüthlichen Altenburger Soldaten.“


    Überhaupt scheinen die Preußen nach dem am 23.07.1866 erfolgten Einmarsch in Hof den Krieg nicht mehr sehr ernst genommen zu haben. Bevor am 28. Juli der Weitermarsch angetreten wurde, ersuchte eines der Regimenter den Stadtmagistrat:
    „Nachdem am heutigen Tage die Helme von den beiden Bataillonen des Herzoglichen Regiments Anhalt auf Wunsch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs abgegeben und zur einstweiligen Aufbewahrung im oberen Rathaussaale vom Stadtmagistrat übernommen worden sind, ersucht das Regiment, welches morgen weiter vorrücken wird, gefälligst veranlassen zu wollen, daß die Helme des Herzogl. 2. Bataillons – 878 Stück – an den Kaserninspektor Hinze in Bernburg, die des Herzogl. 1. Bataillons – 960 Stück – an das Herzogl. Ersatzbataillon in Dessau abgesandt werden.“
    Anscheinend hielt man die immer als Symbol des preußischen Militarismus angesehene Pickelhaube nicht mehr für kriegsentscheidend und wollte sich für den Marsch in der Sommerhitze von diesem Ballast befreien. Der Magistrat sorgte auch geflissentlich für sorgfältige Verpackung und den Versand der kriegerischen Kopfbedeckungen per Bahn, es wird nicht berichtet, daß auch nur einer der Helme verloren ging.
    (StadtA Hof – A 1280 Korrespondenz zum preußisch-österreichischen Krieg -Commando d. Regiments Anhalt v. 28.6.1866)


    Grüße
    Jörg

    Fränkische Wahrheit: Zwei Besatzungsmächte haben wir gehabt - die Amerikaner und die Bayern. Die Amerikaner sind wir los.

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